Das schrille Piepen meines Weckers riss mich aus meinem leichten, unruhigen Schlaf.
Von einer Sekunde auf die andere war ich schlagartig wach.
Heute ist es soweit, schoss es mir durch den Kopf.
Mein Herz begann aufgeregt schneller zu pochen, während sich ein flattriges Gefühl in meinem Bauch ausbreitete.Heute würde ich Hoseok sehen... es war schon zwei Wochen her, dass ich mit Ggukie im Park gewesen war, und heute war der große Tag.
Um 14 Uhr war ich mit meinem Internetfreund verabredet, wir wollten uns vor einer Shoppingmall treffen, die in etwa in der Mitte unserer Nachbarschaften lag.
Wir wohnten erstaunlicherweise gerade mal 20 Minuten mit der U-Bahn voneinander entfernt.Ich hatte jetzt noch genau fünf Stunden, um mich auf unser Aufeinandertreffen vorzubereiten.
Mit unruhigen Händen hievte ich mich in meinen Rollstuhl und machte mich auf den Weg in die Küche.
Meinen blau gestreiften Pyjama ließ ich an, ich wollte mein gestern sorgfältig ausgesuchtes Outfit erst nach dem Frühstück anziehen, damit ich es auch ja nicht bekleckern konnte.In der Küche stand meine Mutter in ihrer Schürze, die Haare locker im Nacken zusammen geschlungen und rührte in einem großen Topf herum.
Vertieft in ihre Arbeit summte sie leise eine Melodie.
Neugierig kam ich näher und lugte an ihr vorbei.
Erschrocken zuckte Eomma zusammen und sprang ein kleines Stück zur Seite, den Löffel ließ sie ruckartig in den Topf fallen.
"Mensch Yoongi, hast du mich erschreckt...", keuchte sie lachend und presste ihre flache Hand auf die Brust.
Vorsichtig lächelte ich sie an. Daraufhin wurde ihr Gesichtsausdruck sofort weich.
Ich konnte förmlich sehen, wie mein Lächeln sie beglückte, schließlich bekam sie das nicht mehr oft zu sehen.Liebevoll legte sie ihre Hand auf meine Schulter und streichelte sanft darüber.
"Was hast du denn eigentlich vor? Bist du extra früher aufgestanden?", fragte sie interessiert.Beim Gedanken an mein Vorhaben pochte mein Herz wieder ein wenig schneller, und ich spürte dieses leichte Flattern im Bauch.
Schnell fuhr ich an den Küchentisch, um mir dort ein wenig Orangensaft einzuschenken.
Eomma sollte mein vor Nervosität gerötetes Gesicht nicht bemerken."Nur einen Freund treffen", nuschelte ich, bemüht so gleichgültig wie möglich zu klingen.
Doch natürlich war meine Mutter sofort hellwach.
"Einen Freund? Wirklich?", wollte sie überrascht wissen, ich konnte es ihr anhören, dass sie hellbegeistert war, dass ich schon zum zweiten Mal in zwei Wochen freiwillig etwas unternahm."Welchen Freund denn?"
"Eeehhhm, einen Kumpel halt...", versuchte ich die Frage zu umgehen, sie musste ja nicht alles wissen.
"Chanyeol etwa?"
Aigoo, sie ließ echt nicht locker. Chanyeol war früher einer meiner besten Kumpel gewesen, Eomma hatte ihn sehr gemocht, er war immer höflich und aufgeschlossen gewesen.
Allerdings hatte ich seit meinem Unfall den Kontakt komplett vernachlässigt, wir hatten nichts mehr miteinander zu tun. Manchmal liefen wir uns in der Schule über den Weg, doch dann grüßte er mich auch nur schüchtern, während ich ihn im Stillen nur um seine langen, schlanken und gesunden Beine beneidete.
"Nein Eomma, Chanyeol und ich sind nicht mehr befreundet", erklärte ich ungeduldig, "du kennst ihn nicht."Mit dieser Antwort gab Eomma sich erstaunlicherweise zufrieden. Schulterzuckend wendete sie sich wieder ihrem Topf zu und begann das Lied von vorhin weiterzusummen, allerdings hatte ich das Gefühl, dass sie es wesentlich fröhlicher tat als davor.
Wenigstens eine war glücklich über mein Vorhaben.Seufzend hob ich mein Glas an die Lippen und trank es in einem Zug leer.
Dann nahm ich mir ein Brötchen aus dem Brotkorb, auch wenn ich normalerweise nicht die Angewohnheit hatte, zu frühstücken, hatte ich beschlossen es heute ausnahmsweise zu tun.
Ich brauchte definitiv Energie heute, meine Hände zitterten ja jetzt schon.
Während ich das Brötchen bedächtig mit Honig bestrich, wanderten meine Gedanken wieder zu Hoseok. Ich hatte heute Nacht ewig wach gelegen und vor Aufregung kaum schlafen können.
Die Gedanken rund um den Braunhaarigen ließen mich immer wieder abdriften.
Wie seine Stimme wohl in echt klang? Ich stellte sie mir wärmer und klangvoller vor, als so wie ich sie in den leicht verzerrten Telefonaten erlebt hatte.
Er war nach eigenen Angaben 1.77m groß, was hieß, dass er auch wenn ich normal stehen könnte immer noch größer wäre.
Bestimmt war er total durchtrainiert und hatte einen tollen Körper... anders als ich, klein, blass und schmal. Und behindert.Shit, ich hatte so Angst vor heute. Gestern hatte ich mir noch Mut eingeredet, auch Jeongguk hatte mir nochmal eindringlich ins Gewissen geredet. Er war zwar schrecklich süß gewesen und hatte mich in diesem Moment fast überzeugt gehabt, doch jetzt schon war ich wieder komplett unsicher.
Ich konnte Hoseok so nicht unter die Augen treten... er würde komplett schockiert sein.
Und dann würde er entweder komplett überfordert mit der Situation sein und zwischen uns würde es genau so seltsam werden wie mit meinen ehemaligen Kumpels, oder, was ich für sehr wahrscheinlich hielt, er würde einfach enttäuscht von mir sein, dass ich ihm meine Einschränkung vorenthalten hatte und sich abwenden.Deprimimiert ließ ich mein angebissenes Brötchen sinken und starrte auf meinen Teller.
Wieso hatte ich verdammt nochmal zugestimmt?
Mit einem schwerem, besorgtem Seufzer schob ich meinen Teller von mir.
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𝙩𝙧𝙪𝙚 𝙗𝙚𝙖𝙪𝙩𝙮 | 𝙨𝙤𝙥𝙚
Hayran Kurgu─── ・ 。゚☆: *.☽ .* :☆゚. ─── Yoongi ist ein siebzehnjähriger, einsamer Junge mit einer bedeutenden körperlichen Einschränkung, die ihn auch psychisch sehr belastet. Abgewandt von seinen alten Freunden vertraut er nur seiner Familie und vermeidet, sein...