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Am nächsten Morgen wurde Ava von den Strahlen der aufgehenden Sonne geweckt. Sie streckte sich und genoss für einen Moment die völlige Ruhe um sich. Ihr Körper schmerzte auf eine süße Art und Weise und sie lief rot an, als sie sich an die vergangene Nacht erinnerte. Vielleicht hätte sie sich billig vorkommen müssen. Seit wann hing sie sich einfach mir nichts dir nichts an irgendeinen Mann?

Er ist nicht irgendjemand. Er ist dein Gefährte.

Seufzend setzte sie sich auf. Ethan war nicht da, aber durch ihr Band konnte sie ihn spüren. Er war im Erdgeschoss. Sie wollte aufstehen und zu ihm gehen, aber als sie ihre Kleidung aufhob, bemerkte sie mit gerunzelter Stirn, dass sie völlig zerrissen war. "Na ganz toll...", murmelte sie in sich hinein und zog sich ein T-Shirt von Ethan über, das sie im Kleiderschank fand. Barfuß tapste sie die Treppe hinunter. Ihre Hand strich über die Felsen um sie herum. Wieder nahm sie diese tiefe Zufriedenheit war, die sich unweigerlich in ihr ausbreitete, seitdem Ethan den vergangen Abend mit ihr hier angekommen war. Ihr wehte der Duft nach frischem Kaffee und Brötchen entgegen. Ihr Magen meldete sich lautstark und ihr lief das Wasser im Mund zusammen. Sie hatte nicht gemerkt, wie hungrig sie war. Als sie in die Küche kam, stand Ethan am Waschbecken und goss gerade gekochte Eier ab - oberkörperfrei. Seine Muskeln tanzten bei jeder Bewegung und die Morgensonne schien seine Haut sanft zu küssen und zu liebkosen.

Sie konnte nicht aufhören ihn anzustarren, bis er sich schließlich umdrehte und eindringlich ihren Blick erwiderte. Seine Augen schienen beinahe golden zu leuchten als er sie musterte. "Wenn du nicht mir leerem Magen wieder im Bett landen möchtest, solltest du aufhören mich so anzustarren, Kleine.", seine Stimme war rau und Ava lief noch röter an, als sie sich an die vergangene Nacht erinnerte.

"Vielleicht solltest du lernen dir etwas anzuziehen, wenn du dir solche Gedanken um meinen Hunger machst.", herausfordernd sah sie ihm wieder in die Augen und grinste breit. Er lachte auf und stellte die Eier auf den Tisch. Dann zog er ihr einen Stuhl beiseite und bedeutete ihr sich zu setzen.

"Danke schön.", sie streckte sich zu ihm und drückte ihm einen sanften Kuss auf die Wangen bevor sie sich in die weichen Polster sinken ließ.

"Komm her du goldenes Glück!", sie schnappte sich die Kanne Kaffee und schenkte sich eine Tasse ein, danach füllte sie auch die von ihrem Gefährten bevor sie sich Milch und Zucker schnappte und eine ordentliche Portion von beidem in ihren Kaffee tat.

"Wofür trinkst du Kaffee, wenn du ihn jetzt damit folterst?", gespielt entrüstet deutete Ethan auf ihr Getränk nahm selbst einen Schluck seines schwarzen Kaffees.

"Ich trinke meinen Kaffe eben gerne blond und süß. So wie ich eben bin!", lachte sie auf und nahm den ersten Schluck. Ihr Gegenüber prustete laut los. Den Kopf in den Nacken gelegt lachte er lauthals auf. Ava fiel auf, dass sie ihn noch nie so losgelöst gesehen hatte. Nichts erinnerte mehr an den Mann, den sie erst vor wenigen Tagen in Anderson kennengelernt hatte.

"Blond und süß... ohja und wie SÜSS du bist!", wieder lachte er kopfschüttelnd und belegte sich sein Frühstück. Ava konnte nicht anders als mit ihm zu lachen und genoss die Ruhe und Zufriedenheit, die sich in ihrem Inneren breit gemacht hatte. Während des Frühstücks erzählte Ethan ihr, dass er diese Hütte vor vielen Jahren erbaut hatte, nachdem seine Eltern gestorben waren. Er lebte nicht mehr gemeinsam mit den anderen Rudeln im Haus, ertrug das ständige Reden der anderen nicht mehr durchgehend. Als Wolf konnte er innerhalb einiger Minuten die anderen erreichen, falls es nötig war und die Sicherheitsmaßnahmen von Liam waren so lückenfrei, dass ihnen allen hier oben keine Gefahr drohte.

Ava lauschte seinen Worten, aber mit ihnen kam auch das altbekannte Gefühl zurück, dass sie seit so vielen Jahren begleitete.

"Ethan, ich... hör zu...", sie hielt ihre dritte Tasse Kaffee in den Händen und saß mit hochgezogenen Knien vor ihm am Tisch. Einen Moment genoss sie nochmal seinen entspannten Anblick. Wie eine Fotografie speicherte sie die Erinnerung, wohlwissend dass sie nun den Moment zerstören musste.

"Du weißt, dass sie mir folgen oder? Die Wybrancy? Sie werden mich hier finden, Ethan. Wenn sie es nicht vielleicht sogar schon getan haben. Bei so viel Magie wie ich gestern genutzt habe, hätte ich auch gleich Leuchtsignale zünden können. Wenn du dein Rudel in Sicherheit wissen möchtest, dann muss ich gehen.", sie beobachtete, wie sich seine Miene verdüsterte und er seine eigene Tasse auf den Tisch stellte.

"Nein.", er sah sie herausfordernd an und Ava seufzte auf. Sie wusste, was das vernünftigste war, aber ein Teil von ihr wollte genau dieses Leben. Morgens im Arm dieses Wolfes aufwachen, sein Rudel kennenlernen, eine Familie haben. Diese Wünsche umzusetzen wäre aber der reinste Egoismus. Sie dachte an die kleine Mia und ihre strahlenden Augen. Nein, sie würde das Leben dieser Menschen, Wölfe, Opiekun oder was auch immer sie alle waren nicht riskieren.

Sie spürte, wie Ethans Geist in ihrem Band nach ihr griff. Eine stille Bitte um eine Chance.

"Ethan, bitte mach es nicht noch schwerer als es ist.", er legte wortlos seine Hand an ihre Wange und streichelte sie sanft mit seinem Daumen, fuhr die Linie ihres Kinns entlang um sie schließlich zu sich zu ziehen und zu küssen. "Niemals werde ich meine Gefährtin ziehen lassen. Eher schlachte ich jeden dieser Fanatiker eigenhändig ab, als dich zu verlieren, Hüterin!", in seiner bebenden Stimme lag ein Versprechen. Er meinte jedes seiner Worte ernst - todernst!

Ava wollte ihm gerade entgegnen, dass sie doch für ihr eigenes Glück nicht sein Rudel in Gefahr bringen konnten. Als Ethans Körper sich auf einmal an jedem Zentimeter seines Körpers anzuspannen schien. "Was ist los?", flüsterte sie erschrocken und versuchte seinen Blick aufzufangen.

Langsam schien er sich aus seiner Starre zu lösen und stand auf, den Blick durch das Fenster auf den Waldrand gerichtet.

"Ethan? Was ist da draußen? Ethan?!", Panik griff mit seinen eisigen Fingern nach ihrem Herzen und klammerte sich an den Arm ihres Gefährten. Sie hatte keinen blassen Schimmer, was gerade in ihn gefahren war, aber ihr Instinkt sagte ihr, dass etwas ganz und gar nicht stimmte.

"ETHAN!!!", ihre Stimme klang schrill von den Wänden wieder, als er sich endlich zu ihr umdrehte. "Lauf nach oben, hinter dem Kleiderschrank ist ein geheimer Gang. Bleib nicht stehen, hörst du? Egal was du hörst, BLEIB NICHT STEHEN!", der Griff seiner Finder an ihren Oberarmen war beinahe schmerzhaft, als er sie in Richtung der Treppe schob, Avas Herz begann zu rasen. Sie konnte nichts anderes tun als ihn geschockt anzustarren.

"Nein... nein... sie können noch nicht hier sein. Oh Gott, bitte nicht!", zitternd vor Angst legten sich ihre Hände auf ihren Moment. Nur einen Tag hatten sie ihr gegönnt und schon waren sie wieder da und jagten sie durch den Wald. Wenn sie jetzt lief, würde sie Ethan nie wieder sehen und sie wusste nicht, ob sie das konnte.

"LAUF ENDLICH!", wieder schob er sie zur Treppe. Mit einem verzweifelten Blick öffnete er die Tür nach draußen und verwandelte sich in einen mächtigen schwarzen Wolf. Das Tier - nein, Ethan blickte sie noch einmal an, dann spannte er sich an und preschte auf den Wald zu.

Vom Mond geküsstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt