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Ethan saß noch lange neben ihr und wartete auf eine Reaktion, aber Ava konnte nicht reagieren. Irgendwann gab sie vor müde zu sein.Er nickte und verließ den Raum um ihr etwas Ruhe zu gönnen. Sie konnte hören wie er sich draußen vor die Tür setzte. Ohja dieser Wolf würde seine Gefährtin nicht alleine lassen und vorfallen dann nicht, wenn diese verletzt war.

Ava schloss die Augen und atmete durch. Wie war sie hier bloß reingeraten?

Stunden später öffnete sie die Augen. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie müde sie wirklich war und war eingeschlafen. Die Uhr auf dem Nachtisch neben ihr zeigte 10 Uhr morgens an. Vorsichtig streckte sie sich und befühlte ihre Wunde. Es ging ihr schon viel besser. „Wenigstens dazu bist du gut, Mond", murmelte sie und schwang die Beine aus dem Bett. Vor ihren Augen tanzten Sterne und zeugten von der Anstrengung, die es ihren Körper gekostet hatte ihre Wunden zu heilen. Neben dem Schreibtisch lag eine Tür. Sie ging vorsichtig und langsam hinüber und öffnete sie. Ahhhh das Badezimmer.

Sie schlüpfte hinein und betrachtete sich im Spiegel. Der Anblick, der sich ihr bot, war niederschmetternd. Ihre Haare waren völlig zerwühlt und standen in alle Himmelsrichtungen ab, ihre Augen waren rot und ein gehetzter Ausdruck lag in ihnen. Der Kratzer auf ihrer Wange schimmerte in allen Regenbogenfarben. Auch ihre Hände sahen nicht besser aus. Aus einer Schublade nahm sie eine Schere und schnitt ihren Verband auf. Darunter kam eine riesige Platzwunde zum Vorschein. Irgendjemand hatte sie genäht. Die Fäden könnten am nächsten Tag gezogen werden, wenn sie weiter so heilte.

Sie seufzte und wühlte in den Schubladen des Waschbeckens. Als sie eine neue Zahnbürste gefunden hatte, putzte sie sich die Zähne und war dankbar um den Geschmack nach frischer Minze in ihrem Mund. Danach bürstete sie sich die Haare und machte sich etwas frisch. Auch wenn sie sich nach einer Dusche sehnte, musste diese erstmal warten. Die Anstrengung vom Stehen ließ sie schon jetzt schwanken.
Als sie zurück in ihrem Bett war zitterte sie am ganzen Körper. Das ganze hatte sie noch mehr geschafft als sie geahnt hatte. Sie lehnte sich seufzend in die Kissen und schloss wieder die Augen.

Als sie das nächste mal wach wurde, stand vor ihr ein Tablett mit duftendem Essen. Neben einer Suppe und einem frischen Obstsalat fand sie auch Kaffee. „Oh wie habe ich dich vermisst!", glücklich setzte sie sich auf und schnappte sich das flüssige Gold.
Erst dann sah sie Ethan, der an der Wand lehnte und lächelte.

„Guten Morgen." - „Guten Morgen.", er stieß sich von der Wand ab und stellte den Stuhl neben das Bett um sich zu setzen. Dann nahm er vorsichtig ihr Kinn in seine Hände um ihre Stirn zu begutachten.
In ihrem Schwindel hatte sie völlig vergessen, den Verband wieder umzuwickeln. Ihr Herz setzte aus. Für einen Menschen waren diese Wunden, viel zu sehr verheilt.
Ethan runzelte die Stirn.
„Deine Wunde scheint weniger schlimm zu sein als wir dachten. Ich werde später Jasper schicken, damit er sich das  Ganze nochmal ansieht."
Dann lehnte er sich zurück und nahm seinen eigenen Kaffee in die Hand.
Erleichtert atmete sie aus. Für einen Moment dachte sie, dass er sie ertappt hätte.

Das weitere Frühstück über schwiegen sie sich an. Es war ein angenehmes schweigen und Ava war dankbar für die Gesellschaft.

„Was hältst du davon, wenn ich dich ein wenig herumführe?", sagte er plötzlich. Ava sah ihn verdutzt an. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Wir sind alleine. Das Rudel ist in der Stadt und erledigt einige Einkäufe. Andere sind Arbeiten."
Einkäufe und arbeiten? Der Gedanke war amüsant. Schließlich nickte sie. Das war das beste Training um schnell wieder auf die Beine zu kommen.

Ethan lächelte begeistert und stellte das Essen beiseite. Dann trat er erwartungsvoll ans Bett und streckte ihr die Hand entgegen. „Auf gehts!", er war völlig aus dem Häuschen.
„Ethan, ich bräuchte vorher vielleicht etwas zum anziehen." Avas Wangen wurden rot. Sie stellte ernsthaft in Frage, ob sie es schaffen würde sich selbst umzuziehen.
Ethan sah sie einen langen Moment an. Plötzlich wurde sie sich nur allzu genau seiner Präsenz klar. Er roch nach Wald und Erde. Er trug wieder ein schwarzes T-shirt und eine schwarzes Jeans. War allerdings barfuß. Auf seinen Wangen tanzte ein Dreitagebart, der ihm etwas verruchtes und verführerisches gab. Seine Augen schienen regelrecht zu leuchten. Dann färbten sie sich plötzlich schwarz und er schnurrte tief aus er Kehle. Sein Wolf saß ganz nah an der Oberfläche und betrachtete sie als sei sie seine Beute.

Vom Mond geküsstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt