"Echt jetzt? Du bist so richtig gestanden?", Hoseoks Stimme, durch den Lautsprecher etwas verzerrt, nahm einen ungläubigen Klang an, im Hintergrund hörte ich eine Straße rauschen.
"Ja! Also, aufgestanden bin ich nicht selbst, das waren eher meine Ärztin und ihre Helferin. Also theoretisch hab ich nichts selber gemacht, außer für ein paar Sekunden die Balance zu halten und so."
Ich lächelte, als ich mich an vorhin zurückerinnerte, und zupfte vergnügt an meiner Tagesdecke, auf der ich es mir auf dem Bauch gemütlich gemacht hatte."Ist ja mega!", freute sich Hoseok, ich konnte mir sein strahlendes Lächeln genau vorstellen.
"Siehst du, es war richtig gut, es zu versuchen mit der Behandlung. Stell dir mal vor, du hättest gewusst dass du sowas schaffst, dann hättest du nicht mal gezweifelt, oder?"Ich schnaubte belustigt.
"Naja, ohne dich hätte ich mich wahrscheinlich eh nicht getraut."
Erst nachdem ich es ausgesprochen hatte, wurde mir bewusst, wie wahr meine Worte waren. Eine warme Welle der Zuneigung erfasste mich."Danke, Hobi", murmelte ich, lächelte verträumt.
"Kommst du morgen zu mir? Ist ja Samstag. Ich will dir zeigen, wie ich meinen Fuß bewegen kann."Kurz sagte Hobi nichts, als würde er für einen Moment überlegen, wieder hörte ich Hintergrundgeräusche des Verkehrs.
"Theoretisch kann ich auch jetzt vorbeikommen...", meinte er dann schließlich, einen fragenden Unterton in der Stimme.Jetzt? Ich warf einen schnellen Blick zur Uhr, schon halb neun abends.
Jeongguk war da, meine Eltern allerdings im Theater... sie hätten doch bestimmt nichts dagegen, wenn Hobi noch vorbeikam, oder?
Für sie war er ja nur ein Kumpel. Ob sie so cool damit wären, wüssten sie, dass wir ein Paar wären?
Kurz überlegte ich, verwarf den Gedanken dann aber. Sie wussten es nicht, also war es ja auch egal, was wäre, wenn.
Der Gedanke, Hobi jetzt zu sehen, gefiel mir, und auch der Fakt, dass er vorbeikommen wollte, machte mich seltsam zufrieden."Yoongi?"
Schnell nahm ich das auf der Decke abgelegte Handy wieder in die Hand.
"Hoseok? Wo bist du denn gerade?"
"Bin vor fünf Minuten vom Training los. Ich wär in 20 Minuten da, passt das?"
"Okay, super. Ich mach dir dann auf. Bis dann!", meinte ich, zufrieden lächelnd.
"Bis dann", antwortete er mit dieser weichen, liebevollen Stimme, die ich so mochte.Als es 20 Minuten später klingelte, putzte ich mir gerade noch die Zähne, bemüht, mein neues Sweatshirt nicht zu bekleckern.
"Scheische", murmelte ich hektisch, den Mund voller Zahnpasta.
"Jeongguk! Kannsch du bitte Hobi aufmachen?", rief ich, hoffentlich hatte er mich gehört.Tatsächlich öffnete sich ein paar Sekunden später die Zimmertür meines kleinen Bruders, ich hörte, wie er zur Wohnungstür tappte, kurz darauf die Stimmen der beiden.
Schnell schrubbte ich noch ein paar Mal über meine Beisserchen, bevor ich ins Waschbecken spuckte und meinen Mund ausspülte.
Ein schneller Blick in den Spiegel, hier eine Haarsträhne zurechtzupfen, da den Pulli glattstreichen."Hi", lächelte Hobi erfreut, als ich aus dem Badezimmer ins Esszimmer rollte, in dem Gguk ihm gerade ein Glas Wasser einschenkte.
Zufrieden schloss ich ihn die Arme, bemüht, vor Jeongguk nicht zu sehr rumzuschleimen, er musste auch nicht alles mitbekommen.
Er grinste mich zwar vielsagend an, ich ignorierte ihn aber standhaft."Weißt du, wann Eomma und Appa wiederkommen?", fragte ich beiläufig, worauf Jeongguk unberührt die Schultern zuckte.
"Die wollten noch mit... Dingens, wie heißen die? Ja, keine Ahnung, mit diesen Freunden von Eomma halt, essen gehen. Kennst sie ja, weiß man bei denen nie."
Beiläufig nickte ich, registrierte aber sehr wohl Jeongguks neugierigen Blick.In meinem Zimmer machte Hobi es sich auf meinem breiten Sofa bequem, während er mir aufmerksam zuhörte, wie ich den Nachmittag schilderte.
"Also, schau, zuerst hab ich links bewegt, das war eigentlich gar nicht mal mit Absicht, eher so ein weirder Reflex. Auf jeden Fall fand Frau Kang das schon ziemlich beeindruckend, aber dann hab ich mich richtig angestrengt und auch rechts bewegt", strahlte ich, gestikulierte wild mit den Händen."Kannst du das auch hier?", fragte er nach einer Weile und wies fragend auf meine Beine.
"Soll ich es probieren? Du musst richtig hingucken, dann geht's bestimmt!"Ungewohnt optimistisch kam ich näher an ihn ran, rollte so vor ihn, dass unsere Knie sich fast berührten.
Ich legte eine Hand auf seinen Unterarm, worauf er sofort seine Finger um mein Handgelenk schloss.
Ich spürte seine Wärme, fühlte mich wie immer wohl in seiner Nähe."Jetzt, guck, ich versuch's", flüsterte ich konzentriert, starrte auf mein Bein.
Ein paar Sekunden passierte gar nichts, ich ließ aber nicht locker. Hobis sanfter Griff um mein schmales Handgelenk, seine Nähe und seine ebenfalls gespannte Konzentration gaben mir irgendwie noch ehe Anreiz, es nochmal zu schaffen.
Wenn es heute Nachmittag geklappt hatte, würde es doch jetzt bestimmt auch klappen..."Alles okay?", murmelte er, starrte immer noch genau wie ich gebannt auf meine Beine.
"Alles okay", murmelte ich zurück.
Und schon geschah es, ich hob mein Bein an, schob es ein Stück vor, berührte Hoseoks Knie mit meinem und stupste es leicht an, bevor ich es zufrieden strahlend zurückzog.Stolz weiteten sich Hoseoks Pupillen, bevor er seinen Kopf leicht schief legte und mir einen so warmen Herzaugen-Blick schenkte, dass mir ganz warm wurde.
"Krass", murmelte er, "Glückwunsch, Yoonie."
Dann beugte er sich zu mir vor und schloss mich in die Arme.Glucksend schlang ich die Arme um seinen Rücken und flüsterte in sein Ohr.
"Cool, oder?"
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𝙩𝙧𝙪𝙚 𝙗𝙚𝙖𝙪𝙩𝙮 | 𝙨𝙤𝙥𝙚
Fanfiction─── ・ 。゚☆: *.☽ .* :☆゚. ─── Yoongi ist ein siebzehnjähriger, einsamer Junge mit einer bedeutenden körperlichen Einschränkung, die ihn auch psychisch sehr belastet. Abgewandt von seinen alten Freunden vertraut er nur seiner Familie und vermeidet, sein...