Talent ist wohl nicht jedem gegeben

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"Was tust du da?" Bella saß gerade im Gryffindor Gemeinschaftssaal mit einem seltsamen Buch auf dem Schoß, das verrückte Gestalten auf der Vorderseite zeigte. Ich ging auf sie zu und sah sie mit einem verwirrten Gesichtsausdruck an. Wir hatten schon seit Wochen kaum miteinander geredet, weil wir ohne Ende Prüfungen hatten und wenn ich nicht gerade für diese lernte, übte ich Quidditch. Jetzt hatte ich endlich mal eine kurze Pause, die ich mit Bella verbringen konnte, doch anscheinend freute sie sich nicht so sehr wie ich. Sie murmelte irgendetwas vor sich hin, was es mir schwerfiel sie zu verstehen. "Es ja bald Halloween und meine Großeltern wollen mit meinen Eltern, meinem Bruder und mir feiern. Ich soll mich verkleiden, also muss ich mir jetzt ein Kostüm raussuchen. Das ist nur einer von vielen Muggel-Bräuchen, auf die meine Großeltern bestehen. Eigentlich bin ich schon zu alt dafür, aber ich glaube das realisieren sie nicht." "Also ich finde diese Bräuche sehr interessant. Was macht ihr noch?", fragte ich begeistert. Meine Familie bestand ausschließlich aus Zauberern, deshalb war mir die Muggelwelt eher fremd. Jetzt, wo Bella nicht mehr in ihr Buch vertieft war, redete sie in normaler Lautstärke. "Wir beginnen Halloween immer mit dem Dekorieren. Das übernimmt meistens mein Vater. Wir baken Kekse, die wir dann gruselig verzieren und meine Mutter macht immer Kürbiskuchen. Danach höhlen mein Bruder und ich den Kürbis aus, schlitzen ein fieses Gesicht hinein und stellen ein Teelicht hinein. Der leuchtende Kürbis ist angeblich dafür da böse Geister abzuschrecken. Als ob das so funktionieren würde. Oh, und meine Großeltern machen ihre berühmte Kürbissuppe. Doch dann beginnt der blöde Teil von Halloween; mein Bruder und ich müssen uns in lächerliche Kostüme werfen und betteln bei den Nachbarn um Süßes oder Saures. Wir werden bei Mrs Holmes nebenan klingeln, die uns wahrscheinlich wieder anschreien wird, weil wir sie bei irgendetwas Wichtigem gestört haben. Daraufhin wird James, mein Bruder, ihren Vorgarten mit Klopapier verwüsten wollen. Die anderen Nachbaren kriegen Wind davon und verpfeifen uns bei Mrs Holmes, die uns bis zur nächsten Straßenecke jagen wird bis wir sie abhängen können. Meine Eltern bekommen einen wütenden Anruf von ihr und machen mich dafür verantwortlich, weil ich nicht richtig auf James aufgepasst habe. Ich werde bis ganz spät am Abend mit ihnen darüber streiten und lande mit Kopfschmerzen im Bett." Ich war neugierig. "Moment, ihr klingelt an die Haustüren von völlig fremden Leuten und bittet sie um Süßigkeiten?" Bella nickte. Ich war verblüfft und gleichzeitig ziemlich verwirrt. Ich runzelte die Stirn und blätterte kurz ihr Buch durch. "Geh doch einfach als Hexe", schlug ich vor. "Das war ich letztes Jahr schon. Im Jahr davor war ich ein Geist, aber der sah ganz anders aus als die richtigen Geister, die du kennst." "Dann geh doch als Dementor." "Gar nicht mal so ein schlechter Einfall. Ich lass es mir durch den Kopf gehen, aber ich hab bis Halloween noch so viel anderes zu tun. Ich muss noch für Prüfungen lernen, Hausaufgaben machen natürlich und dann ist da auch noch mein Nachholtermin für Quidditch", zählte Bella auf. "Nachholtermin?", hakte ich nach. "Genau!" Bella lächelte geheimnisvoll. "Ich habe mit Charlie geredet, weil ich in die Quidditch Mannschaft will. Am Dienstag nach Halloween ist der Termin. Willst du mir beim Training helfen? Ich könnte dich echt brauchen." Bella will in das Quidditch Team?, dachte ich verwundert. Sie hatte noch nie zuvor etwas in der Richtung erwähnt. Sie war so ziemlich die letzte Person, die ich mir als Quidditchspielerin vorstellen konnte. Es war nicht so, dass ich ihr es nicht zutrauen würde. Ich war mir nur nicht sicher, ob es das Richtige für sie war.  "Bist du dir sicher, dass du das willst? Quidditch kann heftig sein." "Ich denke mal, dass heißt, du hilfst mir nicht. Glaubst du, ich kriege das nicht hin? Vielleicht, weil ich ein Mädchen bin?" Ich hob abwehrend die Hände vor den Körper und entgegnete: "Nein, auf keinen Fall. So meinte ich das doch nicht. Ich will nur nicht, dass du dich verletzt." "Naja, darüber musst du dir keine Sorgen machen. Und jetzt entschuldige mich. Ich muss trainieren", verkündete sie mit einem leicht vorwurfsvollen Tonfall. "Okay, aber es ist schon dunkel", bemerkte ich zögerlich. Bella fauchte mich an:"Na und? Du trainierst doch auch immer nachts!" Schon war sie aus dem Gemeinschaftssaal verschwunden und ließ mich mit offenem Mund zurück. Was war das denn?, fragte ich mich ahnungslos, während ich sie dabei beobachtete, wie sie denn Raum verließ.

Oliver Wood - Quidditch: Sieg oder NiederlageWo Geschichten leben. Entdecke jetzt