Als der Film zu Ende war, grinste ich Oliver an. "Weißt du, man merkt, dass du kein Muggel bist", bemerkte ich. "Wieso? Hab ich was falsch gemacht?", fragte er leicht besorgt. "Naja..." Ich zuckte mit den Schultern und auf Olivers fragenden Blick hin fuhr ich fort. "Okay, also einen Filmabend zu machen heißt für gewöhnlich auch, dass man ihn am Abend macht. Aber es ist nicht mal Mittag." Oliver gestand: "Das war Absicht. Ich wollte mehr als nur einen kurzen Abend mit dir Zeit verbringen. Wir machen einfach einen ganzen Filmtag." "Aha und Pizza zum Frühstück?", ergänzte ich, aber dennoch mit einem Grinsen auf dem Gesicht. Es war so lieb von Oliver, dass er sich die ganze Mühe gemacht hat - selbst wenn er besser ein paar mehr Tipps von James eingeholt hätte. "Hat dir James das nicht gesagt?", fragte ich nach." "Er hat nichts gesagt, was das angeht." "Wahrscheinlich fand er deine Unwissenheit lustig und hat es ausgenutzt. Das wäre typisch für ihn." "Kann sein", antwortete Oliver schulterzuckend. "Moment. Hat James gesagt, er übernachtet bei Noah?", hakte ich nach. Oliver nickte. "Hat er sonst noch was gesagt?" "Also er meinte, dass er für deine Eltern extra ein Konzert, nein warte, Oper, rausgesucht hat, die bis spät nachts läuft. Wenn sie nach Hause kommen, sollen wir deinen Eltern sagen, er würde mit Kopfschmerzen im Bett liegen und bräuchte Ruhe, damit sie nicht kontrollieren, ob er zu Hause schläft. Jamie wollte mir nicht genau sagen, wieso, aber wir sollen ihn irgendwie decken, damit er morgen ganz früh reinschleichen kann und so tun kann, als ob er die ganze Nacht im Bett gelegen hätte." "Ja, das klingt nach ihm", murmelte ich vor mich hin. "Warum kann er nicht einfach bei Noah übernachten?", fragte sich Oliver. "Meine Eltern haben ihm verboten ihn weiter zu sehen." "Wieso?" "Um es mit ihren Worten zu sagen: Noah ist ein schlechter Umgang für ihn... Seit sie James verboten haben ihn zu treffen, macht er es heimlich und ich decke ihn", erklärte ich. "Dann glaubst du nicht, dass Noah einen schlechter Umgang für Jamie ist?", überlegte Oliver. Ich schüttelte lächelnd den Kopf, dann entschuldigte ich mich bei ihm dafür, dass James ihn da mit reingezogen hat. Oliver winkte ab und versicherte mir, dass es okay war. "Komm, lass uns nicht mehr über meinen Bruder reden", beschloss ich und lächelte ihn an. "Worüber willst du reden?" "Keine Ahnung. Vielleicht über den wahren Grund, warum wir gerade hier sind." Ich sah ihn vielsagend an, aber er schaute verwirrt zurück. "Was meinst du?" "Komm schon." "Was?" "Du hast extra bei Dumbledore die Andrew-Karte ausgespielt, nur um mit mir Pizza zu essen und schlechte Filme anzuschauen." "Ja, na und?" "Du hast einen ewig weiten Weg auf dich genommen, als du zu meiner Familie gefahren bist, hast dich mit James angefreundet, hast dann diesen unfassbar tollen Tag geplant und alles dafür getan, dass dein Plan aufgeht, und das alles nur, um mal eine Auszeit von Hogwarts zu bekommen? Das glaub ich dir einfach nicht." "Glaub's oder glaub's nicht. So war's", entgegnete er knapp. Ich legte meine Stirn in Falten. Plötzlich schien es, als wäre Oliver sehr angespannt. "Hey, was ist los?", fragte ich, doch er schwieg. "Willst du drüber reden?" Er schüttelte nur den Kopf. "Ich will gerade einfach nicht in Hogwarts sein, okay? Und nach Hause kann ich auch nicht, weil mich Dad wahrscheinlich über Quidditch ausfragen würde und mir wieder ein Praktikum im Ministerium andrehen würde. Darauf hab ich keine Lust, also..." "Du willst keine Auszeit von Hogwarts, sondern von Quidditch, hab ich recht?" Es war unmöglich seinen Blick zu entschlüsseln. Eine kurze Weile saßen wir da, ohne uns in die Augen zu sehen oder ein Wort zu sagen. Irgendwie wusste ich nicht, was ich tun sollte. Dann begann Oliver endlich zu sprechen. "Gerade will ich einfach nur Zeit mit dir verbringen. Das ist alles." Er sah mir tief in die Augen und ich wusste, dass er mit diesem Satz auf etwas hinaus wollte. "Genau dasselbe habe ich gestern auch Aleen gesagt", bemerkte ich schmunzelnd. Oliver konnte sein Lächeln nicht verbergen. "Eigentlich liegst du richtig, mit dem, was du gesagt hast. Ich brauche eine Auszeit von Hogwarts, von Quidditch und vom Lernen. Da hab ich nicht gelogen, aber ich wollte auch mehr Zeit mit dir verbringen, weil..." Oliver verstummte. "Weil?", wiederholte ich. Er drehte sich zu mir um, sah mich mit seinen wunderschönen braunen Augen an und nahm erneut meine Hand, die er anscheinend während einer der Filme losgelassen hatte. Diesmal nahm er sie ganz bewusst. Unsere Blicke richteten sich auf unsere Hände. Für ein paar Sekunden saßen wir einfach so da, dann trafen sich unsere Blicke, als wir von unseren Händen aufschauten. Im Hintergrund lief einer der schlechtesten Filme, die die Weltgeschichte je gesehen hat, aber trotzdem war dieser Moment einfach perfekt. Es war nichts Großartiges, weil wir einfach dasaßen und unsere Aufmerksamkeit schon bald wieder auf den Film richteten. Dennoch war es einer der schönsten Momente, die ich je erlebt hatte. Bei Oliver fühlte ich mich so sicher und wohl wie bei niemandem sonst. Ohne lange darüber nachzudenken, legte ich meinen Kopf auf seine Schulter. Er tat es mir gleich und wir genossen die Zeit miteinander. Einen Film nach dem anderen sahen wir an und es vergingen ewig viele Stunden, die wie im Flug vergingen. Und obwohl ich es liebte mit ihm hier zu sitzen, war ich doch sehr nervös. Das war das erste Mal, dass ich jemandem so nah war und dabei nicht nur freundschaftliche Gefühle hatte. Er sollte nicht merken, dass ich nervös war, aber ich war sicher, dass man es merkte, schließlich versuchte ich nur auf den Fernseher zu schauen, aber hin und wieder konnte ich nicht anders, als zu ihm herüberzublicken. Zu meiner Erleichterung hatte Oliver ebenfalls ein gerötetes Gesicht und er spielte nervös an seinem Rollkragen herum, so als bekäme er keine Luft. "Alles okay?", vergewisserte ich mich. Er nickte. Ich pausierte den Film und sah nun ganz bewusst zu ihm. "Oliver. Diese Sache hier... Mit uns. Was..." Plötzlich hörte ich, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte.
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Oliver Wood - Quidditch: Sieg oder Niederlage
FanfictionDie Geschichte handelt von Oliver Woods ersten Schuljahren in Hogwarts. Seit er denken kann träumt dieser davon einmal Quidditch-Spieler zu werden. Mithilfe von gut durchdachten Strategien, dem richtigen Team und Kapitän, versucht er sich immer meh...