𝘧𝘪𝘧𝘵𝘦𝘦𝘯.

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"Und? Wie war's?"
Erschrocken zuckte ich zusammen, warf dabei beinahe aus Versehen mein Handy hinters Bett und starrte meinen Bruder an.

"Hast du dich erschreckt?"
Jeongguks Grinsen zog sich von einem Mundwinkel zum anderen.

"Was bleibt mir bitte auch anderes übrig, wenn du mich so überfällst? Schonmal was von Klopfen gehört?"
Genervt schnaubte ich.
Mein kleiner Bruder lachte bloß und setzte sich neben mich auf mein Bett.
Widerwillig robbte ich ein Stück zur Seite, und tastete nach meinem Handy, bevor es wirklich in den Spalt zwischen Bett und Wand rutschte.

"Jetzt sag schon. War er nett? Hattest du Spaß?"
Neugierig starrte Gguk mich aus seinem hübschen, braunen Kulleraugen an.
Resigniert seufzte ich.
War ja klar, dass er mich sofort verhören würde.

Widerwillig schwieg ich kurz und spielte bloß mit meinen Fingern.
Ja, er war nett gewesen. Sehr sogar. Ich hatte Spaß gehabt, so viel wie schon lang nicht mehr.
Aber irgendwie wollte ich nicht alles erzählen, was heute passiert war.
Und dass Hoseok mich und mein Herz mit nur einem intensiven Blick in eine andere Welt versetzte, erst recht nicht.
Es war schon verwirrend genug, wie seltsam mein Körper und meine Gefühle auf den Dunkelhaarigen reagierten, ich checkte das ja nicht mal selbst.

"Er ist echt cool. Ich mag ihn."
Betont gleichgültig zupfte ich an meiner Bettdecke herum.
"Aha~", meinte mein Bruder bloß.
Aha? Was sollte das denn bitte heißen? Und dann auch noch in diesem seltsamen Ton.

Mit zusammengezogenen Brauen wandte ich mich ihm zu, er schaute mich interessiert an.
"Was?" Meine Stimme klang gereizter, als sie sollte, doch das brachte Jeongguk nicht aus der Ruhe.
"Du magst ihn? Magst du ihn sehr? Mag er dich auch? Trefft ihr euch nochmal?"

Neugierig kam er immer näher.
Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel, es interessierte ihn wirklich sehr.
"Und dein Rollstuhl hat ihn bestimmt nicht gestört, oder?"

Er überschüttete mich beinahe mit Fragen, ich konnte gar nicht antworten.
Ungewollt schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen.
"Du lächelst! Also hab ich Recht?"
Lachend hielt ich ihm den Mund zu worauf er sofort protestierte und meine blassen Finger von seinem Gesicht schob.
"Jetzt erzähl schon", quengelte er.

"Also gut, dreh nicht durch", seufzte ich gespielt genervt, doch Jeongguk sah mein Grinsen genau und ließ sich nicht beirren.
Umständlich drehte ich mich auf den Rücken und starrte an sie Decke, die Hände über meinem Bauch gefaltet.
Gespannt legte er sich neben mich, bereit zu lauschen.

"Also... ihn hat der Rollstuhl kaum beeindruckt. Genau wie du gesagt hast... Er war schon ein bisschen überrascht, aber gar nicht sauer oder... negativ überrascht."
"Wusste ich es doch!", schmunzelte Jeongguk triumphierend.
"Ja, ja... Du hattest Recht", lachte ich und hob die Hand um ihn liebevoll in die Wange zu kneifen.

Gespannt hörte er mir zu, ich erzählte noch ein wenig, wie wir die Waffeln gegessen hatten, er noch mit der Bahn mit her gefahren war und ein paar wenige Details über Hoseok.
Über meine Gefühle allerdings schwieg ich komplett.
Ich vertraute meinem Bruder, wenn ich jemandem so etwas erzählen würde, dann am ehesten ihm, aber ich wollte es trotzdem nicht zugeben.
Schließlich wusste ich selbst nicht mal, was das alles zu bedeuten hatte, ob es wirklich sein konnte, dass ich auf dem besten Wege war, nicht-freundschaftliche Gefühle für Hobi zu entwickeln und überhaupt was mit mir los war.
Ich hatte diesen Jungen doch erst einmal in meinem Leben gesehen, also wirklich. Ich übertrieb einfach.
Und überhaupt, vielleicht stand ich ja gar nicht auf Jungs. Bis jetzt hatte mich noch nie so wirklich ein Mensch verzaubert, aber Mädchen waren auf jeden Fall nicht schlecht.
Jungs allerdings auch nicht.
Shit.

Allerdings....war mir nicht ganz sicher, wie Jeongguk dazu stand, dass manche Jungen auch Gefallen an anderen Jungen fanden.
Eigentlich hatte ich da keine großen Sorgen, aber so ganz schlüssig war ich mir darüber auch wieder nicht.
Obwohl, soweit ich wusste waren sogar zwei seiner Kumpels zusammen... oder hatte ich mich da verhört?
Jeongguk hatte mal sowas erwähnt, aber ich war mir nicht mehr sicher.
Nunja, darüber hatte ich ja noch genug Zeit nachzudenken.

Bevor ich mir darüber Gedanken machte, sollte ich vielleicht erst Mal über meine eigene Sicht und meine Gefühle klar werden.

Eine Weile lagen Jeongguk und ich noch auf meinem Bett, bevor er sich schließlich aufrappelte.
"Ich geh mal weiterzeichnen, ich brauch das morgen für die AG. Weißt du was es nachher zum Essen gibt?"

"Eomma macht glaube ich gerade Kimbap", grinste ich.
War ja klar, dass er nur ans Essen dachte.
Und trotzdem so schlank und perfekt gebaut war.

Zufrieden nickte Jeongguk und öffnete meine Zimmertür, doch mir fiel in diesem Moment noch etwas sehr Wichtiges ein.

"Ggukie?"
"Ja?", verwundert drehte er sich um.
"Danke. Für... alles. Ich glaub ohne deinen Zuspruch hätte ich das heute nicht gemacht. Danke, echt."

Überrascht lächelte er mich an.
"Klein Problem, Hyung."

Er zog die Tür hinter sich ins Schloss, und ich ließ mich zurück und die Kissen plumpsen.
Sofort wanderten meine Gedanken zu Hoseok und unserem gemeinsamen Nachmittag.
Ein paar Minuten starrte ich an die Decke, nachdenklich mit den Fingern spielend.
In meinem Kopf geisterten die verschiedensten Gedanken umher, doch alle hatten etwas mit dem Dunkelhaarigen zu tun.

𝙩𝙧𝙪𝙚 𝙗𝙚𝙖𝙪𝙩𝙮 | 𝙨𝙤𝙥𝙚Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt