Vom Mond geküsst

14

Nachdem Ethan sich von ihr gelöst hatte, kamen viele der Rudelmitglieder zu ihr um sie kennenzulernen. Sie hatten alle nur darauf gewartet die Gefährtin ihres Alphas kennenzulernen. 

Mit Liam angefangen, den sie streng genommen zwar schon kannte, der er sich aber nicht nehmen lassen wollte, sich nocheinmal offiziell mit ihr bekannt zu machen. So erfuhr sie, dass er der kluge Kopf hinter dem Rudel war. Von den Sicherheitskameras auf dem Gelände zum elektrischen Tor am Außenzaun. Alles war von ihm errichten und installiert worden. Aktuell arbeitete er an Ortungsarmbändern für die Kinder und Jugendlichen des Rudels. Sie gingen alle auf die Highschool im nahegelegenen Ort Talkeetna unerkannt unter den Menschen, wobei die Hälfte der Bevölkerung sowieso aus Wölfen des Rudels bestand. Viele von ihnen hatten ihre Gefährten unter den Menschen gefunden und sich für ein Leben in der Zivilisation entschieden, wenn man diesen Ort schon als solche bezeichnen konnte. 

Danach kam ein Ehepaar auf sie zu. Schätzungsweise um die 50 Jahre alt, wobei das bei den Wolfsmenschen immer schlecht zu sagen war. Je nachdem, wie nahe sie ihrem Ursprung waren und wie rein ihre Blutlinie war, konnten sie gut und gerne mehrere hundert Jahre alt werden. Das Paar stellte sich als die Ärzte des Rudels raus und hatten eine unglaublich warme Ausstrahlung. Ella tadelte sie und meinte sie müsste viel mehr Essen und mehr auf sich Acht geben. Ihr Blick auf Avas Aufmachung sprach Bände. Sie musste auflachen. Irgendwie erinnerte diese Wölfin sie sehr an ihre Freundin Lizzy. Ben hingegen lächelte sie nur warm und höflich an. Er war eher der stille Typ, wobei Ava keine Sekunde daran zweifelte, dass er in einer Krisensituation alles unter Kontrolle haben würde. 

Als nächstes lernte sie eine junge Wölfin kennen. Sie war hochgewachsen und schlank, der Körper sehnig, wie bei einem Ausdauersportler. Schwarze, hüftlange Haare flossen ihren Rücken hinab und ihre wachen, braunen Augen musterten sie von oben bis unten. Breit grinsend stand sie vor Ava. 

"Du bist also die junge Frau, die meinem großen Bruder so sehr den Kopf verdreht!", und schon wurde sie in eine feste Umarmung gezogen. Überrascht musste sie auflachen.

"Ähm sieht so aus..", etwas rot werdend löste sie sich aus den Armen von Ethans Schwester und schielte hinüber zu ihm. Er verdrehte nur die Augen und bedachte sie mit einem warmen Blick. Man merkte, wie sehr ihm dieser Anblick gefiel.

"Mein Name ist Samantha. Ich hoffe wir zwei werden noch sehr, sehr viel Zeit miteinander verbringen." 

Man sah ihr an, dass sie eine Frau war, die immer lächelte. In ihren Augen sah man stets Lachfalten. Ava schätzte sie auf ungefähr ihr Alter und erwiderte wieder das Lächeln. 

"Das hoffe ich auch sehr.", antwortete sie.

Und so ging es eine ganze Weile weiter. Noch nie war die junge Hüterin so warm und herzlich empfangen worden. Auch wenn sie nicht wirklich verstand, wieso alle ihr gegenüber so offen waren, konnte sie nicht anders als es zu genießen. Es fühlte sich an, als hätte sie schon immer hierher gehört und wäre nun endlich nach Hause zurückgekehrt.

Irgendwann rief eine mollige Menschenfrau sie alle zum Essen. Aus der Küche wehte ihr der Duft von frisch zubereiteter Bolognese entgegen. Die Teller standen bereits gedeckt am Tisch und am Tresen sah sie aneinander gereihte Portionen für diejenigen, die ihr Essen mit nach Hause nehmen wollten. Samantha, Liam und Nico setzten sich zu Liza, die schon Platz genommen hatte. Mia und ihre Schwester stießen ebenfalls dazu und Ava und ihr Gefährte nahmen die letzte Plätze am Tisch ein. 

"Es tut mir sehr leid, dass ich dich so erschreckt habe Liza. Ich hatte die Kontrolle verloren.", Ava sah der Schwangeren aufrichtig ihn die Augen, während diese ihren Bauch streichelte. Ihr Gegenüber lachte nur auf.  "Ach quatsch! Mach dir deinen Kopf. Ich war eher geschockt, dass Ethan dich noch nicht aufgeklärt hatte. Diese Wolfsmänner verlieren einfach viel zu oft den Blick für das Wesentliche", lachte sie auf, während sie sich die erste Portion genüsslich in den Mund schob.