"Also, Drei Besen ist gecancelt?", fragte der Neue in die Runde, als wir von den Besen abstiegen. "Nicht zwingend", antwortete ich ihm und befahl ihm kurz zu warten, während ich auf die Tribüne stieg und meine Eltern und Bella begrüßte.
Ich drängelte mich an mehreren Leuten vorbei, die gerade die Reihe, in der meine Familie saß, verließen. Bella sah mich schon von der Ferne. Sie gab mir eine seitliche Umarmung und ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Meine Eltern unterbrachen ihr Gespräch - sie schienen sich sehr angeregt über den Spielverlauf unterhalten zu haben - und gaben mir nun ihre volle Aufmerksamkeit. Mum umarmte mich und drückte mich fest an sich. "Oh Schatz! Es tut mir leid, dass ihr verloren habt!" Ich winkte ab. "Ist schon gut. Passiert." Dann wanderte mein Blick zu Dad. "Hi Dad", war alles was ich herausbrachte. Seinen Blick konnte ich wie üblich nicht deuten. War er sauer? Oder enttäuscht, dass er extra den weiten Weg auf sich genommen hat, nur um mich verlieren zu sehen? Nein, er schien dafür zu gelassen. Er klopfte mir auf die Schulter. "Das nächste Mal gewinnt ihr bestimmt." Er lächelte tröstend. "Wenn es okay ist, dann machen deine Mum und ich uns wieder auf den Heimweg." "Außer du willst, dass wir noch länger bleiben", sagte Mum augenblicklich. Ich schüttelte verständnisvoll den Kopf. Wenn wir gewonnen hätten, hätten wir das noch feiern können, aber was soll man machen nach einer Niederlage? "Alles gut. Ich bin eh ziemlich müde und hau mich wahrscheinlich nur noch aufs Ohr." "Okay. Dann gehen wir mal. Aber schreib uns bald wieder, damit wir wissen, dass es dir gut geht und dass du noch lebst." Ich schmunzelte. "Ja, wenn ich sterbe, schreibe ich euch auf jeden Fall einen Brief." Mum nahm mich nochmal in den Arm und verabschiedete sich dann. Dad blieb noch kurz stehen und meinte zu Bella: "Schön, dass wir uns nochmal gesehen haben. Also dann, bis zum nächsten Mal und vergiss nicht deinen Eltern zu berichten, was wir besprochen haben." Sie nickte leicht und noch bevor ich Dad fragen konnte, was er damit meinte, war er verschwunden.
"Mir tut es auch leid, dass ihr nicht gewonnen habt", sagte Bella und umarmte mich diesmal richtig. "Es war so knapp!" "Ich weiß", murmelte sie und ließ mich sanft los. "Also, was haben Dad und du geplant?" "Dass meine Eltern und ich dich und deine Eltern im Sommer besuchen." "Okay? Ich wusste gar nicht, dass du dich so gut mit Dad verstehst, dass ihr schon eigene Pläne macht", bemerkte ich. "Entschuldige, wir hätten dich natürlich fragen sollen." "Nein nein, ist schon gut. Komm, das Team will noch ins Drei Besen." Ich nahm sie bei der Hand und wir gingen zu den anderen auf dem Spielfeld. "Wir ziehen uns schnell um, dann sind wir gleich wieder da", sagte ich zu Bella und nach ca. zehn Minuten waren wir schon auf dem Weg nach Hogsmeade. Da der Neue ja erst in der zweiten Klasse war, schmuggelten wir ihn aus Hogwarts. Ich nahm Bella erneut an der Hand und meinte: "Danke, dass du heute dabei warst. Und dich um meine Eltern gekümmert hast." Sie winkte ab: "Deine Eltern waren echt nett. Ich musste gar nichts tun." Ich belächelte sie. Es freute mich, dass sie sich gut verstanden, auch wenn ich mich selbst manchmal nicht gut mit ihnen verstand.
Im Drei Besen angekommen, suchten wir uns einen Tisch und ließen uns dort nieder. "Okay Wood, was machen wir hier? Wir haben gegen Slytherin verloren", sagte der Neue. "Ja, ich finde das auch etwas witzlos", stimmte Charlie zu. "Ach kommt schon. Es war trotzdem ein echt tolles Spiel und ich fand wir sollten irgendwie feiern. Allein deswegen, weil das für einige von euch das letzte Spiel gegen Slytherin war: Fiona, George, Dennis und Charlie. Und nächstes Jahr macht auch Lana ihren Abschluss. Dann werdet ihr alle nicht mehr dabei sein." Charlie nickte stumm und die anderen blickten traurig drein. "Er hat recht. Wir sollten feiern, dass wir noch alle zusammen in Hogwarts sind", meinte Fiona.
Madam Rosmerta, die hübsche Wirtin des Drei Besen kam an unseren Tisch und nahm die Bestellungen auf. Dabei entging mir nicht, wie der Neue ihr schöne Augen machte. Bella rollte mit den Augen. Belustigt drückte ich ihre Hand. Amüsiert genossen wir die Show, die sich uns bot. "Für mich bitte ein Butterbier, wenn das geht." Er lächelte verschmitzt. "Du siehst mir dafür noch etwas zu jung aus, Süßer", erwiderte sie. "Nicht zu jung für Sie", meinte er und zwinkerte ihr zu. Doch alles, was er damit erreichte, war ein Kopfschütteln von George und Charlie. Bella musste einen heftigen Lachanfall unterdrücken, wodurch es für mich nicht leichter wurde nicht augenblicklich in schallendes Gelächter auszubrechen. "Du bekommst Kürbissaft oder Wasser." Rosmerta ließ sich wohl auf keinen Kompromiss ein. Der Neue zuckte mit den Achseln. "Dann Kürbissaft bitte." Rosmerta nickte und schon in ein paar Minuten kam sie mit unseren Getränken wieder. "Zwei Johannisbeer-Rume, ein Goldlackwasser, ein heißer Met, drei Butterbiere und für dich einen Kürbissaft, Kleiner." Sie stellte die Getränke nach der Reihe auf den Tisch. "Danke, Sie sind eine wahre Göttin!", schmeichelte der Neue. "Wissen Sie, wir hatten gerade ein Quidditch-Spiel und ich war ein wirklich hervorragender Jäger." Madam Rosmerta schien noch immer nicht überzeugt von seinem Hochziehen der Augenbrauen und seinen kläglichen Flirtversuchen. Bevor sie etwas entgegnen konnte, legte Charlie dem Neuen eine Hand auf die Schulter, belächelte ihn und murmelte: "Lass es einfach, Alter." Der Neue blickte peinlich berührt auf seinen Kürbissaft und nahm nun still einen Schluck davon. In dem Moment, in dem Madam Rosmerta den Tisch verließ, konnten Bella und ich uns nicht mehr zurückhalten und prusteten laut los.
"Ich versteh immer noch nicht, wieso wir am Ende nicht gewonnen haben", maulte der Neue verärgert. "Naja, der Schnatz bringt dem Team, das ihn fängt 150 Punkte", äußerte Dennis Roy, Treiber der Gryffindors, nachdem er einen großen Schluck von seinem Met nahm. "Das verstehe ich schon, aber wir hatten doch genauso viele Punkte wie sie. Hätte es nicht ein Unentschieden geben müssen?", hakte er nach. "Die Slytherins hatten davor nur schon zehn Punkte erzielt. Diese zehn plus die 150, die sie durch den Schnatz bekommen haben, macht 160. Sie hatten mehr Punkte", erklärte ich ihm. "Nur hat Fiona am Ende auch noch 10 Punkte gemacht. Das hätte doch dann ein Unentschieden geben sollen." "Der Quaffel ist aber erst durch den Ring, als Liam schon den Schnatz gefangen hat", lallte Lana Murphy, die wie es schien etwas zu viel Rum hatte. "Die Quidditch-Regeln besagen, dass das Spiel dann beendet ist, wenn der Schnatz gefangen wird. Wenn wir bei 160 Punkten gewesen wären, bevor Liam den Schnatz gefangen hat, wäre es ein Unentschieden geworden. Und wenn wir bei 170 Punkten oder drüber gewesen wären, hätten wir gewonnen, obwohl er den Schnatz gefangen hat", sagte ich. "Man, Oliver, dein Gehirn ist echt voller Quidditch", meinte der Neue und lachte, "keiner versteht diesen ganzen Regel-Mist." Ich schüttelte den Kopf. "Das ist echt nicht schwer." Bella stimmte zu. "Ist es echt nicht." Ich legte meinen Arm um sie. Bella stellte ihr Butterbier auf den Tisch, nachdem sie daraus getrunken hatte. Dann legte sie ihren Kopf auf meine Schulter.
"Und wann ist das nächste Spiel?", erkundigte Bella sich. Diesmal war es Charlie, der antwortete: "Slytherin und Ravenclaw haben beide schon gegen Hufflepuff gewonnen. Und da wir gegen Slytherin verloren haben, müssen wir als nächstes gegen Ravenclaw spielen. Wenn wir da auch verlieren, dann landen wir entweder auf dem dritten oder vierten Platz, je nachdem wie wir am Ende des Jahres gegen Hufflepuff spielen. Ravenclaw und Slytherin spielen dann nämlich um den ersten und zweiten Platz und wir und Hufflepuff um den dritten und vierten, aber hoffen wir es lieber nicht. Wir sollten noch viel trainieren, damit wir Ravenclaw besiegen! Vor allem aber hoffe ich, dass wir am Ende nicht ein lahmes Spiel gegen Hufflepuff abliefern müssen, bei dem kaum Zuschauer kommen, weil es nur um die letzten beiden Plätze geht. Das wäre ein echt blöder Abschluss für dieses Jahr." "Da hast du recht", stimmte George zu und stieß mit ihm an. "Wird schon werden", sagte der Treiber aufmunternd. Charlie nickte. "Hoffentlich."
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Oliver Wood - Quidditch: Sieg oder Niederlage
FanfictionDie Geschichte handelt von Oliver Woods ersten Schuljahren in Hogwarts. Seit er denken kann träumt dieser davon einmal Quidditch-Spieler zu werden. Mithilfe von gut durchdachten Strategien, dem richtigen Team und Kapitän, versucht er sich immer meh...