Klatscher

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Nach dem Desaster beim Familienessen war die Stimmung zwischen Oliver und mir eher bedrückt. Er verhielt sich ziemlich still und seine Probleme waren ihm förmlich ins Gesicht geschrieben, nur ein kurzer Blick reichte, um zu erkennen, wie ihn die ganze Sache mit seinen Eltern mitnahm. Doch war das, wie ich vermutete, nicht die einzige Sorge, die er hatte, denn bald war sein zweites Quidditchspiel und es war abzusehen, dass er ebenso nervös sein würde, wie beim ersten Mal. Vielleicht sollte ich ihm Glück wünschen. Ich fragte mich, wo er war, aber da musste ich natürlich nicht lange überlegen, immerhin war es Oliver und da gab es nicht viele Orte, an denen er sich aufhalten konnte. Er war sehr wahrscheinlich beim Quidditchfeld und trainierte dort, also beschloss ich ihn dort zu suchen. Und wie erwartet, flog er vor den Toren hin und her. Er übte mit Charlie, dem Sucher der Mannschaft, der sich als eher schlechter Jäger erwies. Ich sah ihnen eine Weile zu und überraschenderweise verlief das Training, trotz der schlechten Würfe von Charlie, äußerst gut. Ich verstand zwar nicht viel von Quidditch, aber selbst ich konnte sehen, wie gut die zwei miteinander harmonierten. Es schien, als wären sie auf einer Wellenlänge. Als sie fertig mit Trainieren waren, gingen die zwei auf mich zu. Oliver lächelte über's ganze Gesicht und es freute mich zu sehen, dass es ihm wieder besser ging. Ob er Charlie erzählt hatte, was an Weihnachten passiert war? "Hey Bella, lang nicht gesehen, wie geht's dir?", begrüßte mich Charlie. "Eigentlich ganz gut und dir?" Auch Charlie hatte ein breites Grinsen im Gesicht und zuckte mit den Schultern: "Wie immer, nichts besonderes los, von daher muss ich mir um nichts Gedanken machen." "Und was ist mit dem Quidditchspiel?" "Was soll ich sagen, solange ich nicht als Jäger spielen muss ist alles gut." Oliver lachte: "Warum denn? Du hast doch gut gespielt." Ich zog die Augenbraue hoch und wir verfielen in lautes Gelächter. Charlie erwiderte: "Das Gute ist, dass du so die Gelegenheit hattest, selbst die schlechtesten und kompliziertesten Bälle zu fangen, dadurch bekommst du mehr Übung. Aber das hast du eh nicht nötig. Du bist ja immer gut vorbereitet." Ich nickte und Oliver lief rot an. Jedes noch so kleine Kompliment von Charlie gab ihm mehr Selbstvertrauen, wie es schien. "Das heißt wir haben gute Chancen zu gewinnen?", fragte ich. Oliver sah Charlie an, welcher den Blick erwiderte: "Wenn es so läuft, wie gerade eben, dann schon." "Na dann." Charlie klopfte Oliver auf die Schulter und verabschiedete sich von uns. Ich nickte ihm noch einmal zu und ging dann mit Oliver zurück nach Hogwarts. "Wie ich sehe, hat Charlie großes Vertrauen in dich." Oliver schmunzelte: "Ja, ich glaub er übertreibt es manchmal ein bisschen." Lächelnd hakte ich mich bei ihm ein und wir verließen langsam das Quidditchfeld. 

Der Schnee schmolz mit der Zeit immer mehr, bis die Landschaft irgendwann nur noch ganz wenig überdeckt war. Während des Unterrichts sah ich wiederholt aus dem Fenster und beobachtete, wie er stetig auftaute, dies passierte zwar sehr schnell, jedoch war es nach wie vor eiskalt. Die Lehrer versuchten das Schloss so gut wie möglich warm zu halten, was einem aber auf dem Quidditchfeld draußen nicht weiterhalf. Die Wetterbedingungen waren katastrophal, dazu kam noch, dass alle Gryffindorschüler von ihnen erwarteten dieses Jahr den Quidditchpokal zu gewinnen. Da sie das letzte Spiel -leider hauptsächlich wegen Olivers Auseinandersetzung mit Flint- vermasselt hatten, mussten sie die nächsten zwei Spiele siegen, um dieses Ziel zu erreichen. Der Druck stieg, die Erwartungen wurden größer und die inzwischen vollkommen durchgefrorenen Spieler waren aufgeregter, als je zuvor. Die Spannung war extrem und es wurde von Tag zu Tag offensichtlicher, wie sehr Oliver nervöser wurde. Wie bei seinem ersten Spiel auch, sprach ich ihm viel Mut zu und versuchte ihn zu beruhigen, doch es war Oliver, ihn konnte man nicht beruhigen, nicht einmal Charlies aufmunternde Worte halfen, denn Oliver hatte Angst seine Erwartungen nicht zu erfüllen und ihn so sehr zu enttäuschen, sodass er seinen Mentor verlieren würde. Ich glaubte jedenfalls nicht, dass Charlie in irgendeiner Weise je enttäuscht von ihm sein könnte, Oliver war inzwischen nicht nur ein Schüler von ihm, er war vor allem auch ein Freund, doch ihm das klar zu machen, war nicht leicht angesichts seiner derzeitigen Verfassung. Obwohl ich allein wegen der Sache mit Oliver schon alle Hände voll zu tun hatte, meinte Professor Flitwick uns jetzt auch noch extra Hausaufgaben aufgeben zu müssen, was vollkommen übereilt war, da unsere Prüfungen erst kurz vor den Sommerferien waren und wir bis dahin eh nur alles vergessen würden, aber es nütze nichts, ich erledigte die Aufgaben und legte mich anschließend völlig ausgelaugt in mein Bett. Dabei vergaß ich die Zeit und wachte erst auf, als es kurz vor fünf war. Das Quidditchspiel hatte schon angefangen und ich musste mich beeilen, um wenigstens noch das Ende mitzubekommen. Ich packte meinen Gryffindorschal und sprintete zum Feld. Zu meiner Überraschung waren die Tribünen wie leergefegt. Von den Gryffindors war kaum noch jemand da und auch auf dem Spielfeld gab es eine Person, die fehlte: Oliver. Am anderen Ende der Zuschauerreihe saß ein mittelgroßer Junge, ich nahm an, er war ein Drittklässler, ich ging eilig zu ihm hin und fragte, wo alle seien und was mit Oliver war. Nach einem kurzen Zögern berichtete er, was passiert war: "Der Hüter hat einen Klatscher abgekriegt, sah total heftig aus. Verstehe nicht, warum der vom Besen gefallen ist. Weichei. Gryffindor spielt schon die ganze Zeit ohne Hüter und Charlie macht sich noch ins Hemd wegen ihm, schau dir an wie der rumzappelt, sieht voll lustig aus. Der hat so viel Angst und kann sich nicht konzentrieren den Schnatz zu finden. Peinlich." Hätte ich nicht gerade so viel Panik wegen Oliver hätte ich diesem Kerl vermutlich eine reingehauen, aber ich machte mir im Moment noch zu viele Sorgen, also sah ich darüber hinweg und fragte ihn, ob er wüsste, wo Oliver jetzt war. "Im Krankenflügel. Hat gar nicht gerafft, was passiert ist..." Ohne ihm weiter zuzuhören lief ich davon und machte mich geradewegs auf den Weg zu Oliver. Mein Herz raste und ich musste aufpassen nicht im feuchten Gras auszurutschen, da ich versuchte so schnell zu rennen, wie je zuvor. Ich war wie elektrisiert und konnte kaum atmen. Ich stolperte in den Krankenflügel und konnte gleich sehen, wie gefühlt tausende Gryffindors um ein Bett herumstanden. Ich drängelte mich durch die Menge, bis ich ihn erreicht hatte und ihn ansehen konnte. Mir blieb buchstäblich der Mund offen stehen, als ich ihn schockiert und ängstlich ansah.

Oliver Wood - Quidditch: Sieg oder NiederlageWo Geschichten leben. Entdecke jetzt