No 13 - Move the Ball with Joy // Feli Rauch Ff

8 | Nationalmannschaft

Die nächsten Wochen vergehen wie im Flug. Die Nationalmannschaft scheidet im Viertelfinale leider gegen Schweden aus und so kommen die Spielerinnen früher als erhofft zurück. Aufgrund dessen bekommen wir nochmal etwas Urlaub, den ich spontan mit meiner besten Freundin Pauline Bremer verbringe. Da Pauli bei Manchester City spielt, sehen wir uns nicht so oft und deshalb war natürlich klar, dass wir was zusammen machen. Wir genießen ein paar Tage in Sotto Marina. Das liegt mehr oder weniger in der Nähe von Venedig.
Anfang August geht es dann für uns Wölfinnen nach Österreich ins Trainingslager. Drei Wochen voller Training, aber auch Ausflügen und anderen lustigen Zeug. Beispielsweise werden einige Videos für den YouTube Kanal des VfL Wolfsburg gedreht. Mit Pia bestreite ich das sogenannte Zimmerduell, sowie das Rapid Fire und Wer bin ich. Und mit Svenni darf ich eine Flachwitz-Challenge machen. Es war, wie soll man sagen, sehr amüsant und sehr nass. Man kann schon sagen, dass einiges an Wasser im Spiel war. Außerdem waren wir wandern, schwimmen und tatsächlich auch Mal shoppen. Aber am Ende stand das Training natürlich im Vordergrund. Viele Vormittage und Nachmittage standen wir auf dem Platz, haben Spielzüge eingeübt, Standardsituationen simuliert und weitere Übungen für Fitness und anders. Kurz zusammengefasst war es ein erfolgreiches, lehrreiches und natürlich auch lustiges Trainingslager. Ich bin auch endlich so richtig im Team angekommen und habe auch alle anderen Spielerinnen ziemlich gut kennengelernt.

Am ersten September Wochenende beginnt dann die Saison. Wir haben als amtierender Deutscher Meister wie immer das Eröffnungsspiel am Freitag Abend. Diesmal zu Hause gegen den SC Sand. Gleich im diesem ersten Spiel darf ich in der Startelf stehen. Wir gewinnen deutlich mit 5:0. Dazu sei gesagt, dass die fünf Tore nur von Ewa Pajor und Pernille Harder, die wir nur Pi nennen, da Pernille einfach zu lang ist, um im Spiel schnell ihr zurufen zu können, kommen. Die beiden sind aber auch einfach die Top Torjägerinnen der gesamten Liga. Der zweite Spieltag ist nicht weniger erfolgreich. Es geht gegen Bayer Leverkusen und auch das Spiel gewinnen wir mit 3:0, durch Tore von Pia, Ewa und Pi, wie sollte es anders sein. Damit liegen wir auch weiterhin, aufgrund der besseren Tordifferenz, auf Platz eins der Tabelle. So geht es in die Länderspiel Pause.

,,Guten Morgen Feli“, werde ich von Pauli geweckt. Es ist Matchday in der Ukraine. Vor wenigen Tagen hatten wir in Kassel schon das erste Spiel der EM-Qualifikation gegen Montenegro und heute ist das zweite Spiel gegen die Ukraine. Gestern Morgen sind wir hierher geflogen und heute ist schon das Spiel. Ein straffer Zeitplan. ,,Morgen“, murmele ich und richte mich langsam auf. Pauli hat bereits den Rollladen hochgezogen, so dass es strahlend hell im Zimmer ist. ,,Muss es schon so hell sein?“ frage ich. ,,Sei doch froh, dass es morgens so schön hell ist. Das wird nicht mehr lange so sein“, meint Pauli und geht rüber ins Badezimmer, um sich fertig zu machen. Ich muss erstmal richtig wach werden.

Wenig später machen wir uns auf den Weg zum Frühstück. Ich habe mich in der Zwischenzeit auch fertig gemacht und mir meinen DFB Pulli und die dazugehörige Jogginghose angezogen, wie fast alle anderen auch. Unten im Speisesaal angekommen, sind auch schon einige der anderen da. Pauli und ich holen uns was vom Buffet und setzten uns dann zu Sara Doorsoun, Lena Oberdorf und Kathy Hendrich. Während dem Frühstück unterhalten wir uns über dies und das. Nach und nach trudeln auch die restlichen Mädels ein. Das schöne ist, dass wir uns keinen Stress machen müssen. Unser Spiel beginnt erst um 16 Uhr, so dass wir noch ewig Zeit haben. Ich mein es ist gerade Mal halb neun.

Irgendwie vergeht die Zeit dann doch viel schneller, als gedacht. Wir haben jetzt keinen Stress, aber plötzlich ist es kurz nach zwei und wir machen uns mit Sack und Pack auf den Weg zum Mannschaftsbus. Dort angekommen, warten wir erstmal auf die Nachzügler, die es wirklich immer gibt, und dann geht’s in den Bus. Während wir zum Stadion fahren, erklärt uns Martina Voss-Tecklenburg die Startaufstellung. ,,Also Mädels, im Vergleich zum Spiel gegen Montenegro gibt es wenige Änderungen. Merle (Frohms), du bist wieder im Tor. In der Abwehr spielen wir mit einer Vierer-Kette. Rechts ist Giulia (Gwinn), in der Innerverteidigung spielen Lena (Oberdorf) und Sara (Doorsoun) und links ist Feli. Davor spielen wir mit unseren üblichen Dreier-Ketten. Sara (Däbritz), du spielst rechts, Dzennifer (Marozsán) in der Mitte und Lina (Magull) links. Ihr könnt aber auch immer wieder rotieren, genauso wie unsere drei Stürmerinnen davor. Svenja (Huth) rechts, Alex (Popp) in der Mitte und Klara (Bühl) demnach links. Ansonsten werden wir in der zweiten Hälfte oft wechseln, so dass möglichst viele noch Spielzeit bekommen“, erklärt Martina. Ja, Startelf! Das hatte ich in der Nationalmannschaft schon lange nicht mehr. Klar, ich war ja auch bei der WM nicht dabei. Ich hatte mich tierisch gefreut wieder zur Nationalmannschaft anreisen zu dürfen und wurde beim Spiel gegen Montenegro in der zweiten Halbzeit eingewechselt, aber jetzt in der Startelf zu stehen, toppt momentan nochmal alles. Es ist nicht selbstverständlich in dieser Mannschaft in der Startelf zu stehen. Für mich sowieso nicht, aber ich weiß genau, dass den anderen genauso geht.

Um kurz vor drei kommen wir am Stadion an. Wir gehen direkt in die Umkleide und ziehen uns unsere Aufwärmtrikots an. Bevor wir raus auf den Platz gehen, schaue ich nochmal schnell auf mein Handy. Eine Nachricht von Lia wird mir angezeigt.

Lia: Yes! Startelf! Ich hab’s dir doch gesagt.  Ich sitze natürlich vor dem Fernseher und Feuer dich an. Gott sei Dank spielen wir erst heute Abend um neun. Du rockst das Spiel gleich!
Ich: Awww, Danke! Hab dich lieb!

Lia hat heute Abend noch selbst ein EM-Qualifikations Spiel und deswegen bin ich umso froher, dass sie das Spiel noch schauen kann und mich so unterstützt. Sowas nenne ich wahre Freundschaft.