"Ich bin irgendwo im großen Unbekannten.
Ich bin atemlos, nur damit du es weißt"
(Lane8 - Clarify)_________________________
Sobald Frau Jehner den Raum wieder verlassen hatte und die Tür hinter ihr ins Schloss fiel ging ich zu Robin ins Badezimmer.
„Sorry, aber ich hatte Bedenken, dass meine Lehrerin nicht geht bevor sie sicherstellen kann, dass ich auch wirklich nur auf Toilette war."
Dass ich so auch die Chance genutzt hatte aus dieser Situation zu entkommen, verschwieg ich ihm.
Robin nickte jedoch verständnisvoll und kam aus dem Badezimmer. Dann setzte er sich auf mein Bett.Als mein Blick auf mein Handy fiel, kam mir die Nachricht von heute Morgen in den Kopf und mir ging ein Licht auf.
Ich ging also zu meinem Handy, öffnete WhatsApp und setzte mich neben Robin.
„Ist das Paola?"Er nahm mein Handy las die Nachricht und runzelte die Stirn. Dann drückte er auf das Profil und nickte anschließend.
„Ja, ziemlich sicher."
Er holte sein Handy raus und klickte auf WhatsApp.
Mein Profilbild war ganz oben. Wenn ich es in den kurzen Momenten richtig erkannt hatte, war mein Kontakt angepinnt und er hatte mich mit einem Herz eingespeichert. Nur das was davor stand konnte ich nicht erkennen, denn er scrollte runter um den Kontakt von Paola zu finden. Es interessierte mich wirklich, wie er mich eingespeichert hatte.Er brauchte nicht lange suchen, denn sie hatte ihm erst vorgestern geschrieben, aber als er auf den Kontakt klickte sah ich, dass ein überwiegender Teil der letzten Nachrichten von ihr kamen.
Irgendwie kribbelte es mir in den Fingern und ich würde zu gerne wissen wollen, was die beiden geschrieben hatten.
Robin öffnete ihren Kontakt und verglich die Nummern.
„Ja, das ist sie."
Er schien verwundert.
„Was will sie von dir? Du hast doch nichts damit zu tun."„Naja, ich bin deine Freundin, oder?"
Ich hätte mir am liebsten auf die Zunge gebissen, aber ich hatte schneller gesprochen als gedacht. Wobei es war ja richtig, aber nach dem Streit war es ein wenig komisch das so zu sagen.Nach meinem Satz lächelte Robin verlegen.
„Ja, das bist du. Aber da kann sie nichts dran ändern und es ist meine Entscheidung. Ich muss dringend mit ihr reden, unmöglich dass sie dir sowas schreibt."
Ich lächelte und versuchte nicht rot zu werden. Seine Worte berührten mich und machten mich glücklich. Aber mir lag noch etwas anderes auf der Zunge.
„Woher hat sie meine Nummer?"Robin zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß es nicht."
Er pausierte kurz.
„Wobei, wir hatten gestern so einen Gemeinschaftsabend und als ich kurz hochgegangen war, um Chips zu holen, hatte ich mein Handy unten liegen gelassen.
Aber sie hat es sich doch nicht einfach genommen, oder? Ich traue ihr viel zu, aber das wäre schon sehr skrupellos von ihr gewesen."
Robin führte seine Gedanken weiter, da ich ihn nicht unterbrochen hatte.
„Ich muss unbedingt mit ihr sprechen, das Verhalten ist unmöglich. Sie war schon das erste Mal als sie dich gesehen hat irgendwie komisch und hatte mich am nächsten Morgen danach gefragt wer das war."„Sie kennt mich?"
Ich hatte ja auch das Gefühl, dass ich sie schonmal gesehen hatte. Aber es verwirrte mich doch, dass sie mich kannte.
„Naja kennen wäre übertrieben. Aber wir sind ihr an dem einen Abend über den Weg gelaufen, als wir das erste Mal bei uns im Hotel waren und Flaschendrehen gespielt haben."
Und dann ging mir erneut ein Licht auf und ich wusste wieder woher sie mir bekannt vorkam, warum ich da nur nicht früher draufgekommen bin.
Innerlich schlug ich mir die Hand vor den Kopf.Robin stand auf und dann rutschten mir meine Gedanken raus.
„Darf ich wissen was ihr geschrieben habt?"
Ich pausierte, weil ich wusste wie doof das rüberkam.
„Ich... das soll nicht so rüberkommen, wie es sich anhört, aber... keine Ahnung, irgendwie..."
Verzweifelt versuchte ich mich zu erklären. Ich hoffte, dass es nicht zu blöd rüberkam.Robin setzte sich wieder und gab mir sein Handy.
„Alles gut, ich kann dich gut verstehen."Bevor ich auf Paolas Profil drückte konnte ich einen Blick auf die anderen Kontakte erhaschen.
Der einzige weitere Kontakt den er angepinnt hatte, war seine Mutter.
Und als ich sah, dass er mich als "everything" eingespeichert hatte, musste ich mich zurückhalten nicht loszulächeln.Ich zitterte leicht als ich den Chat öffnete.
Robin nahm sein Handy wieder und scrollte ein ganzes Stück nach oben bis Ende August.
Die Nachricht davor waren von Februar. Also hatten sie knapp ein halbes Jahr gar nicht geschrieben.
„Hier, da hatte sie mich das erste Mal nach unserer Trennung wieder angeschrieben."
Er gab mir das Handy wieder.'Heyyyy Robin. Kommst du mich morgen vor der Schule abholen? Ich freue mich, dass die Ferien zuende sind und ich dich endlich wiedersehen kann.'
Er hatte nicht geantwortet.
Dann hatte sie ein paar Mal gefragt ob er sich mit ihr treffen will und dass sie ihn vermisse, aber darauf war er nie wirklich eingegangen und soweit ich es rauslesen konnte, hatten sie sich auch nie getroffen. Zumindest nicht alleine, sie waren nur zweimal auf der gleichen Party gewesen.Vor etwa zwei Wochen begann sie immer öfter ihn anzuschreiben. Sie schrieb wie sehr sie sich auf die Abschlussfahrt freute.
Robin hatte zeitweise auf ihre Nachrichten geantwortet aber nur kurz und manchmal hatte er gar nicht geantwortet.
Und dann kam vermutlich der Abend an dem sie mich das erste Mal gesehen hatte.
'Oh, fleißig Mädchen am abschleppen?'
Er hatte nicht geantwortet.Dann hatte sie ihn daran erinnert wie schön ihre Beziehung doch war, aber Robin hatte nur geantwortet, dass sie ihn im Nachhinein sowieso nur betrogen hatte.
Daraufhin rechtfertigte sie sich, dass ihr neuer sie auch verlassen hatte.
Wie auch immer das so etwas rechtfertigen sollte.
Robin tat mir leid, als ich das las. Ich wusste bisher nicht, dass Paola ihn betrogen hatte. Beziehungsweise ganz allgemein, dass er schonmal betrogen worden war. Ich konnte mir nur ansatzweise vorstellen wie schlecht es ihm in dieser Zeit ergangen sein muss.Als Robin schrieb, dass er ohne sie glücklich sei, fragte sie, ob er mit der 'italienischen Bekanntschaft' glücklicher sei und antwortete er mit einem simplen "Ja". Irgendwie machte mich diese Antwort glücklich, aber ich versuchte meine Emotionen zu verstecken.
Sie hatte ihm darauf ziemlich schnell geantwortet.
'Naja, so Bekanntschaften im Urlaub halten ja nicht lange.'
Er fragte sie ob sie eifersüchtig sei und sie bejahte die Aussage.
'Dann hättest du dir das früher überlegen sollen.''Lass das Mädchen gehen und ich kann dir alles geben was du willst.'
'Kannst du nicht, denn ich empfinde für sie etwas, was ich für dich nie empfunden hatte.'
Mein Magen kribbelte und ich wurde rot.Sie hatte darauf nicht mehr geantwortet, erst gestern wieder.
'Dein so wundervolles Mädchen ist ja scheinbar ziemlich schnell abgehauen.'
Er hatte nicht geantwortet.
Ihre nächste Nachricht kam heute Nacht, es musste etwa zum gleichen Zeitpunkt sein wie die Nachricht die an mich ging.
'Ich vermisse dich Honey.'Er hatte heute Morgen geantwortet.
'Kannst du es bitte einfach sein lassen? Ich habe für deine Spielchen keine Nerven übrig.'
Darauf kam keine weitere Nachricht, also gab ich ihm das Handy wieder.„Ich gehe jetzt, ich muss das mit Paola klären."
Er stand auf und ging zur Tür, zu welcher ich ihn begleitete.
Bevor er ging, gab er mir einen Kuss auf die Stirn.
Ich schaute ihm hinterher und schloss dann hinter ihm die Tür.Er hinterließ ein reines Gedankenwirrwarr in meinem Kopf.
Ich glaubte ihm, wie sollte ich auch nicht, nachdem ich die Nachrichten gelesen hatte. Aber irgendwie konnte ich trotzdem keinen klaren Gedanken fassen.
Alles war ein bisschen zu viel, zu unerwartet und ich brauchte einfach Zeit um das Geschehene zu verarbeiten.

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dieci giorni
Storie d'amoreSvenja und ihre Freundinnen fliegen Mitte September für zehn Tage nach Neapel auf Abschlussfahrt. Kurz vor der stressigen Zeit des Abiturs können sie dem Alltag entfliehen, feiern und neue Leute kennenlernen. Svenjas Lehrerin scheint das jedoch and...