Scheinbar erst der Anfang

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Es war Ende Januar. Ein schneebedeckter von Kälte überschatteter Monat. Den Schnee fand ich wirklich schön. Er glitzerte auf den Dächern von Hogwarts, um genau zu sein, auf dem ganzen Schulgelände. Der Schnee war auch nicht das Problem, aber es war eiskalt. So eiskalt, dass man zu erfrieren drohte, wenn man nach draußen ging. Also beschlossen meine Freunde und ich, es uns im Gemeinschaftsraum gemütlich zu machen, bevor wir uns doch hinauswagen mussten, um für das kommende Spiel Gryffindor gegen Slytherin zu trainieren. Da das Spiel im letzten Halbjahr, wegen Andrews Unfall abgebrochen wurde, hat Dumbledore beschlossen, es nächste Woche zu wiederholen, weswegen sich Charlie die ganzen Ferien über mit Quidditch beschäftigt und mir kaum Briefe geschrieben hatte. Ich war schon gespannt darauf, was es bei ihm alles Neues gab. 

Während ich durch die eleganten Flure durch Hogwarts spazierte, auf dem Weg zu Bella, die schon auf mich wartete, traf ich auf eine Gruppe Slytherins. In Gedanken versunken, registrierte ich sie kaum. Bis sie sich so laut über das ankommende Spiel unterhielten und darüber aufregten, wie schlecht das Gryffindor-Team sei, dass ich aufblickte. Einer von ihnen mit hellblonden Haaren sah mich schräg von der Seite an. Als nächstes fand ich mich auf dem Boden wieder. Der Junge hatte mir ein Bein gestellt und attackierte mich nun mit mehreren Tritten. "Verlierer", wisperte er und lief dann mit seinen Freunden weg. Wie erwachsen, dachte ich still. Beim Versuch aufzustehen, sprach mich ein Mädchen aus Hufflepuff, das die Situation beobachtet hatte, an: "Oh! Bei Merlins Bart! Brauchst du Hilfe?" "Nein nein, geht schon. Danke." Ich richtete mich auf und hielt mir die Seite. Musste der Junge so fest zutreten? "Sicher, dass alles ok ist? Soll ich das irgendwem melden? Wir könnten zu Dumbledore gehen oder McGonagall oder Sprout?" Ich lehnte ab. "Es ist alles gut." Das war bestimmt erst der Anfang. Da war ich mir sicher.

Bella lächelte, als sie mich in den Raum kommen sah und küsste mich zur Begrüßung. Wir setzten uns an unseren üblichen Platz und schon kurz danach leisteten uns auch Aleen, Charlie und der Neue Gesellschaft. Seinen Namen kannte ich immer noch nicht. Eine kurze Weile unterhielten wir uns alle einfach. Irgendwie kamen wir dann darauf wie Bella und ich zusammengekommen sind. Bella erzählte: "Wir waren ja schon Freunde. Und eigentlich haben wir uns auch gedatet. Irgendwann hat Oliver dann einen großen Filmtag geplant und wir sind uns näher gekommen, aber dann-" "Dann wurden wir ja leider von deiner Familie gestört", beendete ich ihren Satz schmollend. Meine Freundin kicherte. "Genau. Die nächsten paar Tage haben wir gar nicht miteinander geredet, bis Oliver endlich gestanden hat, dass er mit mir zusammen sein will", fuhr Bella mit gerötetem Gesicht fort. "Jap. Aber wisst ihr, was sie gemacht hat? Sie hat mich einfach stehen und ewig lang zappeln lassen", berichtete ich gespielt beleidigt. "Na, ich brauchte Zeit zum Nachdenken", wehrte sie sich. "Mr. Quidditch will mit dir zusammen sein und du brauchst Zeit zum Nachdenken? Wieso?", fragte Aleen ironisch bestürzt. "War halt so", meinte Bella und lehnte sich an mich. "Tut mir leid, dass ich so lange gezögert hab." "Ist schon gut, immerhin hast du am Ende doch Ja gesagt. Wisst ihr, was sie noch gemacht hat? Ich war mitten in einer Unterhaltung mit Professor Snape über meine Prüfungen und plötzlich läuft dieses tolle Mädchen auf mich zu und küsst mich vor der ganzen Schule." "Es war nicht vor der ganzen Schule", berichtete sie, "aber du hast Recht. Ein paar waren schon überrascht." "Vor allem Snape", bemerkte der Neue lächelnd. "Ich glaub, das hat ihn gar nicht interessiert", überlegte ich laut. "Es ist ja auch Snape. Hat er überhaupt Gefühle?", warf Charlie ein. Ich lachte. "Eher nicht." Mein Bauch schmerzte plötzlich wieder. Natürlich wollte ich nicht, dass sich Bella Sorgen um mich machte, also versuchte ich den Schmerz mit einem - wenn auch etwas gequälten - Lächeln zu kaschieren, doch man konnte nichts vor ihr verbergen. "Was ist?", fragte sie schlagartig. Beruhigend legte ich meinen Arm um sie und versicherte ihr, es ginge mir gut. Zu meiner Überraschung hakte Charlie nach: "Wirklich?" "Ach, ich bin nur hingefallen", log ich. "Aber warum hältst du dir den Bauch?", hakte Bella mit gerunzelter Stirn nach. "Ich bin auf den Bauch gefallen", erklärte ich müde. Meine Freundin zog die Augenbrauen hoch. "Also gut, Flints Handlanger haben mir ein Bein gestellt und auf mich eingetreten." Die anderen rissen erschreckt ihre Augen auf. "Aber das klingt schlimmer als es war! Mir geht's gut! Versprochen!", versicherte ich ihnen schnell. "Oliver, das musst du melden", meinte Aleen besorgt. Charlie, der Neue und Bella pflichteten ihr bei, aber ich tat es mit einer Handbewegung ab. "Das ist unnötig. Mir geht es doch gut." Mein Versuch sie zu besänftigen funktionierte diesmal, nur fragte ich mich, wie viele solcher Unterhaltungen wir noch führen würden und ob ich beim nächsten Mal auch so glimpflich davon kommen würde. Aber wohl eher nicht.

Oliver Wood - Quidditch: Sieg oder NiederlageWo Geschichten leben. Entdecke jetzt