𝘧𝘰𝘶𝘳𝘵𝘺-𝘧𝘰𝘶𝘳.

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"Yoongi...", begann Hoseok, doch da blieb ich mit meinem Unterarm versehentlich in seinem Schritt liegen und spürte etwas Hartes, das mir entgegendrückte.
Überfordert zuckte ich zurück, als hätte ich mich verbrannt.

Es brauchte einen winzigen Moment, bis mir die Situation klar wurde.
Hoseok war tatsächlich hart geworden... wegen mir.
Ich spürte, wie mein Gesicht heiß wurde, wie meine Wangen rot anliefen.
Ich... hatte gerade absolut nicht mit sowas gerechnet. Generell... hatte ich noch nicht so viel über so etwas nach gedacht.
Bis jetzt waren wir immer so zärtlich und sanft miteinander umgegangen, hatten nur weiche, liebevolle Küsse ausgetauscht, die so zuckersüß schmeckten, dass mir der Gedanke nach 'mehr' überhaupt nicht wirklich kommen konnte.

Natürlich war das total idiotisch. Hoseok war auch nur ein Junge, und ihn ließ eben auch nicht alles kalt...
Überfordert hockte ich da, wusste nicht, wohin mit meinem Blick, meinen Händen. Hoseok war ebenfalls rot geworden, schob ungeschickt sein Oberteil so zurecht, dass es seine Beule verdeckte.

Was sollte ich denn jetzt machen?
Ich war verantwortlich dafür, dass der Dunkelhaarige erregt wurde, aber jetzt?
Den Gedanken, mit Hobi zu schlafen hatte ich immer erfolgreich verdrängt. Wieso auch immer, aber mein naives Hirn hatte wohl geglaubt, dass wir für immer Händchen halten und Küsschen geben würden.

Gut, ich wollte schon irgendwann weiter mit ihm gehen, aber jetzt gerade war ich einfach nur überrumpelt.
Wie sollte ich ihm jetzt erklären, was ich fühlte?
Ich wollte ihm sagen, dass es mir leid tat. Dass ich ihn... nunja, hart gemacht hatte, aber Angst davor hatte und noch nicht bereit war, mit ihm zu schlafen.

Ich wollte etwas sagen, einfach irgendwas, aber kein Laut verließ meine Lippen.
Beschämt hob ich den Kopf, sofort trafen sich unsere Blicke.
Hobis Augen wirkten dunkel, viel dunkler als sonst, aber in seinem Blick lag auf einmal keine Peinlichkeit, sondern wieder die gewohnte Zärtlichkeit.

"Yoonie", murmelte er.
Mit klopfendem Herzen starrte ich ihn an, wartete auf das, was er zu sagen hatte.
"Ich... sorry, ich hab mich gerade einfach gehen lassen. Das... es tut mir leid, wenn ich dich überfordere, und, du, also ich meine wir, müssen nichts machen. Ich will nicht dass du dich von mir gedrängt fühlst, okay?"
Obwohl er sich Mühe gab, gefasst zu klingen, konnte ich Nervosität aus seiner Stimme heraushören.

"Wir... Ich weiß, wir haben da noch nie darüber geredet und irgendwie hab ich da auch selbst noch nicht viel darüber nachgedacht, ich hab's irgendwie verdrängt. Wir sind ja auch noch nicht lange zusammen und-"
Er brach ab, sah mich hilfesuchend an.

Schnell nickte ich, fuhr mir angespannt mit der Hand durchs Pony.
"Ich versteh auf jeden Fall, dass... naja, dass du dich erschrocken hast."
So wie er es sagte, klang es total idiotisch. Als wäre ich ein junges Kätzchen.
Aber irgendwie passte es auch ganz gut.

"Und, ähm, ich will dich nicht unter Druck setzen. Aber... vielleicht sollten wir trotzdem mal... Klartext reden."
Neue Röte stieg in Hoseoks Wangen, auf einmal war er ziemlich schüchtern, was ich von ihm eher weniger gewöhnt war.
Aber irgendwie gab es mir ein seltsam zufriedenes Gefühl, dass nicht nur ich peinlich berührt war.

Ich nickte wieder, bevor ich mich räusperte.
Vielleicht sollte ich einfach endlich mal aussprechen, um was er seit zwei Minuten drum herum redete. Das war zwar sonst nicht meine Stärke, aber Hobi brachte ja bekanntlich neue Seiten in mir hervor.

"Ähm, ja. Sorry. Hobi, es ist so, ich... Ich bin noch nicht bereit mit dir zu schlafen. Und... auch andere Sachen zu machen. Glaub ich."
Ich schaffte es nicht, ihm in die Augen zu gucken, also schaute ich neben ihn aus dem Fenster.
Ein Feigling war ich nämlich immer noch.

"Wie du gesagt hast, wir sind ja noch nicht lange zusammen und ich... Ich brauche bei sowas glaube ich ziemlich lange, um mich darauf einzulassen. Außerdem", erneut schoss mir das Blut ins Gesicht, ich stockte kurz, bevor ich mich zwang weiterzusprechen, egal wie peinlich es war.
Hoseok war mein fester Freund und ich musste, wollte in der Lage sein, über sowas mit ihm zu sprechen.

"Außerdem bin ich noch Jungfrau. Also... auch nicht, ähm, mit Mädchen."

Jetzt war es raus, und ich fühlte mich sofort besser. Vorsichtig hob ich den Blick, blickte Hobi wieder direkt an, dessen Gesichtszüge auf einmal ganz weich wurden, was die Schmetterlinge in meinem Bauch wieder aufweckte.

Auf einmal beugte Hobi sich zu mir und gab mir einen weichen, sanften Kuss auf die Lippen, bevor er mich umständlich umarmte.
"Hast du dir etwa deswegen Gedanken gemacht? Weil du keine Erfahrung hast?", murmelte er an meiner Schulter.

Keine Erfahrung, na super. Da klang Jungfrau doch tausendmal besser, oder? Ich musste leicht grinsen, was Hobi ja nicht sehen konnte, da er immer noch über meiner Schulter hing.

"Nicht direkt", antwortete ich, wobei ich aber ein bisschen log. Natürlich hatte ich mir schon Gedanken gemacht, ob Hoseok mit seinen Freundinnen früher, von denen er nämlich zwei gehabt hatte, schon geschlafen hatte.

"Das ist ja auch voll egal", beteuerte Hoseok, der sich jetzt wieder von mir gelöst hatte und schenkte mir einen liebevollen Blick.
Natürlich hatte ich gehofft und erwartet, dass er etwas in der Art sagen würde, aber dennoch fiel ein kleiner Stein von meinem Herzen.

"Und außerdem bin ich so gesehen auch Jungfrau. Mit, also, mit... einem Jungen."
Das wusste ich, aber hieß das indirekt, dass er schon mit einem oder sogar mehreren Mädchen geschlafen hatte?
Ungewollt stieg eine leichte Eifersucht bei dem Gedanken in mir auf.
Dass Hoseok schon so innige Momente mit einem anderen Menschen, mit einem Mädchen geteilt hatte, fühlte sich falsch an.

"Und wenn wir einfach mal mein Geschlecht ignorieren?", rutschte es mir heraus, ich klang dabei ungehaltener als ich es gewollt hatte.

Hoseok schaute mich kurz etwas erschrocken an, er hatte wohl auch nicht mit meinem Tonfall gerechnet.
Sofort tat es mir leid.

"Das meine ich doch gar nicht, Yoonie. Es... es ist doch eigentlich ganz egal ob du, nein ob wir Jungen oder Mädchen sind oder was auch immer... das hast du falsch verstanden."
Bittend schaute er mich an, griff nach meiner Hand und legte seine Finger um meine.

Schnell nickte ich, lächelte ihn vorsichtig an.
"Ja... Ich weiß. Sorry. Ist mir so rausgerutscht."
Wenn wir schonmal beim Thema waren, beschloss ich, einfach zu fragen.

"Aber heißt das... du hast schonmal mit deiner Freundin geschlafen?"
Fragend schaute ich ihn an, versuchte zu verstecken, wie schwer es mir fiel, die Worte über die Lippen zu bringen.

Wieder lächelte Hobi sanft, strich mir kurz über die Wange, bevor er antwortete.
"Exfreundin, Yoonie."
Oh. Irgendwie gefiel es mir, wie sehr er die erste Silbe betonte.

"Aber ja, hab ich. Und... wenn du es wissen willst: es war nicht mal gut."
Vorsichtig grinste er mich an, während sein Zeigefinger über meine Handfläche strich.

Es war nicht gut gewesen? Etwas verwirrt schaute ich ihn an.
Hieß das, er war nicht gekommen oder wie?
Irgendwie erfüllte es mich mit seltsamer Zufriedenheit, zu wissen dass seine Ex nicht gut gewesen war, aber gleichzeitig machte sich in mir auch sofort der Gedanke breit, was wäre, wenn der Sex mit mir auch nicht zufriedenstellend werden würde.

Es lag zwar noch in der Zukunft, aber was wenn Hoseok danach auch so über mich dachte?

Hoseok schien meine Gedanken lesen können, denn im selben Moment sprach er weiter.
"Damit meine ich, dass es gefühllos war. Ich weiß nichtmal, wieso ich mit ihr zusammen war. Das war nicht so wie mit dir, Yoonie", flüsterte er, änderte die Atmosphäre innerhalb eines Augenblicks.


𝙩𝙧𝙪𝙚 𝙗𝙚𝙖𝙪𝙩𝙮 | 𝙨𝙤𝙥𝙚Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt