Und schon ist das Jahr vorbei. Silvester verbringen Pia und ich in Wolfsburg mit Tabbi und Lia.
Es war ein Jahr voller Höhen und Tiefen: die Tatsache nicht bei der WM spielen zu dürfen, der Wechsel nach Wolfsburg, das erste Tor für die Natio, die Verletzung und zu guter Letzt natürlich Lia. Ich glaube mehr Höhen und Tiefen kann man in einem Jahr nicht erleben. Alles im gesamten Betrachtet war es nicht das beste Jahr, aber eins aus dem ich viel lernen und mitnehmen kann.
Aber jetzt heißt es den Fokus auf das neue Jahr legen und natürlich auf das Comeback nach dem Kreuzbandriss.Zwei Tage nach dem Jahreswechsel habe ich meinen Termin im Krankenhaus zur Untersuchung. Irgendwie bin ich nervös. Über Weihnachten hat das Knie keinerlei Probleme gemacht, allerdings habe ich in der Zeit nicht viel gemacht außer Spazieren gehen. Ich hoffe einfach, dass alles okay ist. Ich will das Jahr positiv starten und nicht mit einer Hiobsbotschaft in Sachen Knie. Ich will einfach wieder zurück kommen und wieder Fußball spielen können. Lia und Tabbi sind gestern, an Neujahr, wieder zurück nach Potsdam gefahren, da das Training dort wieder los geht. Bei uns in Wolfsburg ist das natürlich auch so, so dass Pia mich zuerst ins Krankenhaus fährt und sich dann auf Weg zum ersten Training in diesem Jahr macht.
Im Krankenhaus komme ich ziemlich schnell dran. Viel ist hier nicht los. Zuerst wird erneut ein MRT gemacht. Danach komme ich in ein Behandlungszimmer. Der Arzt, Dr. Ruriksson, begrüßt mich und fragt dann erstmal wie es mir und vor allem meinem Knie geht. Ich berichte von den letzten Wochen und auch von den kleinen Problemen, die ich hin und wieder Mal hatte. Er sieht das nicht dramatisch und meint, wir haben immer genau richtig gehandelt. Dann kommt er zum MRT. ,,Hier sieht man das Kreuzband. Da sind noch einige Stellen weiß, aber das ist normal. Die Verletzung ist jetzt drei Monate her, das dauert noch etwas bis das Kreuzband voll reingewachsen ist. Aber soweit sieht das echt gut aus. Du bist auf einem gutem Weg“, meint Dr. Ruriksson. Mir fällt ein kleiner Stein vom Herzen. Nach den ganzen kleinen Problemen im Dezember hatte ich echt Angst vor dem Termin heute und dem MRT. Aber jetzt bin ich einfach nur erleichtert. Es geht weiter. Dr. Ruriksson vergleicht meine beiden Knie noch von außen miteinander, vor allem was den Muskelaufbau angeht. Das ist momentan mit das wichtigste. ,,Da habt ihr aber dennoch toll gearbeitet“, meint er. ,,Naja, aber es war teilweise doch ziemlich holprig“, sage ich. ,,Dann ist es ja noch besser. Das sieht echt schon richtig gut aus.“ ,,Das freut mich zu hören. Wir werden auch konsequent weiterarbeiten“, erwidere ich.
Und das machen wir direkt heute. Nach meinem Termin im Krankenhaus fahre ich mit dem Bus zum Trainingsgelände. Während der Fahrt schreibe ich Lia und teile ihr die guten Nachrichten mit. Am Trainingsgelände angekommen, laufe ich direkt zum Raum von Dina. ,,Hey, erstmal noch frohes Neues“, begrüßt sie mich. ,,Dir auch ein frohes Neues“, erwidere ich. ,,Dr. Ruriksson hat schon angerufen und mir die Ergebnisse vom MRT mitgeteilt. Das sieht ja echt richtig gut aus“, meint Dina. ,,Ja, ich bin einfach total erleichtert. Können wir direkt loslegen?“ ,,Wow, wo kommt deine Motivation her? Das war vor zwei Wochen noch ganz anders“, fragt Dina überrascht. ,,Ich will einfach, dass es weiter geht. Ich will wieder da hin kommen, wo ich Mal war. Und ich hab dazu nötige Motivation bekommen“, erzähle ich und kann mir das Grinsen nicht verkneifen. ,,Lass mich raten, Lia“, sagt Dina. Ich nicke. ,,Das sieht man dir an. Du strahlst richtig.“
Zusammen laufen wir runter in den Kraftraum. Ich bin echt voller Motivation. So kitschig es klingt, aber Lia gibt mir einfach die Kraft und Motivation weiter zu kämpfen. Sie gibt mir das, was mir in der Zeit bevor wir zusammen waren, gefehlt hat. Ich bin so froh, dass wir endlich miteinander geredet haben und uns quasi gefunden haben. Jetzt verstehe ich auch endlich, was andere Spielerinnen immer meinen, wenn sie von ihren Beziehungen reden. So eine Beziehung beflügelt. Das merke ich gerade sehr deutlich.
Die Reha heute verläuft wieder viel besser. Mein Knie macht überhaupt keine Probleme und auch vom Kopf her bin ich voll dabei. Ich habe endlich wieder Freude an den Übungen und es macht mir nichts aus, dass ich eigentlich immer noch das gleiche mache. Aber manche Übungen, zum Beispiel die Kniebeugen, mache ich jetzt mit Gewichten. Das erhöht den Schwierigkeitsgrad und auch die Belastungen, aber genau das ist ja das Ziel. Die Belastung auf das Knie langsam steigern und so voran kommen. Heute klappt alles. Es fühlt sich gut an, endlich mehr machen zu können und dabei natürlich keine Schmerzen zu haben. So kann es gerne weitergehen. Ich weiß, ich soll nicht auf die Zeit schauen. Zeit ist relativ. Bei jedem dauert die Reha, das Aufbautraining und so weiter unterschiedlich lang. Aber ich habe jetzt drei Monate hinter mir. In drei Monaten kann ich wahrscheinlich endlich wieder gegen den Ball kicken und dann sollte es auch nur noch drei weitere Monate dauern, bis ich wieder in einem richtigen Spiel auf dem Platz stehen kann. Das sind doch keine ganz so schlechten Aussichten. Ein Drittel von dem Weg des Comebacks sind vorbei. Zwei Drittel liegen noch vor mir und die schaffe ich auch noch. Ich habe ja jetzt die Person an meiner Seite, die ich dort seit längerem haben wollte.
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No 13 - Move the Ball with Joy // Feli Rauch Ff
FanficDer Wechsel zum VfL Wolfsburg öffnet Felicitas Rauch, neue Möglichkeiten, vor allem die in der Champions League zu spielen. Das ging in Potsdam nicht. Doch die Euphorie darüber bleibt nicht lange erhalten, denn ein besonderes Spiel hat nicht sonderl...