Dramione Oneshots

48.

Es war sehr still im Klassenzimmer für Zaubertränke. Slughorn saß zufrieden mit seinen Schülern an seinem Tisch und benotete die Aufsätze der neuen Erstklässler. Es war so still, wie es in einem Klassenzimmer, in dem Zaubertränke gebraut wurden, halt werden konnte.

Überall brodelte und blubberte es. Man hörte das Klackern der Messer auf den Holzbrettern und das Klimpern der Glasstäbe, mit denen die Tränke gerührt wurden. Und inmitten all dieser Konzentration saß Harry Potter neben seiner besten Freundin und starrte ins Leere. Eigentlich hätte er ihr helfen sollen, den äußerst komplizierten Trank zu brauen, denn es war als Partnerarbeit angekündigt worden. Doch er hatte seit Beginn des Unterrichts nicht einmal überhaupt den Kessel angesehen, in dem der nun smaragdgrüne Trank vor sich hin köchelte.

Hermine, die eigentlich nichts gegen Einzelarbeit einzuwenden hatte, war trotzdem genervt. Denn erstens machte sie sich Sorgen um ihren besten Freund, der seit dem Krieg nicht mehr wirklich er selbst war, und zweitens war dieser Trank so ausgelegt, dass man nur bedingt alleine brauen konnte. Sie war also gewissermaßen auf Harry angewiesen.

"Harry, ich brauch hier wirklich mal deine Hilfe", flüsterte sie ihm zu, doch er zuckte nicht mal, so sehr war er in seinen Gedanken versunken. Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete sie ihren Freund seit Kindheitstagen.

Sie verstand, dass er nicht viel für den Unterricht erübrigen konnte, denn nach dem Krieg hatten sich seine Prioritäten verschoben. Doch er hätte nicht hier sein müssen. Er musste das siebte Schuljahr nicht wiederholen. Kingsley Shacklebolt, der jetzt Zaubereiminister war, hatte ihm direkt eine Stelle bei den Auroren angeboten, doch zur Überraschung von Hermine und überhaupt allen anderen, hatte er sich entschlossen, das Schuljahr gemeinsam mit ihr zu beenden. Ron blieb alleine zurück und fing auch schon bald eine Ausbildung bei seinem Bruder im Zauberscherzartikelladen an.

"Harry". Diesmal stupste sie ihn kurz an und er erwachte aus seiner Trance. "Sorry Mione, ich war kurz woanders, was soll ich machen?", fragte er leise und blickte sie entschuldigend an.

"Ich rühre und gebe das Mondsteinpulver hinzu, währenddessen wirfst du die Blätter der Tollkirsche, die da hinten zerkleinert sind immer in Dreierpaaren in den Trank, Okay?" Sie deutete dabei auf das Schneidebrett auf der linken Seite des Tisches.

"Okay."

Langsam rührte Hermine den Trank gegen den Uhrzeigersinn und nahm dann die Mörserschale in die freie Hand. Vorsichtig schüttete sie das bläulich schimmernde Pulver in die grüne Flüssigkeit und Harry gab die zerkleinerten Blätter hinzu. Hermine biss sich auf die Unterlippe und wechselte die Richtung ihres Rührens. Doch als sich die Farbe des Trankes nicht zu einem satten Lila änderte, wusste sie, dass etwas schiefgelaufen war.

Suchend wanderte ihr Blick über den Tisch. Ihre Zutat war die richtige gewesen, es gab keine andere Zutat für den Trank, die zu einem Pulver verarbeitet hätte sein müssen. Als ihr Blick am Holzbrett hängen blieb, auf dem noch immer die Tollkirschenblätter lagen, wusste sie, was passiert war. Oder zumindest, wer für das kommende Desaster verantwortlich war. Das alles realisierte sie innerhalb einer Sekunde. Und auch das war keinen Augenblick zu früh. Denn der Trank, den sie herstellen sollte, war bis kurz vor der Fertigstellung hochexplosiv.

"Harry runter!", schrie sie nur und riss ihn am Ärmel mit nach unten, als sie sich unter den Tisch warf.

Es knallte mehrere Male laut auf, dann war es still. Im Klassenzimmer hing dichter Rauch und vorsichtig wagte sich Hermine unter dem Tisch vor. Hastig steckte sie den Zauberstab weg, den sie gezogen hatte. Auch noch 7 Monate nach Ende des Krieges hatte sie sich diesen Reflex, bei drohender Gefahr den Zauberstab zu ziehen, nicht abgewöhnen können. Nur, dass dies nicht nur bei real existierender Gefahr passierte, sondern in allen Situationen, die ihr kriegsgeschädigtes Gehirn als Gefahr empfand.