49 | Finale

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POV Feli

Und dann ist der nächste Morgen da. Ich wache schon relativ früh auf und greife nach meinem Handy. Eine Nachricht von Lia. ,,Schreib mir, wenn du wach bist, dann komme ich rüber“, schreibt sie.

Wenig später klopft es leise an der Tür. Ich stehe ebenso leise auf, schließlich schlägt Pia noch, und öffne die Tür. Ich schaffe es gerade noch die Tür wieder zu schließen bevor mich Lia direkt in einen Kuss zieht. Ich erwidere den Kuss sofort und schiebe Lia rüber zu meinem Bett. Dort legen wir uns aneinander gekuschelt wieder hin. Während wir so da liegen, streichele ich immer wieder über Lias Kopf. Lia kennt mich einfach gut genug, denn das hier ist genau das, was ich vor dem heutigen Tag brauche. Ich bin extrem nervös vor dem Spiel, aber einfach nur Lias Anwesenheit hilft mir schon etwas runterzukommen.

Irgendwann wacht auch Pia auf. ,,Oh Gott, seid ihr ekelhaft süß“, stöhnt sie. ,,Sorry“, meint Lia lachend. ,,Feli, sie sollten langsam aber auch aufstehen. Wir müssen in einer halben Stunde beim Frühstück sein“, wirft Pia ein. Ich nicke und stehe auf, um mich fertig zu machen. Eigentlich will ich lieber noch länger mit Lia kuscheln, aber das Spiel hat dann doch irgendwie Vorrang.
Als ich aus dem Bad komme, liegt Lia immer noch auf meinem Bett. Während Pia im Bad ist, kuschele ich mich nochmal zu Lia. Wir müssen jeden Moment ausnutzen und genießen.

Letztendlich müssen dann wirklich runter zum Frühstück. Pia und ich setzen uns zu Sara, Frido und Sofie. ,,Nervös?“, fragt Sofie. ,,Jep! Ich weiß gar nicht, wie ich jetzt was essen soll“, antworte ich. ,,Geht mir genauso“, meint Frido. Irgendwie schaffe ich es eine Schüssel Müsli mit Joghurt und Obst zu essen. Ich muss aber eben auch was frühstücken, sonst überlebe ich den Tag nicht.

Nach dem Frühstück machen wir einen Spaziergang durch die Stadt und haben danach unsere Aktivierung. Dabei gibt Stephan dann den finalen Kader fürs Spiel bekannt. Wobei das nicht lange dauert, denn es stehe alle Spielerinnen, die hier sind auch im Kader. Wir wollen auf alles mögliche reagieren können, was vor allem den Spielverlauf angeht, aber auch Verletzungen darf man nicht ausschließen. Man sollte auf alles vorbereitet sein. Und das sind wir, zumindest habe ich das so im Gefühl.

Nach dem Mittagessen haben wir erstmal noch Zeit für uns, um uns optimal für das Spiel vorzubereiten. Ich liege in Lias Zimmer und verbringe diese Zeit mit ihr. Sie schafft es einfach mich zu beruhigen und das ist genau das, was ich brauche. Wäre ich alleine, würde ich mich  jetzt verrückt machen und mir hundert verschiedenen Szenarien überlegen, die passieren könnte, was mich dann wiederum noch nervöser machen würde. Von daher bin ich umso froher, dass Lia hier ist.

Und schon geht es in den Bus, der uns in Stadion bringt. Ich verabschiede mich noch von Lia, aber ich weiß, dass ich sie im Stadion garantiert sehen werde. Schließlich sitzt sie in dem Bereich für Familie und Freunde von uns Wölfinnen, sprich direkt hinter unserer Bank. Meine Eltern können aufgrund der Arbeit leider nicht kommen, aber Jan hat es geschafft zu kommen. Allerdings ist er erst heute Mittag gelandet, so dass ich ihn erst nach dem Spiel sehen werde. Während der Fahrt gibt Stephan dann die Aufstellung bekannt. Ich stehe nicht in der Startelf, aber das überrascht mich auch nicht wirklich. Ich hoffe einfach nur, dass ich eingewechselt werde.

Im Stadion angekommen wärmen wir uns auf. Da stoßen wir dann auch das erste Mal auf Lyon. Wenn man sich so die einzelnen Spielerinnen anschaut, sind da schon einige große Namen dabei. Nicht zuletzt eine Dzenifer Marosán, die auch bei uns in der Natio spielt. Das wird echt ein hartes Stück Arbeit, dass da auf und zukommt. Aber es ist nicht unmöglich. In der Analyse unseres Gegners haben wir gesehen, dass auch Lyon seine Schwächen hat. Diese wollen und müssen wir nutzen. Es ist jetzt nicht so, dass wir als Underdog da stehen, aber Lyon ist schon der Favorit. Das können wir nicht abstreiten. Aber trotzdem kann man nicht sagen, dass Lyon von vorne rein gewinnen wird.

Und nach Anpfiff kann ich das auch immer noch behaupten. Das Spiel ist ausgeglichen. Erst haben wir eine kleine Ballbesitz Phase, dann Lyon. Und so geht es hin und her. Was allerdings fehlt sind die klaren Torchancen. Erst kurz vor der Pause hat eine Lyon eine riesen Chance, aber Almuth (Schult), unsere Torhüterin kann den Ball gerade noch über die Latte lenken. Somit bleiben wir im Spiel und zur Halbzeit steht es 0:0. Es ist noch absolut nichts verloren.

Genau das sagt uns auch Stephan in seiner Ansprache. ,,Es ist noch alles drin! Ihr seid gut im Spiel und hattet auch schon die ein oder andere Chance. Knüpft genau daran an und macht weiter. Zieht euer Ding durch und achtet weiterhin auf das, was wir im Vorfeld besprochen haben. Es kann gut sein, dass wir in die Verlängerung gehen. Es kann genauso gut sein, dass es am Ende Elfmeterschießen geben wird. Aber darüber denken wir jetzt noch nicht nach. Wir konzentrieren uns erstmal auf die zweite Hälfte und danach sehen wir weiter. Ihr seid stark! Ihr schafft das!“, sagt er energisch.

Nur wenige Minuten nach Wiederanpfiff können wir in Führung gehen. Nach einer Ecke köpft Pi völlig frei ein. Jetzt gilt es diese Führung zu halten. Aber das wird schwierig. Lyon drückt richtig auf den Ausgleich und in der 70. Minute gelingt ihnen dieser dann auch und es ist ausgerechnet Dzenni, die trifft. Trotzdem heißt es weitermachen. Wir haben noch zwanzig Minuten, um nochmal in Führung zu gehen. Ich werde weiterhin nicht eingewechselt, aber es wird allgemein wenig gewechselt, da es sehr wahrscheinlich, dass es in die Verlängerung geht. Und das passiert auch. Nach 90 Minuten steht es immer noch 1:1. Stephan motiviert uns nochmal richtig, aber das ist eigentlich nicht nötig. Wir sind motiviert genug das Ding nach Hause zu holen. Aber in der Verlängerung geht nicht wirklich viel. Es gibt zwar auf beiden Seiten gute Torchancen, aber der Ball will einfach nicht ins Netz.

Zu Beginn der zweiten Hälfte der Verlängerung ruft Stephan mich zu sich. Ich werde eingewechselt. Wahrscheinlich liegt es daran, dass aktuell viel auf Elfmeterschießen hindeutet. Ich habe in Potsdam immer die Elfmeter geschossen, so dass ich von Anfang an eine der Kandidatinnen dafür war. Aber jetzt komme ich wirklich rein. Ich feiere mein Comeback nach neuneinhalb Monaten. Dann wird der Wechsel angezeigt. Sofie geht raus und ich komme rein.

Wir haben nur noch zwei Minuten, um das Elfmeterschießen zu vermeiden und direkt zu gewinnen. Es gibt noch eine Ecke für Lyon. Wir können kaum so schnell gucken schon liegt der Ball vor Fridos Füßen und sie nimmt ordentlich Tempo auf. Ich reagiere als eine der Ersten und springe den Platz runter. Die Restverteidigung der Lyonnaisinnen scheint überfordert von unserem Tempo, aber machen schnell den Raum von Frido zu. Im richtigen Moment spielt sie den Pass zu mir. Mir bleibt nichts anderes übrig als es einfach zu versuchen und direkt abzuschließen. Sonst ist der Ball weg. Ich schließe und sehe wie der Ball sich über der Torfrau ins Netz senkt. ,,YES!“, schreie ich.  Frido rennt auf mich zu und springt auf meinen Rücken. ,,Nice Girl!“, ruft sie. Und auch die anderen Mädels kommen auf uns zu. ,,Unser Traum Duo auf der linken Seite ist wieder da“, meint Sara. Ich grinse.

Aber jetzt gilt es diese erneute Führung über die letzten Minuten zu bringen. Lyon ist quasi nur noch im Ballbesitz und wir verteidigen was das Zeug hält.

Dann ertönt der erlösende Schlusspfiff. Ich springe Sara, die neben mir steht in den Arm. Wir haben gewonnen! Wir haben die Champions League geholt! Wir haben das Triple geholt! Und was noch dazu kommt, ich habe endlich wieder gespielt und ich habe zum Sieg beigetragen. Aber ohne Frido wäre es definitiv nicht möglich gewesen, dieses Tor zu schießen. Und es gibt so viele weitere Menschen ohne die mein Einsatz hier nicht möglich gewesen wäre. Eine dieser Personen sitzt gerade im Familie und Freunde Bereich und zu dieser Person laufe ich jetzt. Lia steht schon am Geländer als ich auf sie zukomme. ,,Glückwünsch zum Sieg“, ruft sie und beugt sich über das Geländer um mich zu umarmen. ,,Danke! Und auch Danke für deine ganze Unterstützung. Ohne dich wäre ich nicht hier“, erwidere ich. ,,Immer wieder gerne! Ich muss dir auch noch etwas sagen“, meint Lia. ,,Was denn?“, frage ich. ,,Ich komme nach Wolfsburg“, verkündet Lia ihre Nachricht. Auch wenn wir hier mitten in der Öffentlichkeit sind und wir damit unsere Beziehung öffentlich machen, kann ich nicht anders als Lia zu küssen.

      
                            ~Ende~

No 13 - Move the Ball with Joy // Feli Rauch FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt