23 - Der Keller von Haus 6
Am darauffolgenden Dienstagnachmittag folgten Hope und Grischa Jela eilig über das Gelände des Internats. Es war fast sechs Uhr abends und sie hatten keine Ahnung, wo Jela hinwollte, aber sie hetzte zwischen den Jungenhäusern hindurch.
„Wohin genau gehen wir eigentlich?", fragte Hope seufzend, als ihre Freundin um die nächste Ecke stob. Grischa und Hope tauschten einen fragenden Blick und ein Schulterzucken.
„Haus 6." Jelas Augen scannten die Hausnummern an den Wänden der Gebäude. „Ich kann es nicht fassen, dass ich seit viereinhalb Jahren hier lebe und eines von zehn Häusern nicht finde!"
„Da sind wir vor zehn Minuten dran vorbeigelaufen.", klagte Grischa. Hope nickte – das hätte sie Jela auch verraten können, denn es war das Haus, wo Ollie früher gewohnt hatte. Sie und Amélie waren oft dort gewesen, besonders, als die beiden noch umeinander herumgetänzelt waren.
„Was, echt?" Jela hielt in ihrer Suche inne. „Na dann, auf zurück!"
Sie stürmte in die entgegengesetzte Richtung los und Hope und Grischa beeilten sich, ihr zu folgen. Hope fühlte sich ein bisschen, wie ein Herrchen, das seinem verrückt gewordenen Hund hinterherlief.
„Jela, warum suchen wir Haus 6?", fragte sie erneut, auch wenn sie keine ernsthafte Antwort erwartete – warum sollte sich daran in der letzten Viertelstunde was verändert haben?
„Weiß ich nicht.", gab Jela jetzt fröhlich zurück und Hope verdrehte die Augen.
„Da vorne ist es." Grischa deutete auf ein Haus. Jela blieb davor stehen und musterte es, bevor sie nickte. Hope erreichte die beiden einige Sekunden später, etwas außer Atem.
„Verrätst du uns jetzt, was wir hier wollen?", fragte sie anklagend.
„Also, Alla hat mir den Tipp gegeben, hier mal vorbeizuschauen.", erklärte Jela, während sie das Haus musterte. Etwas leiser ergänzte sie: „Eigentlich hat sie gesagt, wenn ich mich wieder alleine fühle, aber ich wollte nicht allein gehen."
„Ok." Hope blinzelte. Das war...nett? Es erklärte auch, wieso sie eigentlich nur Hope gefragt hatte, ob sie mitkommen wollte. Als Grischa neugierig geworden war und sich erkundigt hatte, ob er sie ebenfalls begleiten durfte, hatte sie nur mit den Schultern gezuckt. Er hatte sich ihnen angeschlossen mit der scherzhaften Aussage, dass es ja nicht sein könne, dass seine Freundin mehr Zeit mit seiner Schwester verbrachte als mit ihm. Diese Aussage hatte Hope einen leichten Stich versetzt und jetzt fühlte sie sich ein bisschen schuldig. Sie schob den Gedanken beiseite und fragte: „Hat Alla sonst noch irgendwas gesagt?"
Jela schüttelte den Kopf und wuselte wieder los, auf der Suche nach dem Kellereingang, von denen jedes Haus einen hatte. Hope wusste ehrlich gesagt nicht so genau, was bei den anderen Häusern dort war, Haus 4 beherbergte dort einen Billardtisch und eine Tischtennisplatte. Jela klopfte gegen die Tür.
Gespannt warteten die drei einige Sekunden. Nichts geschah. Probehalber drückte Grischa die Klinke hinunter. Die Tür schwang auf und gab den Blick auf eine schmale Treppe frei. Grischa stieg sofort nach unten, Hope und Jela tauschten einen kurzen Blick, dann folgten sie ihm.
Die Treppe war wenige Meter lang, unten war eine weitere Tür, hinter der gedämpfte Musik zu hören war. Grischa öffnete auch diese und blieb überrascht stehen.
„Was ist?", drängelte Hope hinter ihm. Das riss Grischa aus seiner Schockstarre und er stieg aus dem Gang, den Weg für Hope freimachend, der jetzt ihrerseits ein klein wenig die Kinnlade herunterklappte.
Der Raum war nicht besonders groß, vielleicht so groß, wie ein Gemeinschaftsraum. Er war hell erleuchtet und kaum hatten sie die Tür geöffnet, konnten sie auch das Geschnatter vieler Gespräche hören, Musik im Hintergrund. Die Dekoration war...bunt.
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Schmetterlinge fürchten sich nicht
Jugendliteratur(vorher veröffentlicht als "Schritte im Sand") Hope ist hin und weg, als sie die Kudrjawzew-Zwillinge kennenlernt. Denn die beiden rütteln ihr monotones Internatsleben ganz schön wach. Während Jela ihr mit ihren Russischvokabeln hilft und sich zwisc...