20 | Mieses Liebesleben

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Drei Wochen später bin ich die Krücken los. Endlich kann ich wieder normal laufen oder besser gesagt gehen. Endlich kann ich wieder mit Cinni Gassi gehen. Allgemein geht es seit dem einen kleinen Rückschlag in der Reha Recht gut voran. Es sind zwar weiterhin nur kleine Schritte, aber das war auch nicht anders zu erwarten. Ich bin schmerzfrei und das ist das wichtigste. ,

,Telefonierst du heute Abend Mal wieder mit Lia?“, fragt Pia. Wir sitzen auf einer Bank am Allersee. Cinni rennt gerade dem Ball hinterher, den ich ihr geworfen habe. ,,Nein“, antworte ich schlicht. Um ehrlich zu sein, habe ich mich ein bisschen von Lia distanziert. Wir schreiben schon noch viel, aber wir telefonieren nicht mehr so häufig, was an mir liegt. Pia ist das natürlich nicht entgangen. ,,Schon wieder nicht?“, fragt sie direkt. ,,Ja, ich weiß nicht. Ich kann einfach nicht. Ich kann nicht mit ihr reden, während ich weiß, dass da nie etwas werden wird. Lia liebt mich nicht. Das spüre ich.“ ,,Das ist totaler Quatsch, Feli“, widerspricht mir Pia. ,,Nein, ist es nicht. Ich kenne Lia schon so lange“, sage ich und senke meinen Blick. ,,Ach jetzt red dir keinen Scheiß ein. Ich habe euch doch gesehen. Wie oft muss ich dir das noch erklären? Dieser Blick von ihr hat mehr als tausend Worte gesagt“, meint Pia. ,,Du kennst sie nicht so lange wie ich. Ich kenne Lia gefühlt besser als mich selbst. Ich weiß, dass sie für mich nicht das empfindet, was ich für sie empfinde“, sage ich ruppig. ,,Wollen wir weitergehen? Es wird kalt“, füge ich hinzu. Es stimmt, es nicht nur eine Ausrede, um nach Hause zu kommen und mich in meinem Zimmer zu verkriechen. Es ist mittlerweile Mitte November und es wird immer kälter. Die Blätter fallen extrem schell von den Bäumen und es wird immer regnerischer, November halt. Auf dem kürzesten Weg laufen wir zurück zum Auto. Ich will mich einfach nur in meinem Zimmer verkriechen und alleine sein.

Zuhause wird das direkt durch Sara (Doorsoun) verhindert. Wir steigen gerade aus dem Auto aus, da läuft Sara mit ihrem Hund Peanut die Straße entlang. Pia lädt sie daraufhin zu uns zum Essen ein. Ich bin nur so semi begeistert. Eigentlich wollte ich meine Ruhe haben, aber das wird jetzt nichts. Wir kochen uns eine Reispfanne, aber ich bin nicht ganz bei der Sache.

,,Feli! Pass auf, deine Finger“, ruft Sara plötzlich. Ich schaue auf meine Hände und sehe, dass ich um ein Haar in meine Finger geschnitten hätte, anstatt die Paprika. ,,Danke“, sage ich leise und versuche mich auf die Paprika zu konzentrieren. Aber das funktioniert nicht. Meine Gedanken wandern wieder zu meinem absolut beschissenen Liebesleben. ,,Feli, gibt her. Ich mach das. Du hast sonst echt gleich einen Finger weniger“, meint Sara und nimmt mir das Messer aus der Hand. Ich setze mich auf einen Stuhl, der an der Küchenzeile steht. So sitze ich da und schaue Sara und Pia beim Kochen zu. Ganz toll.

,,Feli, was ist los?“, fragt Sara, als wir uns nach dem Essen rüber ins Wohnzimmer setzen. ,,Ich weiß es doch auch nicht. Es ist gerade alles nicht so einfach“, sage ich. ,,Aber du hast doch gesagt, dass es mit der Reha gut läuft“, meint Sara. ,,Ja schon, aber mit Lia nicht“, gestehe ich. Sara ist in das alles eingeweiht. Als wir vor einigen Tagen nachdem Training noch da standen und geredet haben, hat Pia ihr alles erzählt. ,,Was ist passiert?“ ,,Nichts. Aber das ist ja das Schlimme. Ich kann nicht damit leben, dass ich Gefühle für sie habe und sie aber nicht für mich“, sage ich. ,,Ich glaube, ihr solltet euch treffen“, schlägt Pia vor. ,,Wie soll ich das Überleben?“, frage ich. ,,Ich schaffe es momentan doch nicht Mal mit ihr zu telefonieren.“ ,,Dann umso besser. Feli, ihr müsst euch treffen. Ihr müsst miteinander reden. So geht das nicht weiter. Ich schneide nicht für den Rest deines Lebens Paprika für dich“, sagt Sara. ,,Sehr witzig“, sage ich sarkastisch. ,,Nein, ich meine es Ernst. Ihr müsst miteinander reden.“ ,,Das sagtest du bereits“, erwidere ich. ,,Und was wenn ich nicht will?“, frage ich. ,,Dann regle ich das für dich. Ich kann nicht zu lassen, dass du die nächste Zeit weiterhin so betrübt hier rumhockst“, beharrt Sara und Pia nickt zustimmend. ,,Gib Mal mein Handy her“, gebe ich mich geschlagen.

Es hat keinen Sinn zu diskutieren. Entweder ich mache das jetzt alleine oder Sara wird es tun. Und das wird sie wirklich. ,,Lia hat mir sogar geschrieben“, sage ich, als ich WhatsApp öffne. ,,Was?“, fragen Sara und Pia gleichzeitig. ,,Das was ihr gerade auch gesagt habt, nur anders formuliert“, erkläre ich. Lia hat tatsächlich gefragt, ob wir uns nächsten Montag, also in vier Tagen treffen wollen. Sie hat da einen freien Tag und findet es schade, dass wir in letzter Zeit so wenig telefoniert haben, so dass sie zu mir fahren will. ,,Schreib zurück, dass du dich gerne mit ihr treffen willst“, sagt Sara. ,,Ich kann selbst entscheiden, was ich antworte“, erwidere ich schnippischer als ich wollte. Aber letztendlich antworte ich doch mit Ja.

Vielleicht ist es ganz gut, sich mit ihr zu treffen und zu reden. Vielleicht wird dann alles wieder normal zwischen uns. Das ist ja das, was ich will. Es soll wieder so sein, wie bevor ich wusste, dass ich mich in die verliebt habe. Aber wie geht das? Ich kann meine Gefühle nicht verdrängen. Aber sie kann auch keine Gefühle erzwingen. Wie soll das gehen? Und wie sollen wir darüber reden? Es ist ja ein Problem, dass nur ich habe. Lia kann da absolut nichts tun. Das Problem liegt ganz allein bei mir und bei den Gefühlen, die ich für sie entwickelt habe.

No 13 - Move the Ball with Joy // Feli Rauch FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt