𝘰𝘯𝘦.

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𝘮𝘪𝘯 𝘺𝘰𝘰𝘯𝘨𝘪

Schweigend löffelte ich meine Suppe.
Meine Mutter hatte heute extra sämtliche meiner Lieblingsgerichte gekocht, von Ramyeon über Tteokbokki bis hin zu Bulgogi stand alles festlich angerichtet auf dem großen Esstisch, um den wir saßen.

Wir, hieß mein Vater, meine Mutter, mein Bruder Jeongguk und ich.
Es war schön, so zusammen zu sitzen und meinen Geburtstag zu feiern, und es war unglaublich lieb und rührend, wie viel Mühe sie sich alle für mich gaben.
Und doch fühlte ich mich nicht so, wie ich sollte. Ich sollte glücklich sein, dankbar für die liebevollen Geschenke und die Zuneigung und Unterstützung meiner Familie.
Ich sollte mich fühlen wie ein Geburtstagskind.
Aber alles Schöne, was ich spürte, die Freude, die Wärme und all das, wurde überschattet von dieser dunklen, grauen Regenwolke, die seit einem halben Jahr über mir lastete.
Ich wollte schon wieder weinen, weinen über diesen Verlust, über mein Leiden und darüber, dass ich nicht wie ein starker Mensch damit klarkam, sondern schwach und hilflos von diesem dunklen Sog verschluckt wurde.

Nur am Rande nahm ich das fröhliche Gespräch meiner Familie war, das warme Lachen meines Bruders.
Schon war ich wieder abgedriftet in diese dunkle, neblige Welt der Verzweiflung.

Still saß ich am Kopfende des Tisches, starrte auf das ganze schöne, hübsch hergerichtete Essen.
Vor einem Jahr war noch alles normal gewesen.
Meinen 16. Geburtstag hatte ich gefeiert, mit meinen Freunden.
Wir waren im Freizeitpark gewesen, hatten gelacht, waren unzählige Male sämtliche Achterbahnen gefahren bis uns schlecht war, hatten uns mit Zuckerwatte vollgestopft und unendlich viele Bilder gemacht.
Die Fotos lagen heute in der untersten Schublade meines Kleiderschrankes, neben meinen Tanzschuhen.

Es war wohl einer der schönsten Tage in meinem Leben gewesen. Als ich mit meinen wundervollen Freunden vereint gewesen war. Zu ihnen hatte ich heute kaum noch Kontakt.
Ich schottete mich seit 6 Monaten komplett von der Außenwelt ab, ging gezwungenermaßen in die Schule und kehrte danach wieder in mein Zimmer zurück. Dort verbrachte ich den Großteil meiner Zeit.

Als ich ich daran dachte, wie ich vor genau einem Jahr mit meinen Kumpels noch gerangelt und spielerisch gekämpft hatte, wie wir von Fahrgeschäft zu Fahrgeschäft gerannt waren und für die Gruppenbilder gepost hatten, verschwamm meine Sicht.
Mein Herz wurde schwer, als würde ein unglaublich riesiges Gewicht daran hängen und es unerbittlich in die Schwärze ziehen.

Schon spürte ich, wie eine salzige Träne meine Wange hinabrollte und meine Kehle eng wurde.
Unbeweglich starrte ich auf meinen Teller, während weitere glänzende Tränen ihren Weg über mein Kinn fanden und auf den weißen Teller tropften.

"Yoongi?", die besorgte Stimme meines kleinen Bruders riss mich aus der Trance, schnell hob ich die Hand und versuchte die Tränen abzuwischen.
Ich spürte die mitleidigen, besorgten Blicke der anderen auf mir und die Hand meines Vaters auf dem Rücken.

"Yoongi, wein doch nicht... Alles ist gut, mein Schatz", flüsterte meine Mutter und streichelte meinen Arm.
Bei dem Klang ihrer Stimme, so unendlich besorgt und voller Liebe, konnte ich mich nicht mehr halten.
Schon schluchzte ich herzzerreißend auf und schlug die Hände vors Gesicht.
Ich wollte sie nicht traurig machen... Meine Familie sollte nicht unter mir leiden.
Doch ich konnte nicht aufhören zu weinen.

Schon spürte ich, wie mein kleiner Bruder, der wohl von seinem Platz aufgesprungen war, sich an mich schmiegte und die Arme um mich schloss.
Schluchzend vergrub ich meinen Kopf an seiner Schulter, während er vorsichtig meinen Rücken streichelte.
Er war so ein Engel. Es tat mir so leid, ich war so eine Last für ihn und meine Eltern.
Ich bereitete ihnen allen nur Sorgen und zog sie mit meiner Heulerei runter.

𝙩𝙧𝙪𝙚 𝙗𝙚𝙖𝙪𝙩𝙮 | 𝙨𝙤𝙥𝙚Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt