No 13 - Move the Ball with Joy // Feli Rauch Ff

34 | Lias Geburtstag

Immerhin sehen Lia und ich uns in drei Tagen wieder. Die zwei Wochen waren echt schwierig. Wir hatten kaum Zeit zum telefonieren. Da ich immer mehr und auch länger Training habe, muss ich zu anderer Zeit mehr für die Uni machen. Ich stehe kurz vor meiner Bachelor Arbeit und muss so einiges tun. Außerdem darf ich zusätzlich zu dem Training auf den Rasen noch Joggen gehen, so dass ich nochmal ungefähr eine dreiviertel Stunde weg bin. Das größte Problem ist aber, dass Lia und ich komplett verschiedene Trainingszeiten haben, so dass wir noch weniger Möglichkeiten haben zum telefonieren. Das ist schon echt hart. Wenn ich Frage, kann sie oft nicht und wenn sie fragt, kann ich meistens nicht.

Heute stehen für mich die ersten Torabschlüsse an. Endlich. Auch wenn ich ja Abwehrspielerin bin, schieße ich schon auch Mal ganz gerne aufs Tor. Die letzten Wochen ging es bei mir nur um Ballgefühl, Ballkontrolle und solche Dinge. Aber jetzt endlich darf ich wieder ein paar Abschlüsse machen. Ein schönes Gefühl. Es macht einfach Spaß, den Ball aufs Tor zu schmettern.

Nachmittags gehen Pia, Frido und ich in die Autostadt. Ich brauche noch ein Geburtstagsgeschenk für Lia und Pia und Frido wollen mich begleiten, zumal sie auch noch ein paar Dinge benötigen. ,,Was hast du dir denn für Lia überlegt?“, fragt Frido, während wir zur Autostadt laufen. ,,Ich hab eine Tasse mit einem Bild von uns beiden drauf bestellt und will jetzt ein paar Kleinigkeiten besorgen, und die dann in die Tasse stellen“, antworte ich. ,,Das klingt total süß. Lia freut sich bestimmt mega darüber“, meint Frido. ,,Ich hoffe es Mal“, grinse ich.
In der Autostadt angekommen, schlendern wir durch die einzelnen Läden und bleiben hier und da Mal stehen, um ein paar Dinge genauer zu betrachten. Ich finde ein paar schöne Dinge für Lia und Frido und Pia können ihre Besorgungen erledigen.

Am Samstag Nachmittag fahre ich schon nach Potsdam. Da ich am Montag schon wieder Training habe, haben wir beschlossen, dass ich am Samstag Nachmittag schon komme, damit wir uns länger sehen. ,,Hey“, begrüßt mich Tabbi, als ich ankomme. ,,Hello“, erwidere ich. ,,Das mit dem Trikot ist vorbereitet. Es liegt im Schrank in deinem alten Zimmer. Lia weiß absolut nichts“, sagt Tabbi leise. Tabbi hat vom Verein ein Trikot von Lia bekommen und durfte es etwas umgestaltet, so dass jetzt nicht nur Lias Name und ihre Rückennummer darauf steht, sondern auch noch ein Happy Birthday. Das Trikot ziehe ich morgen an.

Am nächsten Morgen stehen Tabbi und ich schon relativ früh auf und bereiten das Frühstück vor, natürlich genau so wie Lia es gerne hat, mit Pfefferminztee, Smoothie Bowl und Porridge. Dann stellen wir unsere Geschenke auf den Tisch und wecken Lia. Singend betreten wir ihr Zimmer. Lia richtet sich auf und umarmt erst Tabbi und dann mich. ,,Alles Gute zum Geburtstag“, wünsche ich ihr und gebe ihr einen Kuss.

Zusammen frühstücken wir und machen uns danach fertig. Ich ziehe das vorbereitete Trikot an und gehe dann wieder rüber ins Wohnzimmer. Lia ist wohl noch im Bad, jedenfalls sitzt nur Tabbi da. ,,Sieht gut aus“, meint Tabbi. ,,Was sieht gut aus?“, fragt Lia, die in diesem Moment das Wohnzimmer betritt. ,,Awww bist du süß“, meint sie beim Anblick des Trikots. ,,Ich muss dich doch an deinem Ehrentag unterstützen“, grinse ich.

Dreieinhalb Stunden vor Anpfiff machen sich Tabbi und Lia auf den Weg zur Mannschaft. Ich bleibe noch in der Wohnung und bereite ein bisschen was fürs Abendessen vor. Außerdem backe ich noch einen Kuchen für Lia, den es dann nach dem Spiel geben wird. Ein bisschen feiern müssen wir ja definitiv noch.

Dann mache auch ich mich auf zum Stadion. Es ist schön Mal wieder im Karli zu sein. Wobei, als ich das letzte Mal da war, hatte ich mir den Kreuzbandriss zugezogen. Aber das ist jetzt vorbei und ich bin ja mehr als auf dem Weg der Besserung. Trotzdem ist es schon etwas besonderes wieder im Karli zu sein und als Fan zwischen den anderen Fans das Spiel zu schauen.
Und es ist ein richtig gutes Spiel. Freiburg war und ist immer noch so ein bisschen der Angstgegner von Turbine. Aber heute scheint einfach alles zu passen. Hinten lassen sie fast nichts zu und vorne sind sie super gefährlich. Schon früh fällt das 1:0 und das nach einer schönen Vorarbeit von Lia. Kurz vor Ende der ersten Hälfte erzielt Turbine das 2:0. In der Halbzeitpause bemerken mich ein paar Fans und ich quatsche ein bisschen mit ihnen. In der zweiten Hälfte spielt Lia noch besser als schon in der ersten Halbzeit, die schon mega gut war. Kurz vor Schluss fasst sie sich dann ein Herz, wie man so schön sagt, und zieht einfach Mal aus 30 Meter ab. Der Schuss landet im Tor. Meine Freude ist riesig. Wenig später ist das Spiel aus.

Zurück in der Wohnung gibt es den Kuchen. Lia ist nur noch am Strahlen. Das war einfach ein perfektes Spiel von ihr heute und das an ihrem Geburtstag. Ich freu mich einfach mega für Lia. Während dem Abendessen kommen wir auf das Thema Verträge zu sprechen. ,,Du verlängerst bei Turbine, oder?“, frage ich. ,,Wahrscheinlich ja. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, aber ich fühle mich hier einfach super wohl. Und der Verein würde auch wollen, dass ich bleibe“, sagt Lia. Klar, Turbine wär ja dumm, wenn sie eine Lia Wälti nicht behalten wollen. Trotzdem stimmt mich das irgendwie traurig. Es wäre wirklich zu schön, wenn Lia nach Wolfsburg kommen würde. Das wird jetzt aber erstmal nicht passieren. Lia klang schon ziemlich überzeugt gerade. Irgendwie ist mir der Appetit vergangen und ich stochere nur noch lustlos in meinem Nudelauflauf rum. ,,Ach Feli. Du verstehst das doch“, meint Lia. ,,Ja klar. Sorry“, erwidere ich leise. Natürlich verstehe ich Lia, aber andererseits finde ich es schon etwas traurig, dass sie es nicht in Betracht zieht, eventuell nach Wolfsburg zu kommen. Das würde mache Dinge einfacher machen.

Die Stimmung ist dahin. Stumm essen wir zu Ende und danach verabschiede ich mich ziemlich schnell. Ich muss ja noch gut zwei Stunden nach Hause fahren und ganz so spät will ich nicht ankommen. ,,Wir versuchen zu telefonieren“, sage ich, während ich Lia zum Abschied umarme. ,,Ja, wir versuchen es“, meint Lia. Versuchen, das trifft es gut. Klappen wird es wahrscheinlich nicht.