36.

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Es dämmerte bereits, als Hermine durch das Eingangsportal von Hogwarts nach draußen ging. Ein eisiger Wind fegte über die Länderreien und wirbelte buntes Laub mit sich. Im Wald raschelte es, doch Hermine machte das nichts aus. In den letzten Tagen war sie hier so oft lang gelaufen, dass ihr die Geräusche, die der Wald machte, bekannt waren. Fröstelnd wickelte sie sich fester in ihren Umhang und zog ihren rot goldenen Gryffindorschal enger um ihren Hals. Hermine liebte den Herbst, doch auf das nasskalte Wetter konnte sie gut verzichten, besonders wenn sie heimliches Quidditchtraining hatte.

Als sie am Quidditchfeld ankam, warteten bereits Blaise Zabini, Theodore Nott und Draco Malfoy auf sie. Alle drei auf ihren Besen gestützt, verzogen sie beinahe gleichzeitig ihre Gesichter zu einem belustigten Grinsen. Hermine spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. In ihren Quidditchklamotten, sahen die Jungen einfach nur heiß aus. Doch besonders stach ihr Malfoy ins Auge. Seine blonden Haare hingen ihm verwuschelt in der Stirn, als wäre er bis eben auf seinem Besen durch die Luft gesaust. Die Uniform passte genau und verdeutlichte seine gut gebaute Statur und in seinen sturmgrauen Augen blitzte der Schalk. "Na sieh an, wer uns endlich seine Anwesenheit schenkt", rief er ihr über das Getöse des Windes zu. Hermine wollte gerade erklären, dass sie von Harry und Ron aufgehalten wurde, als Blaise ihr auch schon eine Quidditchuniform samt Protektoren zuwarf. "Die wirst du heute brauchen", sagte er und auch in seinen Augen blitzte nun der Schalk. Theo, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte, zog aus seiner Hosentasche ein magisch verkleinerten Besen. Mit einem Schlenker seines Zauberstabes, nahm der Rennbesen wieder seine Normalgröße an. Die Gryffindor schluckte, als sie den Namen des Modells erkannte. Es war einer der neusten und schnellsten Rennbesen, die es zurzeit auf dem Markt gab. "Dracos Vater hat mal wieder eine kleine Summe an Geld gespendet", lachte Blaise höhnisch, als er Hermines Blick bemerkte. Ihre Augen wanderten zu Draco, der seinen Blick abgewandt hatte. Sich nicht weiter wundernd, schwenkte sie einmal mit ihrem Zauberstab und ihre Klamotten wurden durch die grün silberne Uniform der Slytherinmannschaft ausgetauscht. Nach einem weiterem Schwung, passte sie ihr wie angegossen. Sie griff nach dem Besen, den Theodore ihr hinhielt und schwang sich in die Lüfte. "Na kommt schon, worauf wartet ihr", schrie sie, nachdem sie ein paar Runden über den Platz geschwebt war.

Als Hermine am nächsten Morgen aufwachte, spürte sie jeden Muskel in ihrem Körper. Innerlich verfluchte sie Draco, der sie überhaupt zum Quidditch gebracht hatte, aber andererseits war sie auch froh darüber. Quidditch weckte in ihr einen Ehrgeiz, den sie noch nie zuvor gefühlt hatte. Natürlich hatte sie immer den Anspruch an sich selber, Klassenbeste zu sein, aber im Quidditch war sie immer schrecklich schlecht gewesen und das hatte ihrem Ego einen gewaltigen Dämpfer verpasst. Dazu kam auch noch ihre Höhenangst. Doch als sie eines Abends noch einen Spaziergang über das Gelände von Hogwarts gemacht hatte, war sie auf Draco gestoßen, der sich verbissen dem Schnatz hinterkämpfte. Zuerst war sie belustigt gewesen, er würde doch niemals freiwillig so hart trainieren. Sie war immer davon ausgegangen, dass er dachte, ihm würde sein Talent zufliegen, doch, als sie ihn die darauffolgenden Tage immer wieder beim Trainieren sah, wusste sie, dass auch er sich stetig versuchte zu verbessen. Eines Abends hatte er sie dann zu einer Wette herausgefordert und so kam es, dass sie dreimal die Woche mit ein paar Schülern der Slytherinquidditchmannschaft diesen beliebten Sport spielte. Ihre Freunde wussten nach wie vor nichts davon und das war auch gut so, denn sie würden denken, dass sie die Ehre von Gryffindor beschmutzte, dabei hatte sie kein einziges mal die Taktiken ihrer eigenen Hausmannschaft verraten. Da konnten ihre neu gewonnen Freunde und Trainingspartner noch so oft fragen.

Ächzend quälte sich Hermine aus dem Bett und runter in die große Halle zum Frühstück. Als sie dort ankam, herrschte rege Aufruhr unter den Schülern. Verwirrt ließ sie sich neben Harry und gegenüber von Ron fallen, die sich mit einem breiten Grinsen unterhielten. "Was ist denn hier los", fragte sie und griff nach einem Honighörnchen. "Einer der Jäger von Slytherin ist heute Nacht durch die Gänge geschlichen und wurde vom heutigen Spiel ausgeschlossen, das heißt, dass wir im Vorteil sind", kommentierte Ron mit vollem Mund. Harry nickte zustimmend, "ja, das ist ein echt großer Vorteil, da sie keinen Auswechselspieler haben, der liegt nämlich immer noch im Krankenflügel. Wir haben endlich wieder eine Chance auf den Quidditchpokal, nachdem wir ihn letztes Jahr nicht gewonnen haben", fügte er Ron bei und grinste immer noch. Hermine spürte einen leichten Stich im Bauch, als sie die Häme ihrer besten Freunde bemerkte. Natürlich war sie in Gryffindor und sie sollte ihre eigenen Mannschaft und Harry und Ron anfeueren, doch dadurch, dass sie mit den Slytherins trainiert hatte, kam sie nicht drumherum, auch dem Gegnerteam den Sieg zu wünschen. Besonders, da sie wusste, wie sehr Draco sich in sein Training als Sucher gehängt hatte. Irgendwie sorgte der bloße Gedanke an den Blonden dafür, dass es in ihrem ganzen Körper kribbelte und Hermine hatte die Befürchtung, dass sie sich langsam aber sicher in ihn verliebte.

Dramione OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt