"Was soll das denn sein?" "Na, ein Glücksbringer." Bella hatte einen interessanten Gegenstand auf meinen Schoß fallengelassen, als sie zu mir in den Gryffindor Gemeinschaftssaal kam. Auf mein Stirnrunzeln hin fuhr Bella fort: "Für dein Spiel nächste Woche." "Verstehe. Du glaubst also an diesen Aberglauben, dass der hier mir hilft alle Angreife abzuwehren und unser Team zum Sieg zu führen?" Bella rollte mit den Augen. "Schon klar, es ist eigentlich Quatsch, aber trotzdem, man weiß ja nie." "Ist das so ein typisches Muggel-Ding?", überlegte ich scherzhaft. "Halb-Muggel", korrigierte sie mich. "Aber ja, das ist so ein typisches Muggel-Ding." "Okay. Wie auch immer, das Spiel werden wir auf jeden Fall gewinnen und ich weiß deine Mühe sehr zu schätzen. Danke." Ich lächelte und steckte den Glücksbringer ein. "Was hast du für heute noch so geplant?", fragte ich sie in der Hoffnung etwas Zeit mit ihr verbringen zu können. "Nicht viel." "Hast du Lust mit nach Hogsmeade zu kommen? Ich brauche neue Schreibfedern und vielleicht könnten wir anschließend beim Honigtopf vorbeischauen. Du weißt schon, weil ja bald wieder die Prüfungen anfangen. Da kann man Süßigkeiten brauchen." "Allerdings. Ich weiß genau wovon du sprichst. Nervennahrung ist immer gut", erwiderte Bella. "Also ist das ein Ja?" Sie nickte. "Deine Schreibsachen kannst du bei Schreiberlings Federladen besorgen. Die haben da sogar Pfauenfedern. Die sehen richtig toll aus. Ich glaube, ich kaufe mir mal welche."
"Und dann hab ich zu ihr gesagt: Aber das geht doch so nicht, denn was wäre, wenn du hinfällst?" Bella lachte und sah mich erwartend an, doch ich hatte nichts mitbekommen, weil ich so in Gedanken war. "Tut mir leid. Was?" Sie blieb für einen Moment stehen, sah mir in die Augen, atmete tief ein und fragte: "Was ist los Oliver? Denkst du, ich merke nicht, dass was nicht stimmt?" Lächelnd drehte ich mich zu ihr. "Ach, ich konnte nur nicht aufhören daran zu denken, dass das das erste Quidditchspiel von mir sein wird, bei dem meine Mum dabei ist. Es war echt toll, als wir uns endlich ausgesprochen haben, aber was, wenn ich voll versage und ich sie enttäusche? Ich meine, das ist die Chance ihr zu zeigen, dass Quidditch das Richtige für mich ist und wie gut ich darin bin. Wenn ich am Dienstag scheitere, dann wird sie sich sicher wieder auf Dads Seite stellen und gegen mich sein." Bella nickte und sagte: "Du musst das realistisch sehen. Du bist ein super Spieler und wenn du dich noch erinnerst, letztes Jahr da hattest du so viel Angst, du würdest es nicht hinkriegen, aber am Ende hast du es allen gezeigt und gewonnen. Es wird schon alles gut gehen und wenn nicht, dann ist das halt so. Wie auch immer, ich bin für dich da und denk dran, deine Mum kommt zum Spiel, weil sie eure Beziehung verbessern will und nicht, um dich zu kritisieren und sie dadurch zu verschlechtern. Ich habe das Gefühl, dass sie dir wirklich vertraut und an dich glaubt. Genau wie ich." Ich sah vom Boden auf und blickte ihr in ihre wunderschönen Augen: "Oh Mann. Du hast das mit dem Motivieren echt drauf. Danke dir. Du hast Recht. Ich darf nicht alles so negativ sehen. Und zum Glück kommt ja nur meine Mum zum Spiel, was die Sache einfacher macht, als wenn mein Dad oder so auch kommen würde." Ich wollte schon beruhigt weitergehen, doch Bella sah verdächtig weg und blieb nach wie vor wie angewurzelt stehen. "Bella, was ist?", fragte ich verunsichert. Sie sah langsam wieder zu mir und sagte vorsichtig: "Naja, es kann sein, dass ich ganz aus Versehen meine Familie zu dem Spiel eingeladen habe. Und sie freuen sich alle schon darauf... Ähm..." "Ähm was? Worauf?", hakte ich nach. "Darauf dich spielen zu sehen und dich kennenzulernen." Meine Augen weiteten sich und ich sah sie schon fast vorwurfsvoll an. "Was? Wieso? Ich meine, je mehr Leute zu dem Quidditchspiel kommen, desto besser, aber warum wollen sie mich kennenlernen?" Bella antwortete schlagfertig: "Wieso wollten mich deine Eltern denn kennenlernen? Komm schon, es ist ja nur ein Treffen. Sie wollen ja nicht mal essen gehen oder sowas. Einfach nur kurz "Hallo, wir sind Bellas Familie." "Hallo, ich bin Oliver. Freut mich Sie kennenzulernen." "Ja, uns gleichfalls." "Okay, man sieht sich." "Ja, man sieht sich. Bis dann." "Bis dann." Und das war's auch schon. Alles ganz zwanglos, verstehst du?" "Na schön, das ist in Ordnung. Und wenn ich bedenke, was dir meine Eltern zugemutet haben letztes Jahr ist das nur fair und es kann ja nur besser werden, richtig?" Bella stimmte zu und wir betraten den Schreiberlings Federladen. "Übrigens musst du meine Familie nicht groß beeindrucken. Meine Oma war noch nie bei einem Quidditchspiel, obwohl meine Mum damals ein paar Spiele hatte, als sie auf Hogwarts war. Also ist das sozusagen für sie eine Premiere und da sie nichtmal die Spielregeln kennt, kannst du nichts falsch machen", versicherte Bella, was mir eine Menge Druck nahm. "Dann hoffe ich mal, dass ihr das Spiel gefallen wird", meinte ich und sah mich im Laden nach Schreibzeug um. "Genau das ist die richtige Einstellung."
Die Woche war vergangen wie im Flug und schon standen die Gryffindors und Slytherins auf dem Feld. Die Kapitäne der zwei Teams schüttelten sich die Hände und stiegen auf ihre Besen. "Möge der Bessere gewinnen", rief der Kapitän der Slytherins Charlie zu, als dieser schon etwas weiter weg war. "Ja, möge der Bessere gewinnen", stimmte er zu und schon waren beide oben in der Luft. Ich konnte meine Mum und Bella auf der Tribüne sehen und winkte ihnen zu. Mum winkte mit einem strahlenden Lächeln auf dem Gesicht zurück, aber Bella bemerkte mich nicht. Eine etwas ältere Person, die neben einer jüngeren Frau saß sagte etwas zu Bella. Diese antwortete ihr lachend. Bellas Lachen brachte meinen Mund ebenfalls zu einem Lächeln, was mir erst auffiel, als Andrew, ein Quidditch-Spieler aus meinem Team fragte, warum ich so grinste. Ich errötete und er stieg sofort dahinter, was los war und folgte meinem Blick zur Tribüne, wo Bella saß. "Du und Bella, Wood?", bohrte er nach, doch anstelle einer Antwort bekam mein Gesicht einen dunkelroten Farbton, dann fasste ich mich wieder. "Was? Mach dich nicht lächerlich. Wir sind nur befreundet", behauptete ich. Andrew nickte vielsagend. "Ja, ist klar." Diesen Kommentar ignorierte ich und konzentrierte mich auf das Spiel. Madam Hooch blies in ihre Pfeife, die den Spielbeginn kennzeichnete. "Also dann. Ich möchte ein faires Quidditchspiel sehen!", rief sie uns von unten zu, doch jeder von uns wusste, dass jetzt etwas schiefgehen würde, denn das war immer so, wenn sie diesen Satz sagte. Charlie sah zu mir und bildete mit seinem Mund die Worte "Viel Glück". Ich nickte ihm zu und flog anschließend zu den Torringen, als mir auf einmal ein Gedanke durch den Kopf schoss. Anzunehmen, dass etwas Schlimmes passieren würde, nur wegen Madam Hoochs Worten war genauso ein Aberglaube wie Bellas Glücksbringer. Darüber könnte sie sich also genauso lustig machen. Ich holte den Anhänger aus meinem Trikot, wo ich ihn hineingetan hatte, nachdem Bella ihn mir gegeben hatte. Der Anhänger war in der Form eines Besens und in den Gryffindor-Farben. Ich lächelte, steckte ihn wieder ein und verfolgte das Spiel.
Bryson Walsh, ein Jäger des gegnerischen Teams, warf den Quaffel zu Maggie Brown, die elegant um die Jägerin der Gryffindors Lana Murphy herumflog, um ihn in den mittleren Ring zu treffen. Ich fing den Ball und warf ihn Lana zu, die ihn wiederum zu einer anderen Jägerin unseres Teams zuspielte, welche den Quaffel so schnell sie konnte in einen der Ringe der Slytherins warf. Der Kommentator verkündete: "10 Punkte für Gryffindor!" Die Menge jubelte und applaudierte begeistert. Ich klatschte, doch kaum sah ich für eine Sekunde weg, flog auch schon ein Klatscher angriffslustig auf mich zu und ich musste mich schnell ducken, um nicht getroffen zu werden. Ich hatte Glück und er traf stattdessen einen Spieler der Slytherins. "Sorry, Wood!", rief mir der Treiber George Ryan zu. "Alles okay!", meinte ich und holte tief Luft bevor ich mich auf den nächsten Angriff vorbereitete. Dieser ließ nicht lange auf sich warten und ich wehrte ihn ab, indem ich den Ball mit meinem Bein wegstieß. Die Jäger meines Teams mussten weiter nach unten fliegen, um ihn zu erwischen. Ich musste zugeben, dass das nicht meine beste Abwehr war, doch immerhin besser als ein Tor. Das weitere Spiel verlief reibungslos, wenn man davon absah wie schlecht unsere Treiber dieses Jahr waren. Ich fragte mich, was aus meiner Strategie geworden war, die Charlie und ich allen vorgestellt hatten. Wahrscheinlich hatten sie sie nur vergessen vor lauter Aufregung, doch wozu gab ich mir die Mühe? Seit Wochen schon hatte ich Charlie Vorschläge gegeben zu unserer Taktik und dann, als er endlich zufrieden mit einer Strategie von mir war, vergaßen die Spieler sie! Bella meinte zwar, ich soll nicht immer so viel verlangen, aber es ging hier ums Gewinnen. Immerhin hatten wir einen superguten Sucher. Charlie Weasley gab heute wirklich sein Bestes und es machte den Eindruck, dass er sein letztes Schuljahr genoss. Er wird mir fehlen nächstes Jahr, dachte ich leise. Schließlich war er der einzige im Team, der nicht jedes Mal mit den Augen rollte, wenn ich wiedermal über Taktiken sprach. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie Charlie zielstrebig wegflog. Scheinbar hatte er den Schnatz gesichtet und ich wusste, es dauerte nicht lange, dann hatte er ihn schon gefangen. Ich setzte mich aufrecht auf meinen Besen und verfolgte ihn mit meinem Blick. Die Gryffindor-Fans auf der Tribüne machten sich bereit in die Luft zu springen. Plötzlich kam ein Klatscher wie aus dem Nichts auf Charlie zu. Bei dessen Ausweichmanöver rammte er versehentlich Andrew, der im Begriff war Lana den Quaffel zuzuwerfen. Gleichzeitig wurde Andrews Arm von dem Klatscher mit solch einer Wucht getroffen, dass er laut aufschreien musste, die Leute auf der Tribüne den Blick von Charlie wendeten und aufstanden, der Kommentator in sein Megafon ein schmerzhaftes "UH!" zischte und Andrew anschließend vom Besen kippte. Er traf unsanft auf dem Boden auf. Den Schnatz in der Hand haltend schaute Charlie zurück zu Andrew und konnte nicht fassen, was passiert war. Madam Hooch kümmerte sich darum den Klatscher zu bändigen und alle Quidditch-Spieler stiegen von ihren Besen. Mein Team, mich eingeschlossen, lief ängstlich zu Andrew. Die Slytherins folgten uns neugierig. Sie sahen den verletzten Jungen mit großen Augen an und überraschenderweise lachte nicht einer von ihnen oder kommentierte die Situation. Jeder wusste, es war ernst. "Lebt er noch?", stieß Charlie panisch hervor und packte mich beim Arm. "WOOD! HABE ICH IHN UMGEBRACHT?"
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Oliver Wood - Quidditch: Sieg oder Niederlage
FanfictionDie Geschichte handelt von Oliver Woods ersten Schuljahren in Hogwarts. Seit er denken kann träumt dieser davon einmal Quidditch-Spieler zu werden. Mithilfe von gut durchdachten Strategien, dem richtigen Team und Kapitän, versucht er sich immer meh...