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Immer wieder hörte sie seine Worte in ihrem Kopf. Während sie sich grob unter der kalten Dusche abschrubbte. 

"Kätzchen. Er nennt mich Kätzchen! Als wäre ich ein kleines Mädchen, dass sich schnurrend auf seinem Schoß geräkelt hätte!" Wutentbrannt starrte sie in den Spiegel. Der rationale Teil ihres Verstandes, wusste dass ihre Wut durch den Zenit des Mondes verstärkt wurde, aber das kümmerte Ava in diesem Moment wenig. Dieser Mann wollte Krieg? Er sollte ihn bekommen. Wütend riss sie die Schublade unter dem Waschbecken raus und kramte den mäkeligen Bestand ihres Make Ups hervor. Wütend begann sie sich zu stylen. 

Jetzt ist es offiziell, du bist völlig durchgedreht.

Sie wusste nicht wieso sie dies tat, aber sie hatte auch wenig Lust darüber nachzudenken. Wimpertusche, ein wenig Concealer und sie sah aus wie ein neuer Mensch. Ihre Haare föhnte sie sich locker und trug sie offen und leicht gewellt. 

Wenn er denkt, er macht mich verrückt, wollen wir mal sehen, wie sehr er heute Abend bettelt, wenn ich mit ihm fertig!

Noch wütender als zuvor raste sie nur im Handtuch zurück ins Schlafzimmer. Ethan lag immer noch selbstgefällig im Bett mit seinem Handy in der Hand. Verwirrt beobachtete er, wie sie im Kleiderschrank verschwand und den halben Inhalt auf dem Boden verteilte, bis sie schließlich mit einer hautengen Jeans, einem Croptop und einem grauen Strickcardigan zurück ins Badezimmer stürmte. Dieses Mal hörte sie kein Lachen, nachdem sie die Tür zugeknallt hatte. 

Zufrieden betrachtete sie sich im Spiegel. Bei dem Top konnte sie wegen des Rückens zwar keinen BH tragen, aber ihrer Meinung nach war das auch nicht nötig. Ihre Freundin Lizzy hatte immer gesagt, dass BHs die moderne Versklavung der Frau wären. Ein Hoch auf ihre Weisheit. So lange sie unter diesen Wölfen war, würde sie nach dieser Philosophie leben. 

Ava öffnete die Tür und kam aus dem Badezimmer. Ethan hatte sich mittlerweile aufgerappelt und wartete scheinbar darauf, dass sie endlich fertig war. "Na Kätzchens fertig mit der Schönheitskur?" schnurrte er bevor er aufsah. Mit tiefster Befriedigung beobachtete sie, wie seine Augenbrauen nach oben schossen. Seine Augen färbten sich dunkler und ein Knurren klang leise durch den Raum. Selbst wenn er es versucht hätte zu verbergen, die Beule in seiner locker sitzenden Jogginghose sagte deutlich wie sehr ihm ihr Anblick gefiel. Zufrieden stahl sich ein Lächeln auf ihre Lippen. "Ja ich bin fertig. WOLF. Wir sehen uns gleich beim Frühstück!" und damit nutzte sie ein wenig ihrer Kraft um schnell durch den Raum zu flitzen, an seinen greifenden Händen vorbei und lies abermals die Tür ins Schloss knallen. Kurz darauf hörte sie ein lautes Scheppern im Zimmer. Ohja dem Wolf gefiel dieses Spiel ganz und gar nicht. 

Sie lachte auf und machte sich barfuß auf den Weg in die Küche. Sie mochte Socken und Schuhe noch nie. Den Nutzen verstand sie durchaus, aber sie fühlte sich mit ihnen eingeengt und abgelöst von der Erde. Ein Mädchen braucht nunmal seine Macken. In der Küche sah sie gerade Nico und Liza. Sie stand am Herd und wollte gerade Rührei machen, als Nico sie sanft von hinten umarmte und ihr mit einem Kuss auf die Markierung an ihrem Hals den Pfannenwender aus der Hand nahm. Liza lachte rau auf, gab aber nach und setzte sich an den Tisch. 

Als sie Ava kommen sah lächelte sie sie schüchtern an. 

"Guten Morgen Luna. Isst du mit uns gemeinsam?" Ava Lächelte zurück. "Nenn mich bitte, Ava. Mir reicht erstmal ein Kaffee, danke." Nico lächelte zu ihr rüber, als sie zu ihm gesellten und nach der Kaffeekanne Griff. "Guten Morgen. Gut geschlafen? Die Tasse stehen da drüben." Er zwinkerte ihr zu und nickte zu einem der Schränke hinüber. 

Ava wurde rot als ihr klar wurde, dass das Haus voller Lykantropen war und sie die Auseinandersetzung heute morgen wahrscheinlich alle mit angehört hatten. 

"Es tut mir leid, dass ihr das mitzuhören musstet. Haben wir euch geweckt? Ich bin es nicht gewohnt mit Werwölfen unter einem Dach zu sein." Sie lehnte sich an die Theke und lächelte ihre Frühstückspartner entschuldigend an. Nico lachte laut auf. "Glaub mir, wir haben schon weitaus schlimmeres gehört!" Er füllte einen Teller mit Rührei und Bacon. Darauf legte er kleine Gurkenscheiben in Gesichtsform und stellte den Teller vor seine Gefährtin, die sofort lächelte als sie das Gesicht sah. "Gut Ding will weile haben! Ich übe schonmal." Der Blick, den er seiner Gefährtin zuwarf, war so ziemlich das niedlichste, was sie je gesehen hatte. Liza wurde rot und begann ihr Frühstück zu essen. "Bist du dir sicher, dass du nichts möchtest Ava? wir haben mehr als genug für das halbe Rudel gemacht." Nico hielt ihr fragend einen Teller hin. Ava schüttelte den Kopf und lehnte dankend ab. Ihr war vor lauter Wut der Appetit vergangen und selbst diese beiden Sonnenscheine konnten daran nichts ändern. 

Sie setzte sich zu den beiden an den Tisch und lauschte gespannt ihrem Gespräch. Sie redeten über das Rudelgeschäft und welche Farbe das Zimmer ihres Babys haben sollte. Liza wünschte sich ein strahlendes gelb während Nico für ein hellgrau war. Im 1. Stock öffnete sich eine Tür. Ava spürte gleich, wer da die Treppe runter kam und vermied jeden Blick in seine Richtung. Nico und Liza schauten zu ihr rüber, was direkt mit einem tiefen Knurren quittiert wurde. Werwölfe waren unheimlich besitzergreifend und wenn ihre Gefährtin mit anderen Wölfen in einem Raum war, konnte das schnell eskalieren. War diese Gefährtin auch noch unmakiert, gab es oft kein halten mehr. 

"Ernsthaft? Er sitzt dort mit seiner schwangeren Gefährtin, der du übrigens noch ein riesiges ENTSCHULDIGE, DASS ICH DAS GRÖSSTE ARSCHLOCH DES JAHRTAUSENDS BIN, schuldest und knurrst ihn an, nur weil er mich ansieht?" sie versuchte gar nicht erst ihre Stimme weniger angewidert klingen zu lassen und warf ihm einen Blick zu, der ihn eigentlich auf der Stelle hätte töten müssen. Sein Glück, dass er aus menschlicher Sicht unsterblich war. 

Ethan blieb stehen und sah sie an. Dann ging er hinüber zu Liza, kniete sich vor sie, nahm ihre Hand und sah sie an. Dieser rollte eine kleine Träne aus den Augen und sie nickte stumm. Nico und Ethan gaben sich die Hand, danach kam er um den Tisch, packte sie schnell und küsste Ava auf den Scheitel. 

"Was zum...." flüsterte sie, und schaute verwirrt von einem zum nächsten, während Ethan sich eine Ladung Rührei mit Bacon und einen Kaffe nahm. Als er sich gesetzt hatte und die erste Portion mit schnellen Bissen runtergeschlungen hatte, antwortete er "Rudelverbindun" bevor er wieder aufstand um sich mehr zu holen. Eins musste man diesem Wolf lassen. Appetit hatte er für drei. 

"Rudelverbindung?" fragte sie und schaute fragend zu Liza. Sie hatte kein Interesse sich die Welt der Werwölfe von Ethan erklären zu lassen. Ja sie war nachtragend, aber sie musste diesen Standpunkt so früh wie möglich klar machen, wenn sie nicht wollte, dass er dachte, dass er mit machen kann, was er will.

Liza sah zu ihr hinüber und nickte. "Wir können alle über unsere Wölfe in Gedanken miteinander Kommunizieren." Ava schaute erstaunt hinüber zu Ethan. Sie wusste, dass es diese Verbindung zwischen Gefährten gab, aber dass ein ganzes Rudel so kommunizieren konnte, war ihr neu. 

"Wow. Das klingt... hilfreich, aber auch ein wenig gruselig. Habt ihr keine Angst, dass andere Gedanken hören, die sich nicht hören dürfen?" fragte sie neugierig mit einem Blick zu Ethan. Im Stehen hatte er seine 2. Portion verspeist und kam nun mit der Kanne Kaffe, Milch und Zucker an den Tisch und schenkte Ava, Nico und sich nach. Danach ging er an den Kühlschrank und kam mit einem Glas frisch gepressten Orangensaft für Liza zurück. 

Nico sah Ava einen Moment an und sagte dann "Wir lernen sehr schnell, wie wir diese Gedanken lenken und ablocken können. In den seltensten Fällen dringen unsere Gedanke unbewusst zu anderen durch. Meistens nur in größter Not. Es ist wie ein Schutzmechanismus." Liza neben ihm nickte und strich ihm durchs Haar. 

Ethan grinste sie an. Hast du etwa gedacht, ich hätte nicht gewusst, dass du mich hörst?

Erschrocken blickte sie rüber zu Ethan. Er hatte es gewusst? Hieß das etwa...? Ja, ich kann dich auch hören kleines Kätzchen.

Sie verschluckte sich an ihrem Kaffee und sah ihn geschockt an.

Wie lange schon?

Vom ersten Tag an.

Vom Mond geküsstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt