33 | Zurück auf dem Rasen

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Und schon stehe ich wieder vor dem Krankenhaus. Diesmal bin ich nicht so nervös. Ehrlich gesagt habe ich nicht viel zu verlieren. Ich bin ja schon Mal an dem Test gescheitert. Aber ich weiß eben auch, was auf mich zu kommt. Ich kenne die Übungen von dem Test. Ich glaube das ist jetzt für den zweiten Test ein Vorteil.

,,Guten Morgen Felicitas“, begrüßt mich Dr. Ruriksson. ,,Guten Morgen“, erwidere ich. ,,Wie geht’s dir und deinem Knie?“ ,,Gut. Mein Knie hat keinerlei Probleme mehr gemacht“, antworte ich. ,,Das klingt doch gut. Jetzt sind wir ja auch bei dieser sechs Monate Grenze. Ich bin optimistisch, dass du den Test diesmal meistern wirst“, meint er.

Und er soll Recht behalten. Der Test läuft viel besser als der erste. Mein Knie hält alles stand und ich muss nicht abbrechen. Alles wirklich alles läuft glatt.
Das zeigt sich dann auch im Ergebnis. ,,Das sieht doch super aus“, sagt Dr. Ruriksson, nachdem er die Ergebnisse angeschaut hat. ,,Besser kann es aktuell fast nicht sein“, fügt er hinzu. ,,Heißt das, ich darf mit dem individuellen Training auf dem Rasen anfangen?“ frage ich. Obwohl ich die Antwort ja eigentlich schon weiß. Es würde ja keinen Sinn machen, wenn die Ergebnisse vom Test so gut sind, aber ich nicht auf den Rasen dürfte. ,,Ja genau. Ab morgen darfst du wieder auf den Rasen. Aber denk dran: langsam anfangen und nicht gleich zu viel auf einmal wollen. Kurze Einheiten müssen für den Anfang reichen. Ich werde Dina kontaktieren und ihr die Ergebnisse mitteilen. Dann kann sie mit eurem Athletiktrainer zusammen einen Trainingsplan für dich entwickeln“, erklärt er. ,,Klingt gut“, erwidere ich.

Strahlend verlasse ich das Krankenhaus. Endlich geht es zurück auf den Rasen. Mit dem Bus fahre ich zurück nach Hause. Dort dusche ich schnell und fange dann an zu kochen. Pia hat vormittags Training und da klar war, dass ich früher als sie wieder zu Hause bin, koche ich. Ich hab ja Zeit.

Am nächsten Morgen stehe ich voller Vorfreude auf. Ich laufe mit Cinni unsere morgendliche Runde und Räume dann noch schnell die Spülmaschine auf. Als Pia auch wach ist, machen wir uns zwei Smoothie Bowls zum Frühstück. Danach geht es auch schon auf zum Trainingsgelände. Das Wetter ist super schön, so dass wir Mal wieder mit dem Fahrrad fahren. Am Fahrradständer trennen sich unsere Wege. Für Pia geht es in den Kraftraum zum Krafttraining und ich treffe mich mit Dina und Alexander, unserem Athletiktrainer, auf dem Trainingsfeld.

Ich bin die erste, aber ich muss nicht lange auf die beiden warten. ,,Hey Feli“, ruft Dina schon von weitem. ,,Hallo“, rufe ich zurück. ,,Also wie sieht der Plan aus?“, frage ich motiviert. ,,Joggen, Koordinationsleiter und bisschen was mit dem Ball“, fasst Alexander zusammen. Es soll eine lockere Einheit werden und nicht länger als 45 Minuten. Aber das reicht mir um Happy zu sein. Zum Aufwärmen jogge ich erstmal ein paar Runden um den Platz. Danach geht es an die Koordinationsleiter. Das ist wie eine Leiter, nur dass sie auf dem Boden liegt und man in verschiedenen Weisen darüber läuft. Genau das steht jetzt an.

Und dann kommt der Moment auf den ich seit Monaten warte: ich darf wieder gegen das Leder treten. Aber natürlich langsam und kontrolliert. Das heißt, ich spiele Pässe gegen eine kleine Mauer, um erstmal wieder ein Gefühl für den Ball zu bekommen. Klar, ich spiele schon gefühlt mein ganzes Leben Fußball, aber wenn man sechs Monate nicht spielen konnte, geht das Gefühl für den Ball etwas verloren. Das muss erst wieder kommen, bevor ich in schwierige Passformen übergehen kann. Außer dem Pässe spiele, soll ich auch noch mit dem Ball im Slalom um einige Stangen dribbeln. Das fördert ebenfalls das Gefühl für den Ball.

Und das war’s auch schon. Auch wenn es super simple Sachen sind und auch keine lange Einheit war, bin ich einfach so froh, wieder auf dem Rasen zu sein und gehen ein Ball treten zu dürfen. Strahlend helfe ich Dina und Alexander die Sachen zusammen zu packen. Dann laufen wir zurück zum Gebäude. Ich gehe noch kurz mit Dina hoch und sie gibt mir einen Trainingsplan für die nächsten zwei Wochen. Ich werde ab morgen nur noch mit Alexander das individuelle Training haben. Einer der anderen Physiotherapeuten fällt die nächsten Wochen aus, so dass Dina einspringen muss.

,,Da seid ihr ja endlich“, rufe ich, als Pia und die anderen endlich aus dem Gebäude kommen. Ich habe bestimmt eine Viertelstunde gewartet und das obwohl ich pünktlich draußen war. ,,Sorry, hat etwas länger gedauert“, meint Pia. ,,Ach alles gut.“ ,,Wie war dein Training?“, fragt Frido. ,,Super. Ich bin so froh wieder auf dem Rasen zu sein und das auch noch schmerzfrei“, antworte ich. ,,Cool. Wann kommst du wieder ins Mannschaftstraining?“, will Sofie wissen. ,,Keine Ahnung. Das steht noch nicht fest. Wahrscheinlich in zwei Monaten oder so. Wie war euer Krafttraining?“ ,,Naja. Wir wurden fast, wie sagt das man auf Deutsch? getötet?!“, lacht Sofie. ,,So schlimm war es jetzt auch wieder nicht, aber anstrengend definitiv“, meint Pia. Sofie spielt ja noch nicht so lange hier bei uns und muss sich so erstmal an den Trainingsumfang gewöhnen. Das ist dann doch nochmal was anderes als bei ihrem alten Verein, hat die selbst gesagt. ,,Wollen wir heute Abend gemeinsam was kochen und einen Spieleabend machen?“, wechselt Frido das Thema. ,,Yes können wir machen“, stimme ich ihr zu. Spieleabend klingt immer gut. Das haben wir in Potsdam auch oft gemacht.

Sofort kommt ein kleines Gefühl der Wehmut in mir auf. Gerade bei solchen Gedanken vermisse ich Lia extrem. Wenn wir doch einfach öfter sehen könnten. Klar, wie telefonieren so oft es geht, aber das ist nicht das gleiche. Vor allem weil wir auch nicht immer Zeit zum telefonieren finden. Heue wird das wahrscheinlich schwierig, denn am Nachmittag hat Lia Training und abends kann ich dann nicht. Irgendwie ist das schon ziemlich schwierig.

No 13 - Move the Ball with Joy // Feli Rauch FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt