Verliebte Weihnachten

195 7 8
                                    

"Ach, auf einmal willst du nicht mehr mit mir darüber streiten?", entgegnete ich Dad. Dieser zögerte. "Tut mir leid mein Sohn, dass du in den letzten Jahren nicht die Unterstützung bekommen hast, die du vielleicht gebraucht hättest. Das war meine Schuld." Ich dachte erst, ich hatte mich verhört. Das war das erste Mal, dass er sich bei mir entschuldigte; genau deswegen wusste ich, dass er es ernst meinte. Doch wieso kam diese Entschuldigung erst jetzt? Als hätte er meine Gedanken gelesen, meinte Dad: "Alles was ich wollte, war, dass du dir darüber im Klaren bist, was alles passieren kann, wenn du diesen Beruf wählst. Du hast dir darüber Gedanken gemacht und dich trotzdem dafür entschieden. Genau darum ging es bei all den Streiten. Ich wollte einfach, dass du dir sicher bist, mein Sohn." Ich nickte langsam. Was er sagte machte Sinn, auch wenn ich seine Argumente nicht zu Hundertprozent nachvollziehen konnte. Doch das spielte keine Rolle. 

Mum, Dad und ich saßen noch bis spät in die Nacht auf der Coach und unterhielten uns. Es war das erste Mal, dass wir uns so gut verstanden und vor allem, dass es keinen großen Streit vor dem Schlafengehen gab. Das tat unsere Familie gut. Überraschenderweise passierte auch nichts dergleichen an Weihnachten. Ich erwartete, dass es wenigstens an diesem Tag Streit geben würde, doch nichts geschah. Es war wie ein Wunder. Gewissermaßen wie ein Weihnachtswunder. 

Als der zweite Weihnachtsfeiertag anbrach, stieg ich aus dem Bett. Bei einem Blick aus dem Fenster bemerkte ich, dass es draußen wie verrückt schneite. Es wäre ein wunderschöner Anblick gewesen, wenn ich in Gedanken nicht bei Bella und unserem Streit vor den Ferien gewesen wäre. Nachher würde ich zu ihr und ihrer Familie fahren. Zu Bella, die im Moment jeden lieber sehen würde als mich und zu ihrer Familie, die mich gerade mal so akzeptierte. 

Während der Autofahrt musste ich meinen Eltern versprechen, sie öfter zu besuchen oder zumindest häufiger Briefe zu schicken. Dad hatte sich wohl wirklich vorgenommen, einen besseren Kontakt mit mir zu pflegen. Als wir vor Bellas Haus waren, stieg ich aus dem Auto, verabschiedete mich und klopfte an die Haustür. Jamie öffnete sie und rief seine Eltern. "Hey Olli, hab schon auf dich gewartet. Bella ist drinnen und nervt wie immer. Gut, dass du jetzt da bist. Schaff sie mir bitte vom Hals." Ich lächelte ihn an. "Freut mich auch dich zu sehen, Jamie." Hinter ihm tauchte seine Mum auf. "Hallo Oliver, schön dich zu sehen. Die anderen sind alle im Wohnzimmer und Bella versteckt gerade die Plätzchen, bevor ein gewisser Jemand noch mehr davon isst." Sie blickte zu Jamie, der abwehrend seine Hände hochnahm. "Ich hab doch gar nichts gemacht." "Jaja. Komm schon James, geh rein und hilf deinem Dad beim Tischdecken. Es gibt gleich Essen." Sie bat mich herein und nahm mir den Mantel ab. "Na Oliver, hast du gut hergefunden?", fragte sie und schloss die Tür hinter mir. "Ein paar Straßen waren wegen dem Schneesturm gesperrt, aber im Großen und Ganzen ja", beantwortete ich ihre Frage. Wir gingen ins Wohnzimmer. In dem Raum befanden sich sechs Personen. Bellas Dad und ihre Oma kannte ich schon. Zwei ältere Herren, der eine mit einem langen, der andere mit einem kurzen weißen Bart, und eine Frau mit Bob saßen auf der Couch. Ein jüngerer Junge, ungefähr in Jamies Alter und mit blonden etwas längeren Haaren, ging gerade in die Küche, als ich das Wohnzimmer betrat. 

"Oliver! Schön, dass du kommen konntest!", begrüßte mich Mr Clarks. Die älteren Personen im Raum blickten auf, aber außer einem langen Anstarren passierte nichts weiter. "Du bist ja echt gekommen", sagte eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und musste augenblicklich lächeln bei dem Anblick der Person. Es war Bella. Sie trug ein wunderschönes rotes Kleid mit langen Ärmeln und Schleifen. Sie ging zu mir und begrüßte mich mit einem kurzen "Hi". Dann schaute sie auf die Box, die ich in den Händen hielt und völlig vergessen hatte. "Was ist das?", fragte sie mich. "Oh, das? Ähm, ich hab mit meiner Mum Shortbread gebacken." "Du bäckst?", fragte Ms Clarks. "Nicht oft. Bin meistens mit Quidditch beschäftigt. Ich bring die Box mal in die Küche", meinte ich und ging ein Zimmer weiter. 

Oliver Wood - Quidditch: Sieg oder NiederlageWo Geschichten leben. Entdecke jetzt