𝘧𝘰𝘶𝘳𝘵𝘺.

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Die Wochen flogen dahin, als würden sich die Zeiger aller Uhren dreifach so schnell drehen, Tag für Tag verflog. Mit der Zeit endete der goldene, strahlende Teil des Herbstes und die dunkle, kalte Jahreszeit begann.

Die Schule begann wieder, meine Tagesabläufe wurden geregelter, aber auch gehetzter. Auch Hoseok hatte wieder mehr zu tun, was uns allerdings nicht davon abhielt, uns regelmäßig zu treffen. Oft kam er mich nach dem Training besuchen, lud mich ins Kino ein oder wir telefonierten, mal mit Videoanruf, mal ohne.
Er gab auch ziemlich viel Geld für mich aus, was mich teils schlecht fühlen ließ, aber Hobi bestand fast jedes Mal darauf, für mich zu bezahlen. Wir waren jetzt schon fast sieben Wochen zusammen, und ich mochte ihn von Tag zu Tag mehr.

Jeder Kuss, jede Umarmung, jede lange Unterhaltung schien unsere Verbindung zu stärken, ich war nun wirklich Hals über Kopf in ihn verliebt.

Außer Jeongguk wusste immer noch niemand von uns, und seltsamerweise schienen meine Eltern auch keinen Verdacht zu schöpfen.
Obwohl wir wirklich außerordentlich viel Zeit miteinander verbrachten, hatte es den Anschein, als würden wir als normale beste Freunde durchgehen. Vorerst störte uns das aber nicht, im Gegenteil.
Wir genossen einfach unsere gemeinsame Zeit. Zwar hatten wir über ein Outing beziehungsweise über unser Revealing als Paar schon gesprochen, aber wir wollten nichts überstürzen. Meine Sorge gegenübenüber meinen Eltern verstand Hoseok, was mich doch sehr beruhigte. 

Ich verbrachte meine Freizeit meist entweder mit ihm oder bei Frau Kang in der Praxis, in der mühsame, schmerzhafte und anstrengende Therapie auf mich wartete.

Es war hart, an manchen Abenden, wenn es schon früh dunkel geworden war und ich erst zuhause ankam, wenn allein das gelbliche Licht der Straßenlaternen durchs Fenster in mein Zimmer sickerte, wenn die stechenden Schmerzen durch meinen Rücken pulsierten, die mittlerweile fast zur Gewohnheit geworden waren.
Ja, es war wirklich hart. Dennoch loderte bereits nach ein paar Terminen ein Feuer des Kampfgeistes in mir, das von Hoseoks regelmäßigen Motivationen angefacht wurde. Nach einigen Tagen lernte ich, mit den Schmerzen umzugehen, sie auszublenden. Mich überkam schon bald nicht mehr dieses ekelhafte, kalte Taubheitsgefühl beim Betreten der Praxis, sogar Frau Kang wurde mir mit der Zeit sympathisch, ich erkannte, dass sie mir wirklich helfen wollte.

Auch sie schien die Person hinter der Verletzung zu sehen, reduzierte mich nicht auf einen Patient als Forschungszweck, sondern zeigte Verständnis. 

Es war eine gute Entscheidung gewesen. Oft dachte ich mir eben diesen Satz, wenn ich das Praxisgebäude verließ. Denn tatsächlich, als würde das Universum mir wieder seine schöne Seite zeigen wollen, spürte ich Fortschritte.
Es waren die kleinen Dinge, leichtes Kribbeln in den Oberschenkeln, ein Zucken in der Wade, das Gefühl von Druck, wenn Frau Kang meinen Knöchel abtastete.
Einmal schob ich meine Ferse selbstständig einen, dann zwei Zentimeter nach vorn, ein anderes Mal wackelte mein großer Zeh.
Frau Kang machte sich begeistert Notizen auf ihrem Klemmbrett, während mir ein zufriedenes Lächeln entwischte.

Das einzige, was mich während dieser Zeit beschäftigte und irritierte, war der Fakt, dass ich noch nie bei Hoseok zuhause gewesen war. Ich hatte noch nie seine Schwester oder seinen Vater getroffen, hatte sein Zimmer noch nie in echt gesehen und hatte keine Ahnung, wie seine Wohnung aussah.

Mir war klar, dass Hoseok auch deshalb oft bei mir zuhause war, weil er einfach schneller und mobiler war, unsere Wohnung nach seinem Training praktisch auf dem Weg lag. Trotzdem bereitete es mir ein merkwürdiges Gefühl, als sein Freund und nach einigen gemeinsamen Wochen so von seiner privaten Umgebung abgetrennt zu sein, vielleicht sogar ferngehalten zu werden.

Anfangs versuchte ich diese Gedanken zu verdrängen, versicherte mir, dass er mich schon noch früh genug zu sich einladen würde. Als er jedoch nach einigen Wochen wie immer nachmittags zu mir kam, beschloss ich ihn darauf anzusprechen.
Kommunikation war nämlich ziemlich wichtig zwischen einem Paar, das hatte ich gelernt. Auch wir hatten schon den einen oder anderen kleinen Streit gehabt und zum Glück bevor es eskalieren konnte daraus gelernt.

Also fasste ich mir an einem regnerischen Nachmittag auf meiner Couch endlich ein Herz und sprach das Thema an.

"Hobi?", murmelte ich, fest an seinen Brustkorb geschmiegt, und rückte meinen Kopf so zurecht, sodass ich ihn beobachten konnte.
"Hmmm?", brummte er, die Augen schläfrig geschlossen.
"Wieso war ich eigentlich noch nie bei dir zuhause?"

Eine Sekunde lang schien der Satz im Raum wiederzuhallen, wobei ich mir das wahrscheinlich nur einbildete, weil mich die Gedanken rund um dieses Thema doch ziemlich beschäftigt hatten.
Hoseok schlug seine Augen auf, schaute nachdenklich an die Decke. 

"Das... Sorry, ich wusste, dass du das bald mal fragen wirst.", kurz machte er eine Pause, schenkte mir einen entschuldigenden Blick.

"Es ist nunmal so... uhm, wie soll man das erklären..? Bei mir zuhause ist es ein bisschen... anders als bei euch. Das klingt jetzt vielleicht blöd, aber ich hab ein bisschen Sorge, dass du dich fremd bei uns fühlen könntest."
Überrascht sah ich ihn an, hob eine Augenbraue.
"Fremd? Wieso das?"
Wieder ein liebevolles Seufzen von Hobi, während er mir durchs Haar strich.

"Naja... unser Haus zum Beispiel. Bei euch ist alles so persönlich, kuschelig, familiär... bei uns nicht so. Und mein Vater auch. Deine Mum ist immer so lieb und aufmerksam, behandelt mich total herzlich. Appa ist eben immer nur arbeiten und generell ein bisschen... speziell."

Speziell...? Was sollte denn speziell heißen? Musste ich mir Sorgen machen?
Nachher wurde ich das Hassobjekt der Familie, weil ich ihren Sohn schwul gemacht hatte oder so...
Verständnislos glotzte ich Hobi an, wartete auf eine Erklärung.
Er grinste leicht, bevor er sich mit einer Hand übers Gesicht fuhr und sich auf die Seite wälzte, sodass wir Gesicht an Gesicht lagen.

"Er ist kein Psycho, keine Sorge", lächelte er, strich mir kurz eine Strähne aus der Stirn.
"Er ist nur lange nicht so herzlich wie deine Eltern. Oft ist er ziemlich gestresst und ist dann ein bisschen ungehalten. Aber keine Angst, er ist kein schlechter Mensch."

Na super, ich sollte also keine Angst haben, aber darauf vorbereitet sein, dass sein Dad unfreundlich zu mir war? Eine Szene von einem wütenden, bärtigen Mann mit einem Baseballschläger in der Hand blitzte vor meinem Inneren Auge auf, aber ich wischte sie schnell wieder beiseite.
Das waren ja tolle Aussichten... dabei hatte ich mir immer gewünscht von Hobis Familie gemocht zu werden.

"Aber vielleicht mag er dich ja auch, ich kann ihn selbst nicht so ganz einschätzen", grinste Hobi, während ich mich fragte, was daran denn so lustig war.
"Na klasse", murmelte ich.
"Yoongi", lächelte der Jüngere, tippte mit dem Zeigefinger sanft gegen meine Brust, "Hör auf dir Horrorszenarien zusammenzuspinnen, ich kenne dich."

Ertappt hob ich den Blick, musste auch grinsen. Er kannte mich wirklich recht gut, wusste teils sogar was in meinem Kopf vorging.
"Also, wie gesagt, meine Familie ist bisschen anders wie deine. Meine Schwester auch, aber ich glaube du könntest sie mögen. Du wolltest sie doch sowieso mal treffen, wenn ich mich recht erinnere?"

Nachdenklich lächelte ich, erinnerte mich an unser erstes Treffen zurück, als wir uns noch so fremd gewesen waren und ich nach seiner großen Schwester gefragt hatte.

"Also wenn du das wirklich willst... dann machen wir das."
Er lächelte mich warm an, mit diesem speziellen Lächeln, das in meinem Bauch ein weiches, süßes Gefühl hervorruf.
"Aber gib mir noch ein bisschen Zeit, ja?"
Zufrieden nickte ich. Warten konnte ich schon, wenn er sich sonst unwohl fühlte. Nur das Gefühl, dass er etwas vor mir verbarg, hatte mir nicht gefallen.







Entschuldigt bitte die Wartepause, ich hab die Storyline so gar nicht auf die Reihe bekommen >.<
Immer wenn ich denke, ich hab einen guten Plan, den ich bis zum Ende der Story durchziehe, spinnt sich mein Gehirn einen neuen Teil dazu, der alles durcheinander bringt :")

Und ja, das hier ist ein ziemliches Fillerchap. Sorry wenn es euch ein bisschen gelangweilt habt, die nächsten Male wird's wieder besser x3
Aber es muss nunmal auch ein bisschen Zeit für die beiden verstreichen c:

Danke fürs Lesen. <3

𝙩𝙧𝙪𝙚 𝙗𝙚𝙖𝙪𝙩𝙮 | 𝙨𝙤𝙥𝙚Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt