Lias Worte haben bei mir einen Schalter umgelegt. Klar in den nächsten zwei Wochen kann ich nach wie vor nichts machen, aber ich bin nicht mehr so deprimiert. Wahrscheinlich habe ich wirklich einfach Zeit gebraucht. Und ich war nicht mehr beim Training Zuschauen. Das schaffe ich mental dann doch nicht. Dafür habe ich aber ziemlich viel für die Uni getan. Es ist jetzt nicht so, dass ich normalerweise wenig mache, aber so viel Zeit habe ich neben Training und allem auch wieder nicht.
Um halb sieben klingelt mein Wecker. Sofort bin ich hell wach. Heute geht es für mich nochmal ins Krankenhaus, diesmal aber in Wolfsburg. Wenn alles so verlaufen ist wie erhofft, kann ich morgen mit dem Ergometer Training anfangen. Ein bisschen nervös bin ich aber schon. Was wenn doch irgendwas nicht stimmt?
Pia begleitet mich zum Krankenhaus. Dort angekommen geht es direkt in ein Behandlungszimmer. Es ist nicht viel los, was möglicherweise daran liegt, dass es gerade Mal kurz vor acht ist. Es wird nochmal ein MRT gemacht und dann kommt die gute Nachricht. Alles verheilt wie erhofft. Ich kann morgen auf den Ergometer. Ich grinse über beide Ohren, so beschreibt es Pia zumindest. Ich glaube, sie ist froh darüber, dass ich wieder ,,Sport“ betreiben darf. Ich war in den letzten zwei Wochen echt anstrengend. Ich brauche eben einfach täglich Sport.
Zurück in der WG macht sich Pia direkt auf den Weg ins Training. Ich stecke die Wäsche in die Waschmaschine und setzte mich dann aufs Sofa. Schnell schreibe ich Lia, dass alles okay ist. Darum hat sie gebeten. Wir haben in den letzten zwei Wochen extrem viel Kontakt gehabt. Mindestens alle zwei Tage haben wir telefoniert und ansonsten haben wir mehr oder weniger die ganze Zeit geschrieben. Hin und wieder hat sie sich doch nochmal ein paar Vorwürfe gemacht, aber seit ich wieder besser drauf bin, hat sie voll und ganz begriffen, dass es total dumm ist. Aber irgendwie sind wir freundschaftlich noch Mal mehr zusammengewachsen. Das ist echt mega schön.
In einer Woche ist Länderspiel Pause und da Potsdam ja nicht in der Champions League spielt, haben sie davor schon eine halbe Woche Pause. Zwei Tage davon wird Lia zu uns nach Wolfsburg kommen. Oder besser gesagt zu mir, denn Pia ist mit den anderen Wölfinnen in Serbien beim Champions League Spiel. Ich freu mich schon total darauf Lia wieder zu sehen. Also richtig zu sehen und nicht nur über einen Videoanruf.Ich öffne Insta und scrollen ein bisschen durch die neuen Posts. Da entdecke ich einen neuen Beitrag von Lia. Wow! Das Bild ist einfach krass schön. Ich habe keine Ahnung, wann es entstanden ist, aber es ist noch relativ neu. Ich sollte vielleicht einfach sich die Caption darunter lesen, dann wüsste ich, dass das Bild beim Joggen mit Tabbi entstanden ist. Sogar da sieht Lia unglaublich hübsch aus. Wie geht das? Warte Mal, gerate ich hier gerade in eine kleine Schwärmerei? Das kann doch nicht sein. Wir sind doch nur befreundet. Oder ist da doch mehr? Nein, niemals! Wir sind einfach beste Freundinnen und mehr nicht. Wie das klingt, so als wären beste Freundinnen nicht so wichtig. Aber das sind sie. Ich habe das perfekte Beispiel dafür.
Am nächsten Morgen fahre ich mit Pia zusammen zum Trainingsgelände. Dort trennen sich unsere Wege. Während Pia zum Fußballplatz läuft, mache ich mich erstmal auf den Weg zu unseren Physiotherapeuten. Insgesamt haben wir drei, die unsere Mannschaft betreuen. Ich werde in den nächsten Wochen von Dina betreut. In ihrem Zimmer, dass sie hier auf der Anlage hat, angekommen, sprechen wir den Trainingsplan, der für mich zusammengestellt wurde, gemeinsam durch. Dann gehen wir runter in den Kraftraum. Heute steht einfach lockeres radeln auf dem Ergometer an, zweimal fünfzehn Minuten mit Pause dazwischen. Das Knie bewegen ohne es zu belasten, hat Dina gesagt, oder so ähnlich zumindest. Es klappt echt gut. Ich bin gerade einfach nur froh, dass ich wieder etwas tun kann. Dina beobachtet mich die ganze Zeit während ich auf dem Ergometer radle. Nach den ersten fünfzehn Minuten kommt sie zu mir. ,,Das sieht doch echt gut aus“, meint sie. ,,Hast du Schmerzen im linken Knie?“ ,,Nein“, antworte ich. ,,Sehr gut. Dann mach noch fünf Minuten Pause und dann nochmal“, bestimmt Dina.
Nachdem ich fertig bin, gehe ich nochmal mit Dina in ihr Zimmer. Dort gibt sie mir noch Unterlagen zu dem Trainingsplan für die nächsten Wochen. Während ich warte, bis auch Pia fertig mit dem Training ist, quatsche ich noch mit Dina. In den bisherigen paar Wochen hier in Wolfsburg hatte ich noch nicht viel mit unseren Physios zu tun. Aber da ich jetzt ja länger mit Dina zusammen arbeiten werde, will ich sie natürlich auch ein bisschen kennenlernen. So erfahre ich, dass sie früher auch Fußball gespielt hat, aber aufgrund von einer Verletzung im Knie aufhören müsste. Deshalb wollte sie Physiotherapeutin werden und anderen Menschen, bei ihren Verletzungen zu helfen. Das sie schließlich wieder beim Fußball landet, hätte sie nun nicht erwartet. Aber das Leben hat eben seinen eigenen Kopf.
Am Abend telefoniere ich wieder mit Lia und auch Tabbi und Pia telefonieren mit. ,,Also wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich ja sagen, dass du verliebt bist“, meint Pia, nachdem wir fertig telefoniert haben. ,,Was?“, frage ich. ,,Naja, du hast die ganze Zeit gestrahlt und Lia immer mit so nem Lächeln angeschaut, obwohl du sie nicht Mal direkt anschauen kannst“, erzählt sie. ,,Dein Ernst jetzt? Ich bin halt gerade einfach glücklich. Ich mein, ich konnte heute zum ersten Mal auf den Ergometer. Ich war den ganzen Tag mega happy“, wiederspreche ich. ,,Schon, aber so richtig strahlen tust du erst seit wir angefangen haben zu telefonieren“, erwidert Pia. Hat sie etwa Recht? Nein, das kann nicht sein. Ich war wirklich den ganzen Tag echt gut drauf, was eben am Beginn der Reha liegt. Ich hab doch heute Morgen schon gefühlt 24/7 ein Lächeln auf den Lippen gehabt, zumindest nach meiner Auffassung. Oder war das doch nicht so?
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No 13 - Move the Ball with Joy // Feli Rauch Ff
FanfictionDer Wechsel zum VfL Wolfsburg öffnet Felicitas Rauch, neue Möglichkeiten, vor allem die in der Champions League zu spielen. Das ging in Potsdam nicht. Doch die Euphorie darüber bleibt nicht lange erhalten, denn ein besonderes Spiel hat nicht sonderl...