Bellas Perspektive:
Aleen lag gerade in ihrem Bett und starrte gelangweilt an die Decke, als ich ins Zimmer kam und sie begrüßte. Meine Mitbewohnerin richtete sich auf. "Hi. Wie geht's? Ich hoffe, du hast irgendwelche Neuigkeiten. Mir ist so langweilig. Hast du gewusst, dass die Wand ein Muster hat?", fragte sie. "Ich glaube, wenn man lang genug an die Wand starrt, sieht man irgendwann alles, was man will", entgegnete ich lachend. "Vermutlich. Gibt es eigentlich was Neues von deiner Familie?", erkundigte sie sich gespannt. Seitdem ich Aleen davon erzählt hatte, was während des Quidditch-Spiels los war und was passiert war, als ich meine Verwandten deshalb zur Rede gestellt hatte, drängte sie auf Neuigkeiten. Oliver gegenüber verschwieg ich diesbezüglich einige Details, aber das aus gutem Grund. Ich brauchte jemanden zum Reden, nachdem meine Familie mir diese ganzen Sachen verriet, aber ich war noch nicht bereit es ihm zu sagen. Mein Kopf war nicht eine Sekunde lang still, seitdem ich erfahren hatte, was sie mir mein ganzes Leben lang verheimlicht hatten. "Alles beim Alten", meinte ich. "Hast du es Mr. Quidditch gesagt?", fragte Aleen. "Nein. Vielleicht werde ich es ihm nie sagen." "Aber früher oder später wird er es doch eh erfahren. Allerspätestens, wenn du ni..." Ich schnitt ihr das Wort ab: "Moment mal. Ich weiß doch noch gar nicht, ob ich das machen werde. Alles was ich weiß, ist dass ich noch nicht mal bereit bin ihm davon zu erzählen. Gerade will ich einfach nur viel Zeit mit ihm verbringen", gestand ich. "Aber wieso erzählst du es ihm nicht einfach? Als dein bester Freund sollte er doch wissen, was du - höchstwahrscheinlich - vorhast. Oder sagst du es ihm gerade deswegen nicht? Glaubst du ernsthaft, er wird schlimmer reagieren als ich?" Ich zog die Augenbrauen hoch. "Ähm ja. Du warst einfach nur überrascht." "Was? Ich bin danach geschlagene zwei Stunden im Zimmer hin- und hergegangen und hab ununterbrochen die Worte Als ob vor mich hingemurmelt. In dieser Zeit hab ich wahrscheinlich mehr Sport gemacht, als während jedes Quidditch-Trainings." Aleen war Reservespielerin bei den Gryffindors. Als Hüterin hatte sie jedoch nicht so oft die Gelegenheit im Team zu spielen, weil Oliver seine Sache sehr gut machte. "Lass uns von was anderem reden bitte. Wenn ich noch mehr über diese Sache nachdenke komme ich nie wieder zur Ruhe." "Na gut", sagte Aleen bockig und legte sich wieder hin. Da schoss ein Gedanke in meinen Kopf. "Weißt du was? Oliver meinte, er plant eine Überraschung für mich." Meine Freundin richtete sich wieder auf und sah mich mit leuchtendem Blick an. "Was für eine Überraschung?", kreischte sie euphorisch. Ich hielt mir meine Ohren zu. "Nicht so laut bitte. Und das mit der Überraschung weiß ich nicht. Das ist der Sinn einer Überraschung." "Der Sinn einer Überraschung ist auch der, dass man der Person, die überrascht werden soll nicht sagt, dass sie überrascht wird, sondern sie einfach überrascht." "Wie oft wollen wir noch das Wort Überraschung sagen?", meinte ich lächelnd. Aleen nahm ihre Brille ab, putzte sie und setzte sie wieder auf. "Ich glaube, das Muster, das ich vorhin glaubte an der Wand gesehen zu haben war in Wirklichkeit auf meiner Brille", murmelte sie kaum hörbar.
Der Tag verging wie im Flug, aber als es darum ging schlafen zu gehen, kam es mir vor, als würde nicht eine Minute vergehen. Nach einem kurzen Blick auf den Wecker, sah ich, dass es bereits zwei Uhr nachts war. Die Stimme in meinem Kopf sagte, dass ich aufhören sollte mir Gedanken über alles Mögliche zu machen und stattdessen zu schlafen. Die ganze Zeit half es nichts mich im Bett herumzudrehen und zu versuchen an nichts zu denken, aber nach einer Weile funktionierte es endlich und ich fiel in einen tiefen Schlaf. Leider sollte das heute einfach nicht sein, denn kaum war ich eingeschlafen, wachte ich auch schon wieder auf. Als ich meine Augen öffnete, sah ich, wer mich brutal wachgerüttelt hatte. "Oliver? Bei Merlins Bart! Was in aller Welt tust du hier?" "Entschuldige, ich wollte dich nicht wecken. Also eigentlich schon, aber ich wollte nicht, dass du sauer bist. Das ist die Überraschung, von der ich gesprochen hab." "Die Überraschung ist, mich um 4 Uhr nachts aufzuwecken?" "Es ist aber 6", erwiderte er. "Echt jetzt? Ist doch egal. Was willst du?" "Komm steh auf. Du kannst im Zug weiterschlafen." "Im Zug?" Ich schaute ihn fassungslos an, da sah ich, dass er es ernst meinte. "Was meinst du mit Zug?" "Das gehört zur Überraschung. Vertrau mir." "Mit dir stimmt doch was nicht", flüsterte ich, um Aleen nicht zu wecken, aber mit einem bösen Unterton in der Stimme. Verschlafen drehte ich mich von ihm weg und wollte wieder einschlafen, doch er war hartnäckig. "Tut mir leid." "Was?", fragte ich genervt. Zwei Sekunden später erübrigte sich die Frage. Er zog mir die Decke weg, woraufhin sich eine furchtbare Kälte in meinem Körper ausbreitete und ich versuchte, sie mir wieder zu schnappen. Er wollte sie mir nicht wiedergeben und hielt sie stur fest. "Komm schon, bitte Bella. Ich will dir was zeigen. Es wird dich freuen." Irgendwie war ich nun neugierig geworden und stieg aus dem Bett. "Na los, zieh dich an", hetzte er mich. "Lass mich raten. Wir müssen den Zug erwischen." "Ganz genau", meinte Oliver und ging nach draußen, wo er auf mich wartete.
Ein paar Minuten später saßen wir in besagtem Zug auf dem Weg nach weiß Gott wohin. Oder eher weiß Oliver wohin. Die halbe Fahrt über grinste er ununterbrochen, doch irgendwann war ich so müde, dass ich einnickte und die restliche Fahrt verschlief. Theoretisch hätte Oliver jederzeit aussteigen können und mich hier sitzen lassen können, aber ich vertraute ihm und sowas würde er nicht machen. Erst als wir ankamen, hatte ich eine grobe Ahnung, wohin er mich brachte. Die Sonne war inzwischen aufgegangen. Nicht, dass ich den Ort ohne Sonnenlicht nicht auch wiedererkannt hätte... Die ganze Fahrt über hatten wir nicht miteinander gesprochen und den fünfzehn Minuten langen Fußweg ebenfalls nicht. Für's Unterhalten war ich einfach zu müde, zumindest bis wir vor meiner Haustür standen - beziehungsweise der meiner Eltern und meines Bruders, weil ich ja überwiegend in Hogwarts wohnte. Oliver klingelte und ich fragte ihn, wieso wir zu meiner Familie gefahren waren. Eigentlich wollte ich sie eine Weile lang nicht sehen, wegen der ganzen Sachen, die sie mir verschwiegen hatten, aber da ich Oliver nichts davon erzählt hatte, konnte er das natürlich auch nicht wissen. "Lass dich überraschen", war das Einzige, das er sagte. Ich rollte mit den Augen. Dann machte mein Bruder die Tür auf. "Hey ihr Zwei", begrüßte er uns, so, als sei Oliver sein Bruder und als ob er ihn gut kenne. "Hey Jamie. Lässt du uns rein?" "Nenn ihn nicht Jamie. Niemand darf das", wies ich Oliver zurecht, doch James korrigierte mich: "Doch, Olli schon." "Olli?", fragte ich verwundert. Beide grinsten. Das verwirrte mich noch mehr. Oliver und ich gingen hinein und zu meiner Überraschung wusste Oliver auch gleich wo mein Zimmer war, denn er steuerte direkt darauf zu. "Jetzt musst du mir aber sagen, was los ist", meinte ich. Oliver machte meine Zimmertür auf, wo ich unseren alten Fernseher, eine Pizza und einen Boden, auf dem wild Kissen und Decken verteilt waren, vorfand. Ich sah Oliver mit gerunzelter Stirn und offenem Mund an. "W-Was?", war alles was ich herausbrachte, dann erklärte Oliver mir, was das alles sollte. "Ich wollte mal was anderes sehen, als immer nur Hogwarts und so, und ich dachte mir, weil du deine Familie so lange nicht mehr gesehen hast, könnten wir herfahren und sie mal wieder besuchen, aber Jamie hat mir erzählt, du hattest Streit mit ihnen, also hab ich ihn gefragt, was ich stattdessen machen soll. Was Muggel so tun und was du so magst. Ich dachte, als Bruder kennt er dich bestimmt am besten. Keine Ahnung, ich hab keine Geschwister. Jedenfalls hat er gesagt, dass ein Filmabend vielleicht ganz nett sein könnte. Er hat mir dabei geholfen alles zu planen. Er hat auch für deine Eltern Konzertkarten besorgt, damit wir sturmfrei haben, einfach zum rumhängen, wie er es genannt hat. Jamie übernachtet bei Noah, also. Ich hab von Dumbledore eine Sondererlaubnis bekommen. Er sagt, weil ich so für das Team da war, nach der Sache mit Andrew darf ich mir kurz eine Auszeit nehmen. Sobald das geklärt war, hab ich mich gleich auf den Weg zu dir gemacht." Ich schüttelte völlig überwältigt den Kopf. "Wow. Jetzt verzeih ich dir, dass du mich aus dem Bett gerissen hast. Das ist echt richtig süß." Ich sah ihm träumerisch in die schönen braunen Augen. Er nahm meine Hand und wir setzten uns hin. Oliver legte den Film ein. James kam kurz herein, um uns Bescheid zu sagen, dass er sich nun auf den Weg zu seinem Freund Noah machte und schon hörten wir, wie die Tür ins Schloss fiel. Oliver und ich setzten uns gemütlich hin. Anschließend fing der Film an und kurz darauf begannen wir - ohne, dass wir es richtig merkten - Händchen zu halten.
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Oliver Wood - Quidditch: Sieg oder Niederlage
Hayran KurguDie Geschichte handelt von Oliver Woods ersten Schuljahren in Hogwarts. Seit er denken kann träumt dieser davon einmal Quidditch-Spieler zu werden. Mithilfe von gut durchdachten Strategien, dem richtigen Team und Kapitän, versucht er sich immer meh...