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Fröhlich summend hüpfte ich durch die Gänge von Hogwarts. Heute war ein wunderbarer Tag. Die Hälfte der Ferien war vorbei und heute würden Harry, Ginny und Ron zurückkommen. Sie waren kurz nach Ferienbeginn in den Fuchsbau gefahren, um den Geburtsag von Molly zu feiern.

Ich war auch herzlich eingeladen gewesen aber ich hatte leider passen müssen. Ich wollte nicht, dass die Erinnerungen wieder hoch kamen. Es war fürchterlich egoistisch, und ich wusste das. Aber ich wusste auch, was passieren würde, wenn die Erinnerungen hochkommen würden.

Das Eine würde zum Anderen führen. Die gesamte Weasley Familie würde mich nur an Freds Tod erinnern und dieser an den Krieg und das würde dann wiederum zum Malfoy Manor führen. Es gab kaum eine Nacht, in der ich keine Alpträume hatte. Alpträume, in denen Bellatrix mich immer und immer wieder folterte.

Nicht mehr ganz so fröhlich kam ich am Eingangstor an. Genau in diesem Moment wurde es auch schon geöffnet und Ginny, Harry und Ron kamen rein. Stürmisch umarmte ich alle drei. "Ich habe euch schrecklich vermisst! Es war so schrecklich langweilig ohne euch", lachte ich glücklich. "Wir haben dich auch vermisst, Mine. Mum hat sich sehr über dein Geschenk gefreut", antwortete mir Ginny. Zerknirscht sehe ich sie an. "Tut mir nochmal leid, aber du weißt ja meine Eltern wollten mich sehen", log ich.

Ja ich hatte sie angelogen mit meinen Eltern sowie mit dem eigentlichen Grund, warum ich nicht kommen konnte. Ich wollte ihr und Harry nicht noch mehr Sorgen machen, als sie sowieso schon hatten. Und Ron, naja der hätte es eh nicht richtig verstanden. So sehr ich ihn auch als besten Freund hatte, hatte er nunmal das Einfühlsvermögen eines Teelöffels.

Nachdem die Drei ihre Sachen ausgepackt hatten, machten wir uns auf den Weg zum Abendbrot. Ich war froh, dass sie wieder da waren. Ich war nämlich die ganze Zeit nur mit ein paar Lehrern und Malfoy alleine gewesen.

Das erste Mal seit einer Woche herrschte in der Großen Halle endlich wieder eine ausgelassene Stimmung, denn anscheinend waren Harry, Ginny und Ron nicht die Einzigsten, die heute zurück gekommen waren. Am Hufflepufftisch saßen ein paar Leute und auch der Ravenclawtisch war nicht mehr leer. Gryffindor uns Slytherin steigerten allerdings alles. Beide Tische waren fast voll besetzt.

Das Essen war köstlich und die Stimmung hätte besser nicht sein können. Trotzdem drifteten meine Gedanken immer wieder ab. Immer wieder musste ich an die Ereignisse der letzten Woche denken. An seine Stimme, die mir sagte, dass ich keine Angst mehr zu haben brauche. An seine Augen, die mir in die Seele zu blicken schienen und an seine Worte, die mir direkt ins Herz gingen.

Meine Augen blieben an ihm hängen. Sein Blick war starr auf seinen Teller gerichtet. Er schien ebenfalls in Gedanken, denn er schenkte den Worten seiner Nachbarin keine Aufmerksamkeit.

Durch eine wedelnde Hand vor meinem Gesicht wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. "Erde an Hermine hörst du uns überhaupt zu?", fragte eine leicht genervte Ginny. Verwirrt sah ich sie an. Ich musste mich erst einmal fassen. "Tut mir leid, was hast du gesagt?", fragte ich schuldbewusst. Sie verdrehte die Augen wiederholte dann aber gnädigerweise das eben Gesagte. "Ich wollte wissen, was du mit deinen Eltern so alles gemacht hast?"

Ich musste schlucken, jetzt hieß es schnell handeln. Ich überlegte fieberhaft nach einer Lösung und wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als ich von Malfoy unterbrochen wurde. " Ich will ja nur ungern unterbrechen, aber ich muss mit dir reden, Her...Granger", sagte er mit dieser Stimme, die mir seit letzter Woche nicht mehr aus dem Kopf ging. Schnell nickte ich und stand auf. Mit einem letzten entschuldigenden Blick zu Ginny, Ron und Harry, verließ ich zusammen mit Draco die Halle.

"Wir sollten das nicht hier besprechen, komm mit", sagte er und nahm meine Hand. Er zog mich durch dich Gänge, bis zum Raum der Wünsche. Er ließ meine Hand los und lief dreimal auf und ab, dann tauchte die Tür auf und wir traten ein.

Der Raum war sehr gemütlich eingerichtet. An der Wand war ein Kamin, in dem ein Feuer prasselte. Davor stand ein Sofa und an einer Wand stand ein großes Bücherregal. Ich ließ mich auf das Sofa fallen und Draco setzte sich neben mich. Nervös fuhr er sich durch sie Haare.

"Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll", durchbrach er die Stille. Beruhigend legte ich ihm meine Hand auf die Schulter und sofort merkte ich, wie er sich ein wenig entspannte. "Fang einfach an, ich werde dich nicht verurteilen", flüsterte ich.

"Okaaay", sagte er gedehnt. "Also...ich... du hast mir sehr geholfen. Letzte Woche meine ich. Alles, was du gesagt hast, hat mir geholfen. Die Erinnerungen sind tatsächlich weniger geworden. Und generell fühle ich mich besser. Ich wollte mich dafür bedanken, dass du mir trotz deiner eigenen Ängste, an denen ich mit Schuld habe, zugehört hast und mir eine zweite Chance gegeben hast.", sprach er und seine Stimme wurde immer leiser. Unsicher sah er mich an.

Ich konnte nicht anders, und umarmte ihn. "Du hast mir auch geholfen, und gib dir nicht die Schuld an meinen Ängsten. Du hättest es nicht verhindern können, ohne verletzt zu werden, oder zu sterben. Und ja ich habe dir eine zweite Chance gegeben, weil jeder eine zweite verdient, besonders du." , flüsterte ich in sein Ohr.

Vorsichtig legte auch er seine Arme um mich. Ich spürte, dass auch der letzte Rest seiner Anspannung verschwand. Dann flüsterte er in mein Ohr:" Ich mag dich Hermine. Mehr als ich sollte. Schon immer. Es tut mir leid, für alles. Ich hätte dich nie beleidigen dürfen, denn auch wenn du mir eine zweite Chance gegeben hast, wirst du mich nie genauso sehr mögen wie ich dich"

Ich löste mich aus der Umarmung und blickte ihm tief in die Augen. "Sei dir da mal nicht so sicher, was meinst du, warum es mich so sehr verletzt hat. Es lag nicht nur an den Beleidigungen, es lag an dir. Nur bei dir tat es so weh. Erst wollte ich es nicht wahr haben aber dann wurde es mir klar. Meinst du, wenn ich dich nicht auch mehr mögen würde, als ich sollte hätte ich dir verziehen? Ich mag dich auch Draco...sogar sehr"

Ein wunderschönes Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus und dann beugte er sich vor. Auch ich lehnte mich nach vorne und er überwand den letzten Abstand. Seine Lippen trafen auf meine. Sofort schloss ich die Augen und erwiderte. Ein unbeschreibliches Gefühl durchfuhr meinen Körper und ich bekam eine Gänsehaut. Dieser Kuss fühlte sich so anders als der von Ron an. Bei ihm hatte nichts gekribbelt. Es hatte sich einfach nur falsch angefühlt und dieser hier fühlte sich so richtig an.

Schwer atmend lösten wir uns von einander. "Ich habe keine Ahnung, wo das hinführen soll, aber ich will das Risiko eingehen. Und eins weiß ich sicher, ohne dich kann und will ich nicht Hermine", sagt er und sieht mich wieder mit seinen sturmgrauen Augen an. Ich sehe ihn an und sage:" Gut dann sind wir uns einig. Das Risiko gehe ich gerne ein".

Eingekuschelt saßen wir auf dem Sofa und redeten über Merlin und die Welt. Er versprach mir, mir zu helfen, Ginny und den Anderen von meinen Eltern zu erzählen. Ich wiederum versprach ihm, mit ihm zusammen das Grab seiner Eltern zu besuchen. Nach einer ganzen Weile schliefen wir dann aneinandergekuschelt ein.

Es war die erste Nacht, in der keiner der Beiden einen Alptraum hatte.

Dramione OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt