Ein ganz normales Familienessen

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Kaum war es Winter geworden, kam auch schon eine Nachricht von Olivers Familie. Er streichelte sanft seine Eule und öffnete das Stück Pergament, las die Zeilen zu Ende, atmete tief ein und seufzte laut, dann gab er einen kurzen Laut von sich: "Oh oh." Als es Mittagessen gab, sprintete er zu mir, setzte sich ohne auch nur kurz Hallo zu sagen dazu, kämpfte mit dem Luftholen und stotterte unentzifferbare Silben vor sich hin. Überrascht von seinem plötzlichen Auftauchen fragte ich irritiert was los sei, doch er stieß weiterhin nur merkwürdige Laute hervor: "Essen. Weihnachten. Eltern. Mitkommen. Katastrophe." Ich verstand nicht, was er meinte und sah ihn verwirrt an: "Und jetzt in ganzen Sätzen bitte, ich versteh kein Wort. Atme tief ein und aus und wieder ein und aus und dann erklärst du mir ganz genau, was los ist." Olivers Verhalten machte mich nervös, er folgte meiner Anweisung und sein Pulsschlag verlangsamte sich wieder. Schließlich spuckte er es aus: "Meine Eltern haben geschrieben und sie wollen, dass wir zum Essen kommen. An Weihnachten. Also pack deine Sachen. Los!" Ich sah fassungslos drein und stellte ihm erneut eine Frage: "Okay, ich verstehe ja warum sie dich eingeladen haben, aber wieso soll ich da mit? Äh, woher wissen sie überhaupt von mir?" Oliver sah verlegen zur Seite: "Na ja, es könnte sein, dass ich dich möglicherweise mal in meinen Briefen erwähnt habe. Tut mir echt leid, aber die können hartnäckig sein bei sowas und da musste ich ihnen von dir erzählen. Ich hab ja nicht so viele Freunde in Hogwarts und Percy zähl ich auch nicht wirklich dazu, also was blieb mir denn anderes übrig?" Ich stützte den Kopf in meine Hände und überlegte, was ich machen sollte. Immerhin waren es seine Eltern, da kann ich nicht einfach mal schnell absagen. Mir wurde klar, dass ich mich dem stellen muss: "Also schön. Dann hoffe ich mal, dass ich einen guten Eindruck mache." Er lächelte: "Keine Sorge, das Schlimmste was passieren kann, ist, dass sie auf mich losgehen. Wenn du etwas falsches sagst, dann würden sie es dir niemals direkt zeigen, sonst wären sie ja schlechte Gastgeber und das geht natürlich gar nicht." Oliver verdrehte die Augen und seufzte: "Uuf, ich fahre zum Essen mit meinen Eltern. Na toll. Weißt du, mir ist klar, wie viel ich von dir verlange und wenn du willst, dann schaffe ich es vielleicht sie dazu zu bringen, dass wir es verlegen. Absagen wird wahrscheinlich nicht gehen, ich mein, es sind meine Eltern, wenn die sich was in den Kopf gesetzt haben, dann ziehen die das auch durch. Trotzdem, soll ich den Termin ändern? Immerhin ist es ein Tag vor Weihnachten, da willst du bestimmt bei deinen Eltern sein, sie würden das verstehen, schätz ich..." Ich unterbrach ihn: "Es ist schon in Ordnung Oliver. Ich kann kommen. Vielleicht erzählst du mir dafür, warum du nicht hingehen möchtest. Hast du irgendein Problem mit ihnen, von dem ich wissen sollte?" "Ich hab kein Problem mit ihnen, aber sie mit mir. Weißt du, sie sind nicht die verständnisvollsten Leute." Ich sah ihn nachdenklich an, bis er fortfuhr: "Nun ja, mein Dad will, dass ich mal im Ministerium arbeite und meine Mum, also, sagen wir's so, die Tatsache, dass ich Quidditch beruflich machen will, können sie nicht ganz nachvollziehen. Das ist zwar nichts neues, immerhin scheint niemand wirklich zu verstehen, warum es so wichtig für mich ist, aber die anderen nehmen es zumindest hin." "Oh. Also, nach allem was du über sie erzählt hast, glaube ich nicht, dass sie anfangen sich mit dir vor dem Gast zu streiten", gab ich zu Bedenken. Oliver nickte zustimmend: "Ja, du hast vermutlich recht." "Klar, hab ich das und jetzt entspann dich und iss deinen Toast."

Als ich am Abend Aleen davon erzählte, begann sie gleich wieder, mich damit aufzuziehen, dass das mein erstes Essen mit meinen zukünftigen Schwiegereltern sei und ich mich benehmen müsse, weil ich einen guten Eindruck auf sie machen sollte. Ich schüttelte lachend den Kopf: "Dass Oliver mal mein Freund wird, glaubst du doch selbst nicht." Aleen war anderer Ansicht: "Oh doch, ich bin mir sicher, sobald ihr dieses Treffen hinter euch gebracht habt und Oliver einsieht, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt, als Quidditch, werdet ihr unzertrennlich im Schloss herumlaufen." "Du bist echt verrückt. Lass dich mal untersuchen", entgegnete ich grinsend und packte ein paar dicke Wollpulver in meinen Koffer. Oliver und ich hatten ausgemacht, dass ich zuerst ein paar Tage bei meiner Familie verbringe, um ihnen bei den Weihnachtsvorbereitungen zu helfen, dort meinen Koffer abladen, mich dann mit ihm beim Zug treffen werde, um anschließend gemeinsam mit ihm zu seinen Eltern rauszufahren. An Weihnachten würde ich allerdings wieder bei meiner Familie sein und gemeinsam mit ihnen feiern. Wenn das Essen wirklich in einer Katastrophe enden sollte, dann habe ich immerhin noch die restlichen Ferien bei meiner Familie Zeit, um mich davon zu erholen. Trotz diesem Plan, wurde ich von Stunde zu Stunde immer panischer, da ich nicht den leisesten Schimmer hatte, wie dieses Essen letztendlich ablaufen würde. Meine Knie begannen zu zittern und ich setzte mich behutsam auf mein Bett, um nicht vor lauter Panik umzukippen. Obwohl Aleens Zukunftspläne für mich vollkommen bescheuert waren, hatte sie doch mit einer Sache recht, nämlich, dass ich mir dort keinen Fehltritt erlauben durfte. Ich hatte ja eigentlich vorgehabt ein entspanntes Weihnachten zu feiern und eine stressfreie Vorweihnachtszeit zu genießen, aber wie es aussah, wurde daraus nichts.

Oliver Wood - Quidditch: Sieg oder NiederlageWo Geschichten leben. Entdecke jetzt