𝘧𝘪𝘧𝘵𝘺-𝘴𝘦𝘷𝘦𝘯.

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Ein mulmiges Gefühl machte sich in meinem Bauch breit, unsicher beobachtete ich meinen Vater.
Eine unsichtbare Wand schien zwischen uns zu flimmern, nur dass meine Mutter und mein Bruder mit mir auf der selben Seite saßen, mein Vater allein auf der anderen.

"Er ist nett, dein Hoseok. Ich mag ihn."

Das war alles, was mein Vater dazu sagte, und doch war es Alles, was ich hören wollte.
Noch vor drei Sekunden hatte ich mir gewünscht, er würde sagen, dass er mich unterstützte, dass es ihm egal war, ob ich hetero oder nicht war, dass er mich liebte, egal was.

Aber gerade war mir klar geworden, dass dieser kurze Satz Appas Art war, all das mehr oder weniger unausgesprochen klarzustellen.
Ein riesiger Stein fiel von meinem Herzen, beinahe hätte ich wieder von vorne angefangen zu heulen, konnte mich gerade noch so davon abhalten.

Als hätte die unsichtbare Trennwand sich aufgelöst, fühlte ich mich auf einmal wieder, als könne ich zu ihm gelangen, in seine Gefühle vordringen.

"Ich mag ihn auch, Appa. Danke."
Mehr wollte ich auch nicht sagen, ich fühlte mich, als wäre dies die einzige angemessene Antwort.
Für einen kleinen Moment fühlte ich mich wie ein Held, der seinen eigenen Schatten nach Jahren übersprungen hatte.

Jeongguk warf mir einen bewundernden Blick zu, während Appa einfach sein abgelegtes Brötchen vom Teller nahm und weiter aß.

Ein winziges Grinsen huschte über meine Lippen, mein Vater registrierte es  und grinste zurück.
Es fühlte sich an, als wäre dieser Augenblick nur für mich und meinen Vater bestimmt. Normalerweise hatte ich keine unglaublich enge Beziehung mit ihm, ich war schon immer mehr das Mamakind gewesen.
Aber das gerade, das fühlte sich gut an. Wie ein stilles, heimliches Abkommen, das nur Appa und ich verstanden.

Die Welt drehte sich wieder im normalen Tempo.

Irgendwie kam ich mir unglaublich cool vor, wie auch ich einfach nach meinem Saftglas griff und ein paar Schlucke nahm, während Eomma und Jeongguk sichtlich verwirrt zwischen mir und meinem Vater hin und herblickten.

So einfach konnte es sein.

"Aber jetzt mal ehrlich Yoongi, wie lange versteckst du das schon?", interessiert hob Eomma die Augenbrauen, seit dem kleinen Disaster waren gut vier Stunden vergangen, sie bereitete das Essen für später vor, bald würde Hobi kommen.

Nach dem Tisch abräumen hatten mein Vater und ich zusammen eine Talkshow angeschaut, in alter Eintracht. Kein Wort über Hoseok, einfach nur ein ganz normaler Sonntagmorgen.
Hoseok hatte ich noch nicht informiert, irgendwie hatte ich nicht das Bedürfnis gespürt, ihm das Ganze übers Handy zu erklären, er würde ja sowieso bald vorbeikommen.

Jetzt schnippelte Appa konzentriert das Gemüse für Eomma, während ich den Tisch mit unserem guten Geschirr deckte.

Verlegen rückte ich einen Löffel zurecht.
"Schon bisschen länger. Paar Wochen."

"Wie konnte ich das bitte nicht bemerken? Es ist ja nicht so, als hätte ich euch nie zusammen gesehen. Aber jetzt wird mir schon so einiges klar."

Oh Gott. Hoffentlich kombinierten sie nicht, dass Hobi mich gestern in genau dieser Wohnung durchgenommen hatte, als sie schön aus waren.
Es wäre mir lieber, sie kämen nicht auf solche Gedanken...

"Deswegen habt ihr gestern so einen langen Ausflug gemacht... Es war ein Date! Um Himmels Willen, und ich hab mir noch überlegt, ob es eine neue Mode ist, mit seinen Kumpels solche romantischen Sachen zu machen! Bin ich nicht schusselig?", ihr glockenklares Lachen machte mich glücklich, zufrieden lachte ich auch.
Sie hatte Recht, besonders schnell hatten die beiden nicht geschaltet.

"Trinkt Hoseok Alkohol?"
Appas Frage kam mal wieder total aus dem nichts.
"Appa! Hoseok ist jünger als ich!"
"Das hab ich ja auch nicht gefragt. Trinkt er oder trinkt er nicht?"
"Nicht dass ich wüsste."

Ich grinste ihn an.
"Man weiß ja nie. Ich will schließlich nicht, dass er dich schlecht beeinflusst."
"Er hat das nur gefragt, weil er die Hoffnung hatte, deinen Freund auf seine Trinkfestigkeit zu testen", raunte meine Mutter mir geheimnistuerisch zu, worauf ich losprusten musste.

"Was ist denn so witzig?", Ggukie tauchte neben mir auf, die Hände voller Acrylfarbe.
"Jeongguk! Geh deine Hände waschen, was soll Hoseok denn denken?"
Mein Bruder verdrehte die Augen.

"Also erstens kennt Hoseok mich und zweitens ist er nur ein Jahr älter. Ist ja nicht so als wäre er der Präsident, nicht wahr, Yoongi?"

Ich grinste. Es war echt süß, wie Jeongguk seine Bewunderung für den für ihn Älteren verstecken zu versuchte.
Dabei wusste ich ganz genau, dass er ihn cool fand, obwohl er nur ein Jahr älter war.
"Es sind fast zwei Jahre, Gguk."
Frech schnitt er mir eine Grimasse, um dann wie geheißen seine Hände zu waschen.

Eine Weile witzelten wir herum, während wir das Essen vorbereiteten, und meine Brust schmerzte fast vor Glück.
Mir wurde bewusst, wie glücklich ich mich schätzen konnte, meine Familie zu haben und dass wir so gut miteinander auskamen.

Dann endlich klingelte es an der Tür, alle schauten alarmiert auf.
"Ich geh ran", schaltete ich, wischte meine Hände bedürftig an der Schütze ab und hechtete Richtung Zimmertür, um raus aus den Flur zu gelangen und Hobi die Tür zu öffnen.
Sonst wäre Eomma noch auf die Idee gekommen, es selbst zu tun, und ich musste Hobi ja noch schnell die Neuigkeiten erläutern.

An der Tür atmete ich kurz durch und drückte den Türöffner.
Nur ein paar Sekunden später kam Hoseok die Treppen hoch und lächelte mich an, bevor er mich in die Arme schloss.
"Hi Yoongles", flüsterte er in mein Ohr.

"Hallo", ich gab ihm einen blitzschnellen Kuss unters Ohr, bewusst, dass es ihn wohlig erschaudern ließ.
"Gut geschlafen?", scheinheilig hängte er seine Jacke an den Haken, es brauchte einen Moment bis ich seine Anspielung verstand und etwas rot wurde.
Fast hatte ich vergessen, dass wir gestern das erste Mal miteinander geschlafen hatten.

"Ja, aber laufen kann ich echt nicht mehr, du warst zu unvorsichtig", grinste ich.
Bestürzt drehte Hoseok sich um, schien ein unglaublich schlechtes Gewissen zu haben. Erst als er mein Grinsen sah, wanderte sein Blick zu meinem Rollstuhl und er verstand meinen Witz.

"Yoongi!", erschrocken riss er die Augen auf, bevor er auch lachen musste, "Woher auf einmal der dunkle Humor? Bewusstseinserweiterung durch bestimmte Tätigkeiten oder was?"

Sofort war ich wieder derjenige, der rot wurde und ihn einen Klaps gab.

Kichernd stellte er seine Schuhe säuberlich auf den Boden.
"Ach, genau", ich hielt ihn am Ärmel, "Es gibt News."

Fragend blickte er mich an.
"Sie wissen es."
Sofort wurden die Augen meines Freundes riesig, ungläubig starrte er mich an.
"Echt jetzt? Und... wie... was? Oh Gott, sie wissen es? Yoongi, ich bin voll unvorbereitet! Fuck!"

Ich lachte auf, zog ihn sanft zu mir unter und gab ihm einen Kuss, um ihn zu verstummen lassen.
Hoseok hatte sich noch nicht an die Rolle als offizieller fester Freund gewöhnt, schnell löste er sich und sah sich argwöhnisch um.

"Du musst dich nicht mehr verstecken. Komm, ich erkläre es dir später. Aber keine Sorge, es ist alles okay."

Mit diesen Worten zog ich ihn ins Wohnzimmer, wo er wie ein schutzloses Reh hinter meinem Rollstuhl hertapste und sich schnell tief vor meinen Eltern verbeugte, die neugierig aufsahen.

"Hoseok! Schön dich zu sehen!", meine Mutter strahlte ihn an.






Ich hoffe, euch hat das gefährliche Outing gefallen, ich hab es tatsächlich total spontan geschrieben, ohne Plan, sondern so wie es mir aus dem Kopf kam xD
Danke, danke, danke fürs fleißige Lesen!
Über Kommentare freu ich mich natürlich immer unglaublich, Feedback tut immer gut :)

Habt eine schöne Woche <3

𝙩𝙧𝙪𝙚 𝙗𝙚𝙖𝙪𝙩𝙮 | 𝙨𝙤𝙥𝙚Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt