20 - A Billion Sorrys

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"Du weißt, dass ich Angst hatte, dass es endet."
(Matt Cornett - A Billion Sorrys)

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Als ich Robin sah fing ich an zu lächeln. Er schaffte es immer wieder auf neue und das obwohl es mir gar nicht danach war zu lächeln. Gerade, weil er der Grund für das Gefühlschaos in mir war.

"Darf ich reinkommen?"
Robin war sichtlich nervös. Er ging sich nicht zum ersten Mal durch die Haare und seine Stimme zitterte.
Ich nickte nur als Antwort, denn es hatte mir die Sprache verschlagen. Es war mehr als unerwartet, dass er vor der Tür stand.
Er kam rein und ich schloss hinter ihm die Tür.
Ich nahm seine Rosen an. Sie dufteten herrlich, ein bisschen nach Frühling, als wären wir gerade erst am Anfang des Jahres. Sie erinnerten mich an den Traum von letzter Nacht.

Robin schaute mich unsicher an.
„Können wir... können wir reden?"
In der gesamten letzten Woche hatte ich Robin nie so verunsichert gesehen. Er meidete Augenkontakt zu mir, aber seine brüchige Stimme verriet mir, dass es ihm nicht wirklich gut ging.

Ich nickte.
„Äh ja klar, sollen wir auf den Balkon? Da haben wir ein wenig mehr Ruhe."

„Lasst euch Zeit, wir machen in der Zeit das Referat fertig."
Ennie erklärte sich dazu bereit und Finja nickte ihr zustimmend zu. Sie wussten beide, dass Robin und ich kurz mal unter uns sein mussten.
„Danke."
Ich flüsterte das Danke den beiden so leise zu, dass es fast nur eine stumme Lippenbewegung war.

Robin hatte in der Zwischenzeit die Balkontür geöffnet und deutete mir mit der Hand vorzugehen.
Ich ging raus auf den Balkon.
Die Sonne von heute Morgen hatte sich hinter einigen grauen Wolken versteckt. Da es aber nicht regnen sollte und es relativ warm war, konnten wir uns gemütlich auf den Balkon setzen.

Ich wartete darauf, dass er das Gespräch begann, immerhin war er hierhergekommen und ich wollte wissen was er zu sagen hatte.
Er starrte in den Himmel und schien nach den richtigen Worten zu suchen.
"Svenja..."
Ich schaute ihn an und es war das erste Mal seit gestern, dass unsere Blicke sich wieder trafen.
Aber nur für den Bruchteil einer Sekunde, denn dann schaute er schnell weg, als wäre es ihm unangenehm.
„Hör zu... Es tut mir leid. Ist es wegen Paola?"

Ich schaute ihn fragend an, ich kannte keine Paola.
„Groß, lange honigblonde Haare, sonnengebräunter Teint."

Weiter brauchte er Paola nicht beschreiben, denn mir war bereits nach den drei Punkten klar, dass er das Mädchen von gestern beschrieb.
„Du meinst die, die sich gestern ganz unauffällig an dich rangemacht hatte?"
Ich lachte gefaket und wendete meinen Blick von ihm ab.

„Ich meine die, die meine Ex-Freundin ist."
Bei diesem Satz drehte ich meinen Kopf wieder in die andere Richtung und schaute ihn etwas verwundert an. Das hatte ich nun wirklich nicht erwartet.
„Ex-Freundin? Seit wann? Heute Morgen?"

„Autsch."
Er schluckte.
War das zu hart? Es war nicht die beste Antwort gewesen, das war mir klar. Aber es war das erste was mir in den Kopf gekommen war.

„Svenja, warum sollte ich eine andere Freundin außer dir haben, wenn du doch alles bist was ich brauche."
Da waren sie wieder, die Schmetterlinge die in meinem Magen Saltis machten.

„Und um deine Frage zu beantworten; wir sind seit knapp einem dreiviertel Jahr getrennt."
Jetzt schluckte ich. Das war ebenfalls unerwartet. Aber ersichtlicher wurde mir die Situation nicht. Wenn sie doch so lange getrennt waren, warum sollte sie sich jetzt an ihn ranmachen? Die beiden hatten gestern Händchen gehalten und sie hatte ihn geküsst.
„Und warum sollte sie sich dann jetzt an dich ranmachen? Warum habt ihr euch getrennt?"

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