41.

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Kalte Nachtluft, umfing Hermine, als sie aus dem großen Gebäude trat. Ihr Atem hinterließ kleine Wölkchen und der Boden war von einer dünnen Eisschicht überzogen. Gerade noch rechtzeitig, konnte Hermine sich an einem Fahrradständer festhalten, sonst wäre sie hingefallen. Theodore Nott, der hinter ihr aus der Tür trat, schaffte es nicht mehr, und rutschte ein paar Zentimeter an Hermine vorbei. Die Brünette konnte sich ein Auflachen nicht verkneifen, als sie sah, dass sich ihr Kollege und guter Freund nichts getan hatte. "Ja ja, lach du nur, mach dich über den dummen Mann lustig, der sterbend auf dem Boden liegt", grummelte Theo, grinste aber. Vorsichtig richtete sich Hermine auf und zog ihren Zauberstab, ein kurzer Schlenker reichte aus und sie konnte sich sicher auf dem Blitzeis bewegen.

"Halt doch mal still", sagte sie eindringlich zu Theo, der immer wieder versuchte, aufzustehen, aber jedesmal wieder ausrutschte. "Soll ich hier etwa liegen bleiben und erfrieren? Schön, auf meinem Grabstein wird stehen, wurde von seiner Freundin Hermine Granger einfach liegen gelassen", jammerte er. "Du bist so eine Dramaqueen Nott und ich dachte, Draco wäre schlimm", erwiderte Hermine und mit einem weiteren Schlenker, waren auch Theos Schuhe rutschfest. "Danke, jetzt weiß ich wieder, warum du als schlauste Hexe Hogwarts betitelst wurdest", sagte Theo neckisch. Hermine schüttelte nur den Kopf und trat ihren Heimweg an. "Kommst du oder willst du doch noch erfrieren?", stichelte sie, als sie merkte, dass Theo ihr nicht folgte. "Ach ja, ich habe mich immer noch nicht ans Laufen gewöhnt", kam die geistreiche Antwort und der ehemalige Slytherin hechtete ihr nach.

Im Wohnzimmer der WG um Blaise Zabini herrschte eine unangenehme, verspannte Stille, denn er und Draco hatten Besuch. Ginny Potter, ihr Mann und Ron Weasley, saßen mit ernster Miene auf dem Sofa und starrten die beiden ehemaligen Mitschüler mit einer Mischung aus Neugier und Abneigung an. Draco und Blaise starrten zurück. Nur Ginny ließ ihren Blick durch das gemütlich eingerichtete Zimmer schweifen und schien die Einzige zu sein, die wusste, was vor sich ging. "Wollt ihr uns jetzt mal sagen, warum ihr um 20:30 Uhr vor unserer Tür steht und versucht zu klingeln", fragte Blaise und wirkte dabei gleichermaßen verwirrt und genervt. "Das würde mich auch interessieren Gin", fügte Ron hinzu, aber nicht ohne einen giftigen Blick zu Draco zu werfen, der seit ihrer Ankunft noch kein einziges Wort gesagt hatte. "Schau nicht so blöd Weasley, ich kann dich hier jeden Moment rausschmeißen", zischte Draco, als Ron schon wieder versuchte, ihn mit seinen Blicken zu erdolchen.

"Ron, lass das, wir sind aus mehr oder weniger friedlichen Gründen hier", sprach seine Schwester das Machtwort und wie ein beleidigtes Baby, verzog Ron das Gesicht. "Sag nicht, es geht dir schon wieder um die Wette", stöhnte Harry auf und verdrehte die Augen. "Ganz genau, darum geht es mir", antwortete Ginny nur und ließ ihren Blick zu der Uhr wandern, die über dem Kamin hing. "Aber das hatten wir doch schon...", versuchte Harry es erneut, der deutlich zu oft von dieser Wette gehört hatte. "Kein aber Harry, ich habe recht und das werde ich Fred und George schon beweisen!", zickte seine Frau und blieb stur. "Häh", lautete der sinnvolle Kommentar von Ron und nun verdrehten beide Potters beinahe synchron die Augen. "Sag mal, lebst du hinter dem Mond Kumpel?", fragte Harry, während Ginny "ich brauche einen zweiten Zeugen, du Idiot", fauchte. Überrascht, über die Härte, der Antworten, ließ Ron sich zurück in das Sofa fallen und Blaise kicherte. Auch Draco wirkte plötzlich seltsam erheitert. "Was grinst ihr so blöd", fauchte Ginny nun ihre unfreiwilligen Gastgeber an. Sie war wohl nicht der besten Laune. "Gin", behutsam legte Harry seiner Frau einen Arm um die Schulter. "Du hast gesagt, dass wir freundlich sein sollen", erinnerte er sie. Ron zog die Luft ein, kannte Harry seine Schwester nicht?! Doch statt einer langen Schimpftirade, nickte Ginny nur und kuschelte sich enger in Harrys Arm. "Du hast recht".

Es vergingen weitere Minuten, in denen sich die Fünf wieder anschwiegen und dann, durchbrach Draco die Stille. "Sag mal, was hast du eigentlich gewettet Weaslette?", fragte er und zog eine Augenbraue hoch. "Potter, wenn ich bitten darf", quetschte Harry dazwischen, bevor seine Frau auch nur Luft holen konnte. Draco warf ihm nur einen Blick zu, der nur echt-jetzt-du-weißt-dass-ich-sie-immer-Weaslette-nennen-werde, heißen konnte und Blaise murmelte leise:"nein, darfst du nicht". "Wollt ihr es jetzt hören, oder nicht", warf Ginny genervt ein. Draco und Blaise lehnten sich wieder ins Sofa und Ron spitzte neugierig die Ohren. "Gut, also ich habe mit Fred und George gewettet, dass...", doch weiter kam sie nicht.

Eine Gestalt tauchte vor dem Fenster auf und machte sich daran zu schaffen. Kurz danach tauchte eine weitere Person auf. "Wie...was?" stotterte Blaise und Draco zog seinen Zauberstab. "Was ist denn?", fragte Ginny entnervt, da sie die Gestalten im Fenster noch nicht gesehen hatte. "A..aber wir sind doch im 10. Stock oder nicht?", murmelte Blaise und nun hatte er die Aufmerksamkeit von allen. Dann ging alles ganz schnell. Endlich glitt das Fenster auf und bevor Draco auch nur einen Fluch aussprechen konnte, waren zuerst Theo und dann Hermine durch das Fenster gefallen und auf den Boden gerollt.

Stille.

Dann setzte sich Hermine auf und Theo fing an, lauthals zu lachen. "Ihr...ihr soll..solltet mal eure Gesichter sehen", quetschte er zwischen den Lachern hervor. Immer noch perplex ließ Draco seinen Zauberstab sinken und Hermine, die käseweiß im Gesicht war, rappelte sich mit zitternden Beinen auf. "Nie wieder, hast du das verstanden Nott! Das nächste mal erfriere ich lieber auf der Straße", zischte sie und ließ sich gegen Draco fallen, der sie in seine Arme nahm. "Ach komm schon Granger, allein für den Blick von Blaise und Weasley, war es das wert", erwiderte Theo, nachdem er sich etwas beruhigt hatte. "Nein. Das nächste mal, lass ich dich auf der Straße liegen, wenn du wieder ausrutscht", grummelte Hermine, ihren Kopf an Dracos Brust gepresst. "Wieso bei Salazar Slytherin kommt ihr durchs Fenster", fragte Blaise, der seine Sprache wiedergefunden hatte. Draco lotste Hermine zu dem Sofa, auf dem er bis vor ein paar Augenblicken gesessen hatte und gab ihr eine Decke. "Mir ist nicht kalt, danke", sagte sie und zog ihre Beine an den Körper. "Aber du zitterst", entgegnete der Blonde besorgt und ließ sich neben ihr sinken. "Das ist die Angst. Ich bin eben über zehn Meter an einer Hausfassade in die Höhe geklettert", sagte sie und man konnte erkennen, was für ein Horror es für sie gewesen war.

"Jaha und warum bei Merlins Barte habt ihr das dann gemacht?", fragte Blaise erneut, der neben Theo saß, der immer noch ab und zu ein unterdrücktes Kichern hören ließ. "Glaubst du ich mache das freiwillig?! Das war doch Theos bescheuerte Idee. Er hat seinen Schlüssel vergessen und ich meinen dummerweise im Büro. Der Nachtwächter hat wohl früher Schluss gemacht und draußen auf der Straße wimmelt es nur so vor Muggeln. Zaubern ging also nicht. Eine Hintertür gibt es nicht, nur eine Regenrinne, die an unserer Wohnung vorbeiführt. Also sind wir hochgeklettert, obwohl es bestimmt eine bessere Lösung gegeben hätte. Aber mir war kalt und ich wollte einfach nur nach Hause. Und Theo ist eine unsagbar nervige Dramaqueen", fauchte Hermine und ließ sich dann erschöpft in Dracos Arme sinken. Erneut war es für einige Sekunden still, dann sprang Ginny auf und grinste wie verblödet. "Komm Harry, komm Ron, wir gehen. Gönnen wir Hermine noch ein wenig Ruhe, sie ist ja komplett fertig", sagte sie und ihr Grinsen wurde, wenn überhaupt noch möglich, noch breiter.

"A...aber", stotterte Ron und auch Harry wirkte immer noch derbe verwirrt. "Ich habe meine Wette gewonnen und ihr seid Zeugen. Hermine hat einen Freund, und wie!", lachte Ginny, die beiden ignorierend. Sie tänzelte zur Tür und griff nach ihrem Mantel. "Aber raus kommen wir von innen oder?", fragte sie an die WG gewandt. "Ja, nur von draußen kommt man nicht mehr rein", antwortete Theo und zwinkerte ihr zu. Vermutlich hätte Harry was gesagt, doch der saß immer noch nutzlos vor Schock auf dem Sofa und klappte seinen Mund auf und zu. "Ja Weaslette, du hast deine Wette wohl gewonnen, wobei Granger technisch gesehen sogar meine Verlobte ist, doch wie sie den Ring verloren hat, ist eine Geschichte für ein anderes mal", spottete Draco und sorgte damit dafür, dass Harry und Ron noch weitere fünf Minuten brauchten, bis sie es schafften, die ungewöhnliche WG zu verlassen. "Und Nott und Zabini sind auch noch ein Paar oder was?", murmelte der Auserwählte noch beim Rausgehen. Ein leise gemurmelte Antwort, ließ ihn im Türrahmen stoppen. "Ups", kicherte Blaise. Draco, Hermine und Ginny verdrehten die Augen. "Das hätte ich wohl besser nicht gesagt, was?"

So, das war der letzte One Shot für dieses Jahr, aber keine Sorge, wir lesen uns im nächsten Jahr wieder :)

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Dramione OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt