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Da saß sie nun. Mitten im Wald auf der Flucht und wurde von einem Werwolf bemuttert, der keine Ahnung hatte, wer oder besser, was sie war.
Toll Ava. Ganz toll.

Ethen hockte vor ihr und betupfte ihre Wunden mit dunklen Augen. Egal was sie tat, er ließ sich nicht davon abbringen und als Nico mit den anderen begann eine Suppe zu kochen, war Avas Magen überzeugt davon, dass bleiben eine gute Alternative war.

Liam war wie die anderen groß gebaut, aber etwas schmaler und schien jünger. Sie schätze ihn auf Anfang 20. Seine Augen blitzten sie immer wieder schelmisch an, während er Schüsseln mit Suppe füllte. Er verdrehte die Augen, als er Ethan beobachtete.

Jasper hingegen ließ sie erschaudern. Seine Aura war dunkel. Seine Augen fast schwarz und er sagte nichts. Nachdem er ohne Infos zurückgekehrt war, setzte er sich auf einen Baumstamm etwas außerhalb des Lagers und beobachtete die Umgebung.

„Ich will wissen, was passiert ist", sagte Ethan wieder. Ava sah zu ihm rüber. Er blickte ihr direkt ihn die Augen und nahm ihre Hand in seine. Sie entriss sie ihm prompt wieder und versuche aufzustehen. Ethan nahm sie an der Schulter und drückte sie wieder runter, nahm ihre Hand und sah sie an. So ging das seit bestimmt 10 Minuten.

„Das wird ein langer Tag", kicherte Nico und setzte sich neben Ava, was ihm prompt ein aggressives Knurren einbrachte. Ava verstand gar nichts mehr.

„ Hör mal, ich bin euch wirklich dankbar, aber ich muss jetzt einfach weiter ok?" Ava versuchte sich wieder von Ethan zu lösen. Sie war sich sicher, dass die Gruppe nicht wusste, was sie war und dass sie wusste, was sie waren, weshalb dieses Verhalten sie immer mehr verwunderte. Hatten sie keine Angst sich zu enttarnen?

„Du gehst nirgendwo hin...", entschied Ethan.
Langsam kam wieder die altbekannte Wut in Ava hoch. Was denkt er eigentlich wer er ist?

Gerade wollte sie ihm ihre Meinung sagen, als Nico kicherte.

„Man Ethan du bist echt ein Charmeur. Wie heißt du, liebes?", er wandte sich Ava zu und sah sie aus freundlichen Augen an.
„Ava...", sagte sie kurz und knapp und schaute auf ihre Hände, die immer noch in dicken Handschuhen steckten. Sie war glücklich, dass Ethan nicht auf die Idee gekommen war, ihr diese auszuziehen. Wer weiß, wie er reagiert hätte beim Anblick der Wunden, wenn ihre Wange ihn schon so aus dem Konzept gebracht hatte.

Nico legte den Kopf schief und stellte sich und die anderen vor. „Ich bin Nico, unser Suppenteufel dort vorne ist Liam und der griesgrämige Typ, der da so gruselig im Wald steht ist Jasper. Ethan kennst du ja schon", lachte er aus, er nahm die Suppe entgegen und reichte sie mir weiter. „Ethan, wenn sie essen soll, wirst du sie loslassen müssen", murmelte er leise und schaute Ethan lange an. Dieser nahm seinen Blick für keine Sekunde von Ava. Trat aber einen Schritt zurück und ließ ihre Hand los. Nachdem er eingehend geprüft hatte, dass sie auch wirklich aß, nahm er sich selbst eine Portion und begann sie runter zu schlingen ohne den Blick von Ava zu nehmen.

Die Suppe war wirklich köstlich. Der Geschmack explodierte auf Avas Zunge und ihr Magen knurrte laut. Die Flucht hatte an ihr gezerrt und ihr Körper forderte seinen Tribut.
„Ava, was machst du hier draußen im Wald?", fragte Liam und setzte sich im Schneidersitz ihr gegenüber auf den Boden. Alle sahen sie gespannt an.

„Ich wollte wandern gehen.", murmelte sie schließlich. Ganz falsch war das ja auch nicht. Es war halt nur ein sehr schnelles wandern ohne Rückkehr.

„Wandern?", fragte Nico erstaunt. Ethan stellte seine Schüssel weg und sah sie scharf an. „Lüg mich nicht an.", war alles, was er sagte.
Wieso fühlte es sich so an als müsse sie sich vor ihnen rechtfertigen? Sie wusste zwar, dass sie hier wohl gerade am sichersten war, aber das hieß nicht, dass es ihr gefiel.
„Was macht ihr denn hier?", fragte sie ihn scharf zurück.

Alle spannten sich an. Ob es wegen ihrem Ton war oder weil sie etwas verheimlichten, wusste sie nicht, aber sie schien einen Nerv getroffen zu haben.

Ethan sah sie lange und eingehend ein. Dann drehte er sich um und ging.

Ava starrte ihn fassungslos an. War das sein Ernst? „Hey ich hab dich etwas gefragt!" Nun stand sie ebenfalls auf. Nico und Liam taten es ihr gleich. Angespannt schauten sie von Ava zu Ethan und zurück. Dieser zeigte keinerlei Reaktion.
„ Bleib stehen verdammt!" Ava zitterte vor Wut und tat das einzige, was sie davor bewahrte sich selbst zu offenbaren. Sie schmiss ihre Schüssel im hohen Bogen, direkt gegen Ethans Kopf.
Mit Genugtuung beobachtete sie, wie er stehen blieb. Die Männer um sie herum keuchten
auf.

„Ethan....", fing Nico an und schob Ava langsam hinter sich. Liam stellte sich schützend daneben und selbst Jasper kam aus dem Wald zu ihnen hinüber.

Langsam drehte sich Ethan um und starrte zwischen den Männern hindurch zu Ava. Er bleckte die Zähne und knurrte. „Fass sie nicht an!", war alles, was von ihm kam.
Ava blickte verwirrt alle an und merkte schnell, dass es für sie keine bessere Möglichkeit zur Flucht gab als diesen.
Sie schielte zu ihrem Rucksack.
Zu weit, du findest einen anderen Weg. Lauf!

Dann drehte sie sich um und lief so schnell sie ihre Beine trugen.

Vom Mond geküsstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt