No 13 - Move the Ball with Joy // Feli Rauch Ff

30 | Nachmittag mit Lia

Irgendwie haben mich die Kommentare von Roman verunsichert. Waren wir doch zu auffällig? Ich mein, wir haben schon öfter Mal Instagram Stories gepostet, wenn wir uns gesehen haben, so dass er damit, dass wir uns öfter treffen, schon richtig liegt. Aber Potsdam-Wolfsburg ist doch keine weite Strecke. Da kann man sich doch auch öfter treffen und vor allem ich kann mich auch mit alten Mitspielerinnen noch treffen. Nur weil wir bei verschiedenen Vereinen spielen, schließt das eine das andere ja nicht aus. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass es ihm gar nicht darum ging, sondern eher darum, ob Lia und ich mehr als alte Mitspielerinnen sind. Er vermutet wahrscheinlich, dass wir zusammen sind. Aber warum will er das wissen. Es geht ihn doch überhaupt nichts an. Es ist unsere Sache. Außerdem als oh er glaubt, ich würde Lias und meine Beziehung, während ich ein Spiel kommentiere, öffentlichen machen. Das ist doch Schwachsinn.

,,Erde an Felicitas?“, ruft eine Stimme, die ich als Lias identifizieren kann. Ist sie schon da? Wohl schon. ,,Was ist?“, frage ich verwirrt. ,,Ich habe gefragt, ob wir dann los wollen oder ob wir noch auf Pia warten“, meint Lia. Die Spielerinnen von Potsdam fahren zwar schon jetzt zurück, aber Lia bleibt noch bis morgen. Das ist mit dem Verein abgesprochen. Ich bin froh darüber, denn so können wir uns nochmal einen halben Tag länger sehen.  ,,Äh ja. Wir können los. Pia hat noch ne Besprechung mit der Mannschaft. Die wird von Sara danach mitgenommen“, antworte ich.

Zusammen laufen wir zu meinem Auto. ,,Tut mir übrigens mega Leid für euch, dass ihr ausgeschieden seid“, sage ich, als wir ins Auto steigen. ,,Wir waren halt einfach selber Schuld. Wir haben schlecht gespielt und dann passiert das halt. Aber aus den Fehlern, die wir heute gemacht haben, lernen wir fürs nächste Aufeinandertreffen“, grinst Lia. ,,In der Bundesliga müsst ihr ja diese Saison nicht mehr gegen Wolfsburg ran. Die zwei Spiele habt ihr ja schon hinter euch. Aber nächstes Jahr wieder. Und dann bin auch ich wieder dabei“, erwidere ich. ,,Dann wird es wohl noch härter gegen Wolfsburg zu spielen“, lacht Lia. Ich grinse nur und drehe das Radio auf.

Zu Hause angekommen bequemen Lia und ich uns auf Sofa. Lia ist ziemlich fertig vom Spiel und kuschelt sich an mich. Warum spielen wir nochmal bei zwei verschiedenen Vereinen? Gerade in solchen Momenten wünsche ich mir, wir würden immer noch beim gleichen Verein spielen. Wir sehen uns einfach viel zu selten. Aber gleichzeitig sind wir eben beide glücklich bei unseren Vereinen. Für mich war es definitiv die richtige Entscheidung nach Wolfsburg zu wechseln. Klar, aktuell bin ich verletzt, aber die bisherigen Spiele und auch das Trainingslager mit der Mannschaft waren richtig cool und ich hab mich sofort willkommen gefühlt. Nicht, dass das in Potsdam nicht so war, aber trotzdem gefällt es mir hier einfach super.

Und genauso weiß ich, dass Lia sich in Potsdam einfach total wohlfühlt. Ich weiß genau, wie sehr sie allein schon die Stadt liebt und auch das ganze sportliche Umfeld. Ihr Vertrag läuft zwar im Sommer aus, aber ich bin mir sicher, dass sie ihn verlängern wird. Alles andere ist für mich undenkbar. Obwohl ich natürlich nichts dagegen hätte, wenn Lia nach Wolfsburg wechselt. Aber ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass sie das machen wird. Dieser Gedanke versetzt mir einen kleinen Stich ins Herz. Wie schön wäre es, wenn sie nach Wolfsburg kommen würde? Wahrscheinlich zu schön, um wahr zu sein. Ist ja auch so. Lia wird garantiert bei Potsdam bleiben. Sie gehört dort einfach hin.

,,Feli? Lia?“ Ich schrecke auf, genauso wie Lia. Wir liegen immer noch aneinander gekuschelt auf dem Sofa und müssen wohl eingeschlafen sein. Pia, die wohl gerade hier in der Wohnung angekommen ist, steht hinter dem Sofa und grinst. Fragend schaue ich sie an. ,,Ihr saht echt süß aus“, meint Pia. ,,Aber ich dachte, ich wecke euch Mal. Es ist schon fast halb sechs“, fügt sie noch hinzu. Haben wir so lange geschlafen? Naja, es war ja auch ein anstrengender Tag. Wobei für mich eigentlich nicht, nur für Lia. Lia war ja die, die gespielt hat. Ich habe ja nur kommentiert.

,,Was wollen wir den kochen?“, fragt Lia. ,,Immer direkt ans Essen denken. Immer hungrig, das gefällt mir“, lacht Pia. Damit spielt sie auf das Motto von uns Wölfinnen an. Immer hungrig. Auch wenn Wolfsburg ja schon einige Titel gewonnen hat, wir wollen mehr. Immer hungrig nach Titeln eben. ,,Keine Ahnung. Wir sollten erstmal schauen, was wir noch da haben“, erwidere ich und beantworte damit Lias Frage. In einem der Schränke in der Küche finden wir eine Packung Gemüsebratlinge und Kartoffeln stehen auch rum. Somit machen wir die Gemüsebratlinge und dazu Backofenkartoffeln.

Nachdem Abendessen schauen wir noch einen Film, genauer gesagt The greatest Showman. Es war Lias Vorschlag und ich muss sagen, der Film ist echt richtig gut. Aber auch ziemlich lang. Nach der Hälfte schläft Lia ein. Ihr Kopf rutscht auf meinen Schoß. Vom restlichen Verlauf des Films bekomme ich nicht wirklich viel mit, da ich zu beschäftigt damit bin, Lia zu beobachten. Als ich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht streiche, zuckt sie kurz zusammen und öffnet die Augen. ,,Alles gut. Schlaf ruhig weiter“, sage ich leise. Lia aber richtet sich auf und setzte sich wieder gerade hin. Dann legt sie ihren Kopf auf meine Schulter, aber nicht ohne mir einen Kuss zu geben. Ein wohliges Gefühl macht sich wieder einmal in mir breit. Ein Gefühl der Geborgenheit, wie ich es auch in den letzten Wochen immer gespürt habe, wenn wir uns gesehen haben.