26 | Akzeptanz?

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Die restliche Zeit bis Tabbi wieder kommt, sitzen wir aneinander gekuschelt auf dem Sofa. Ich fühle mich wie auf Wolke 7. Meine Traumfrau liebt mich auch und endlich wissen wir das auch. Die letzten Wochen waren einfach schrecklich. Anders kann man das nicht sagen. Aber jetzt fühle ich richtig wie eine Last von meinen Schultern abgefallen ist.

Ich zucke zusammen als ich höre wie Tabbi die Tür aufschließt. Ich einfach total schreckhaft. Ich sehe, wie sich Lia das Grinsen verkneift. ,,Hey, bin wieder da", ruft Tabbi und im selben Moment betritt sie das Wohnzimmer. ,,Ja, das haben wir schon mitbekommen", sagt Lia immer noch grinsend. ,,Mann, ich bin halt einfach schreckhaft", verteidige ich mich. Ich stehe auf und gehe rüber in die Küche, um mir etwas zu trinken zu holen. Auch Tabbi holt sich ihr Glas. ,,Ich entnehme deinem Strahlen Mal, dass euer Gespräch erfolgreich war", meint Tabbi. Ich nicke und greife zur Sprudelflasche.

Den restlichen Tag verbringen wir mit weiteren Gesellschaftsspielen. Zum Abendessen kochen wir uns Lasagne. Danach schauen wir noch einen Film. ,,Ich geh dann Mal ins Bett", meint Tabbi irgendwann und gähnt. ,,Mach das. Gute Nacht", meint Lia. ,,Bleibst du noch wach?", fragt sie an mich gewandt. Ich nicke.
Die Aussicht nochmal etwas Zeit mit Lia zu verbringen, ist doch schön. Da kann ich doch nicht einfach ins Bett gehen. Als Tabbi weg ist, rutscht Lia näher an mich heran. Davor saßen wir ganz normal da. Warum kann ich gar nicht genau sagen. Ich mein, Tabbi weiß von unserem Gespräch. Während dem Abendessen hat sie uns komplett ausgequetscht. Trotzdem wäre es irgendwie komisch gewesen, so aneinander gekuschelt da zu sitzen, als sie mich da war, ach keine Ahnung.

,,Darf ich dann eigentlich sagen, dass du meine Freundin bist?", unterbricht Lia die angenehme Stille. ,,Ja, aber nur, wenn ich das auch darf", erwidere ich. ,,Natürlich", meint sie und gibt mir einem Kuss. ,,Meine Eltern werden mich morgen bestimmt fragen, ob ich endlich Mal einen Freund oder eine Freundin habe. Das machen sie jedes Mal, wenn wir uns sehen", fährt Lia fort, die ja morgen in die Schweiz zu ihrer Familie fliegt. ,,Dann kannst du Frage ja endlich Mal mit ,Ja' beantworten", grinse ich. ,,Ja", sagt Lia lächelnd. ,,Aber an sich würde ich es jetzt nicht jedem direkt erzählen", sage ich. ,,Ja, es muss ja nicht jeder wissen", stimmt Lia mir zu.

Am nächsten Morgen stehen wir alle schon ziemlich früh auf. Für uns drei geht es heute alle zu unseren Familien. Da ich ja in Richtung Berlin fahre, nehme ich Lia mit und setzte sie dann beim Flughafen ab. Während der eher kurzen Fahrt, reden wir über Gott und die Welt. ,,Wir telefonieren", sagt Lia als wir beim Flughafen ankommen. ,,Yes, ich werde dich vermissen", erwidere ich. ,,Und ich dich erst", meint Lia. Ich beuge mich vor und gebe Lia einen letzten Kuss bevor sie aus dem Auto steigt, ihren Koffer aus dem Kofferraum holt und dann ins Gebäude des Flughafens begibt. Eine Fernbeziehung wird schwer werden, aber wir schaffen das. Wir haben schon so viel geschafft, also schaffen wir das auch!

Ich parke mein Auto auf dem Parkplatz vor dem Hochhaus, in dem meine Eltern wohnen. Immerhin gibt es hier einen Fahrstuhl, denn ich habe keine Lust bis in den fünften Stock hochzulaufen. Oben wartet meine Mom schon an der Tür. ,,Hallo meine Kleine", begrüßt sie mich. Dabei stimmt ,,Kleine" nicht wirklich, schließlich bin ich größer als sie. Aber andererseits hat sie ja schon Recht, denn ich bin die Jüngere ihrer Kinder. Ich habe einen älteren Bruder, namens Jan, der heute auch kommen wird. Nur wenige Minuten nach meiner Ankunft klingelt es. Es ist Jan. Wie lange habe ich meinen Bruder nicht gesehen? Bestimmt fünf Monate.

Zum Mittagessen gibt es Bregenwurst mit Backofenkartoffeln und Grünkohl. Ich lasse die Bregenwurst weg und begnüge mich mit dem Rest. Nachdem Essen spülen Jan und ich das Geschirr ab. Das haben wir früher auch immer zusammen gemacht und so machen wir es heute auch wieder. Ich bestehe auch immer noch darauf abzuspülen. Ich hasse Abtrocknen!

Danach setzten wir uns zu unseren Eltern ins Wohnzimmer. ,,Wie läuft es eigentlich mit deiner Reha?", fragt Dad. ,,Soweit ganz gut. Ich hatte in den letzten Wochen ein paar kleine Problemchen, aber nichts schlimmes. Nach dem Jahreswechsel habe ich dann den nächsten Kontrolltermin in Krankenhaus, der dann über den weiteren Verlauf der Reha entscheidet", antworte ich. ,,Und wann kannst du wieder spielen?", hakt Jan nach. ,,Das dauert noch. Stand jetzt wahrscheinlich Ende Juni, aber das kann sich alles noch ändern." ,,Das ist ja echt noch ne Ewigkeit", meint Jan. ,,Schon, aber man lernt damit umzugehen, vor allem wenn man die richtigen Menschen an seiner Seite hat", sage ich und denke unwillkürlich an Lia. ,,Und sonst so? Hast du mittlerweile einen Freund?", fragt Mom. ,,Ähm, nein, ja, also schon, aber ich glaube, es ist anders wie ihr denkt", stammle ich. Vor dieser Frage hatte ich Schiss. Wie erkläre ich meinen Eltern, dass ich keinen Freund, sondern eine Freundin habe?

,,Ich also, ich habe keinen Freund. Ich habe eine Freundin", sage ich etwas zittrig. ,,Du hast was?", fragt Dad. ,,Ich habe eine Freundin", wiederhole ich meine Aussage, diesmal mit kräftiger Stimme. ,,Feli, ist das dein Ernst? Wie kannst du eine Freundin haben?", fragt nun auch Mom. ,,Indem ich mich in eine Frau verliebt habe. Was ist das Problem?" ,,Das Problem ist, dass ich so etwas nicht akzeptiere. Liebe ist eine Sache zwischen Mann und Frau", sagt Mom energisch und Dad nickt. ,,Nein, ist es nicht", rufe ich. ,,Seht ihr doch. Das Gegenbeispiel sitzt hier!" ,,Felicitas nein! Sowas ist keine Liebe! Wer ist es überhaupt?", meint Dad. ,,Lia." ,,Lia? Deine ehemalige Mitspielerin? Ihr seid doch beste Freundinnen", sagt Mom. ,,Nein, sind wir nicht. Es ist mehr als das. Wir sind zusammen", stelle ich richtig. ,,Nein, seid ihr nicht. Felicitas, du weißt doch gar nicht, was du tust! Es gibt keine Liebe zwischen zwei Frauen", sagt Dad und ich sehe, dass er langsam sauer wird. ,,Doch gibt es! Das ist eine völlig normale Sache." Ich werfe einen Blick zu Jan, der sich bislang aus der Diskussion rausgehalten hat. ,,Ey Mama, Papa, es ist doch ganz egal, wen Feli jetzt liebt und ob es ein Mann oder eine Frau ist. Akzeptiert es einfach", schaltet er sich ein. Immerhin einer steht auf meiner Seite. ,,Nein, ich akzeptiere das nicht!", ruft Mom. ,,Jan, wollen wir eine Runde spazieren gehen?", frage ich. Ich muss hier raus. Jan nickt.




Heyy,

Ich hab's auch Mal wieder geschafft ein Kapitel zu schreiben et voilà. Ich möchte nur noch kurz anmerken, dass ich NICHT der Meinung von Felis Eltern bin.
Mehr wollte ich eigentlich gar nicht sagen. Ach so doch, liegt bei euch Schnee?


No 13 - Move the Ball with Joy // Feli Rauch FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt