𝘵𝘩𝘪𝘳𝘵𝘦𝘦𝘯.

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Kleine, vereinzelte Regentropfen fielen vom Himmel, während Hoseok und ich durch die Straßen gingen.
Es war kein Regen, eher ein leichtes Tröpfeln, und nur ab und zu landete ein Tröpfchen auf meiner Nase oder in meinen Haaren, was irgendwie angenehm war.
Zwischen uns herrschte wieder Stille, jeder hing für diesen Moment seinen eigenen Gedanken nach.
Nur wenige Menschen waren nun außer Haus, wir waren fast die einzigen, die in diesen Seitenstraßen unterwegs waren.

Hoseok schaute sich aufmerksam um.
"Es ist nicht mehr weit", beruhigte ich ihn, "Ich bin mir sicher, dass du den Weg zurück findest."

Ertappt schmunzelte der Dunkelhaarige mich an, winkte aber betont gelassen ab.
"Aaaach, das pack ich schon. Irgendwie."
Nach einer kleinen Pause fügte er verlegen hinzu: "Auch wenn ich sogar im Supermarkt manchmal den Ausgang nicht finde, aber keine Sorge... Ich hab ja immer noch die gute, alte Siri..."

Kopfschüttelnd grinste ich zu ihm hoch.
"Den Ausgang im Supermarkt? Dein Ernst?", lachte ich.

Fröhlich stimmte Hoseok in mein Gelächter ein und zuckte mit den Schultern.
"Sagen wir es so, Orientierung ist nicht mein größtes Talent."

"Sondern?"
Ohne über die Antwort der Frage, die ich eigentlich schon kannte, nachzudenken, rutschte sie mir heraus.

Hoseoks Blick wurde weich, schweifte kurz in die Ferne ab.
"Tanzen... Ich könnte den ganzen Tag damit verbringen."
Sanft lächelte er mich an.

Schnell wandte ich mein Gesicht ab, ich wollte nicht, dass er sah, wie mein Lächeln in sich zusammen fiel.
"Ja... tanzen ist wunderschön", murmelte ich, während ich meine Finger leicht in den Stoff meines Hoodies krallte.
Bloß nicht sentimental werden, Yoongi.
Irgendwie schämte ich mich für mein Verhalten, dass ich nicht mal über das Tanzen sprechen konnte, ohne wehmütig zu werden.

Auf einmal war da wieder diese schwarze, kalte Hand, die mein Herz zusammendrückte wie eine unbesiegbare Macht.
Der kühle Sog in meinem Inneren, der an meinen Gliedern zupfte und mich leise flüsternd mit sich zerren wollte.

Mir schossen Bilder vor mein inneres Auge, wie ich durch mein Zimmer glitt, angetrieben vom Takt des Beats, getragen von der wundervollen Melodie.
Die Augen geschlossen, die Arme ausgebreitet und komplett versunken in meiner eigenen Welt.

Ja, zu tanzen war eine Möglichkeit der Flucht aus der Realität für mich gewesen.
Betonung auf gewesen.

"Yoongi."
Ich hatte versunken in meinen Gedanken gar nicht gemerkt, dass Hoseok vor mir in die Hocke gegangen war.
Sanft legte er eine seiner schlanken, filigranen Hände auf mein Knie, so leicht wie eine Feder.

Er suchte meinen Blick mit seinen dunklen Augen, die schon wieder so unendlich klar und ehrlich schienen.
Als könnte ich durch sie direkt in sein Herz blicken.
Hoseok sah mich mit solch einer Aufrichtigkeit und Ernsthaftigkeit an, dass mir ein kleiner Schauer über den Rücken lief.
Zögernd erwiderte ich den Blick.

"Vermisst du es, zu tanzen?"
Die Frage war so simpel und gerade heraus gestellt, und doch brauchte sie länger als sie sollte, bis sie in meinem Kopf angekommen war.
Ernst, fast schon eindringlich blickte der Dunkelhaarige mich an, hielt meine Augen in seinen eigenen gefangen.

Ich hätte mich herausreden, die Situation herunterspielen und die Wahrheit wieder ganz tief in meinem Herzen eingraben können, in dem dunklen, einsamen Teil meiner Seele.
Doch irgendwas an Hoseoks Blick, seiner ehrlichen Ausstrahlung und seiner Aufmerksamkeit ließ mich nicht mal darüber nachdenken, abzustreiten.
Wenn mich wohl irgendwer verstehen konnte, dann wohl Hoseok, oder?

"Ja."
Mehr sagte ich nicht, doch ich hatte die Frage für Hobi beantwortet.
"Willst du darüber reden?"
Seine Stimme war sanft, fast schon zögerlich.

Er ließ mich weich werden, so aufmerksam und aufrichtig er mit mir umging, wie klar er zeigte, dass ich ihm nicht egal war, obwohl das unser allererstes Treffen war...
Und doch wollte ich nicht sprechen. Ich sprach nie darüber, nicht mal Jeongguk.
Ich wollte einfach nicht die Gefühle in mir überhand nehmen lassen, die bedrückenden, dunklen Schleier, die mich meine große Leidenschaft so sehr vermissen ließen, dass ich fast darunter zusammenbrach.

Also schüttelte ich beschämt den Kopf.
"Lieber nicht...", meine Stimme war kaum ein Hauch.

Erneut spürte ich seine Hand an meinem Knie, wie sie kaum bemerkbar darüber strichen.
"In Ordnung. Aber, Yoongi."
Hoseok machte eine kurze Pause, die mich zwang ihm wieder ins Gesicht zu schauen.

"Du weißt, dass du mit mir über sowas reden kannst, ja? Egal, worum es geht. Ich werde dir immer zuhören, und ich hoffe du weißt das."
Seine Worte flossen direkt von seinen Lippen in meine Seele.
Die Stimmung zwischen uns war so anders wie vorhin, doch auch diese ernsthafte Atmosphäre ließ mich nicht unwohl fühlen.
Viel mehr hatte ich das Gefühl, dass es richtig war. Richtig, ihn getroffen zu haben, richtig über meinen Schatten gesprungen zu sein.
Egal wie groß meine Angst gewesen war, es hatte sich gelohnt und schon jetzt fühlte ich mich mit Hoseok unglaublich gut.

Ganz kurz, nur für den Bruchteil einer Sekunde, berührte ich seine Finger auf meinem Knie mit meinen eigenen Fingerspitzen.
Doch diese winzige Berührung fühlte sich trotzdem irgendwie bedeutungsvoll an.
"Danke, Hobi", war alles, was ich erwiderte. Doch ich sprach direkt aus dem Herzen, und ich wüsste, dass Hoseok das spürte.

Wieder tauschten wir einen Blick aus, der Gefühle beinhaltete, die ich nicht in Worte fassen kann.
Irgendwas zwischen frisch gewonnenem Vertrauen und Zuneigung, schätze ich.

Doch wir wurden in genau diesem Moment von einem fetten Regentropfen unterbrochen, der dramatisch auf Hobis Nase platschte.
Überrascht riss er die Augen auf und zuckte zurück, was einfach nur komisch aussah.
Sein Gesichtsausdruck war einfach nur Gold, nichts wünschte ich mir in dieser Sekunde mehr, als ein Foto davon machen zu können.
Ungehalten begann ich zu kichern, mein Mund verzog sich zu einem breiten Lächeln.
Hoseok stimmte nach seinem kurzen Schreckmoment ebenfalls ein, während er grinsend mit seinem Jackenärmel über die Nase wischte.
Schon fielen die nächsten dicken, schweren Tropfen vom Himmel.

Stirnrunzelnd sah ich hoch in den Himmel, von wo immer mehr und mehr Tropfen kamen.
Es sah nicht nach starkem Regen aus, aber nass würden wir trotzdem ein wenig werden, wenn wir uns nicht beeilten.
"Ich schätze, wir sollten mal einen Gang zulegen, wenn wir trocken zu mir nach Hause kommen wollen...", murmelte ich.

Eilig nickte Hoseok.
"Glaub ich auch. Wie lang ist es noch?"
"Nur noch zweimal um die Ecke, dann sind wir da", erwiderte ich und setzte mich in Bewegung.






Well, here we go again.
Sorry, dass ich ein bisschen länger gebraucht habe ^-^
Hab nur momentan so ziemlich die schlimmste Phase des Jahres, ich werde regelrecht überrollt von der Schule und zu erledigenden Aufgaben xD
Ich hoffe, das Warten hat sich wenigstens gelohnt :D
(Übrigens, ich bin natürlich offen für konstruktive Kritik ^^ Also wenn euch irgendwas stört, gerne raus damit~)
Ich geb mir Mühe, bald weiterzumachen✌🏻
Everyone, Fighting!🐥💜

𝙩𝙧𝙪𝙚 𝙗𝙚𝙖𝙪𝙩𝙮 | 𝙨𝙤𝙥𝙚Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt