𝘵𝘩𝘪𝘳𝘵𝘺-𝘧𝘰𝘶𝘳

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"Yoongi..."

Seine Stimme war rau und ungewohnt dunkel, was mir sofort einen Schauder über den Rücken schickte. Auf einmal war die Stimmung wieder bedeutungsvoll und ernst. Unsere Augen verbanden sich erneut, ich musste fast den Atem anhalten. 

"Ich... wegen vorhin." Oh je, er hatte das Thema von sich aus angeschnitten. Was kam jetzt? Eine zarte Angst griff nach meinem Herz, mit kalten, sanften Fingern strich sie darüber. Würde er jetzt alle meine leisen Hoffnungen zerstören und die Situation als ein Versehen abstempeln? Ich konnte beinahe jetzt schon spüren, wie mein armes Herz splitterte. Zu hören, dass er keine Gefühle für mich hatte, würde garantiert tausendmal so sehr weh tun als die bloße Erkenntnis in meinem Kopf. 

Am liebsten wäre ich abgehauen, auf einmal hatte ich total Angst vor den folgenden Worten. Ich wollte nicht auf den Boden der Tatsachen geschleudert werden, in meinen heimlichen Träumen und Vorstellungen von beidseitigen Gefühlen bleiben. Lieber wollte ich in Ungewissheit bleiben, als verletzt zu werden...

Bestimmt sagte er jetzt, dass er straight war. Dann konnte er ja nicht mal was dafür. Dann wäre ich einfach nur im falschen Geschlecht geboren. Aber das würde garantiert mindestens genauso weh tun wie alles andere. Die Erkenntnis, nie gut genug sein zu können... Ich merkte, wie ich mich verkrampfte, wie der Wunsch, verschwinden zu können, sich verstärkte. Ich wollte es nicht hören, bitte Hoseok, sag es nicht... 

"Es... es tut mir leid, wenn ich dich hab unwohl fühlen lassen. Es ist nur so... scheiße, sowas kann man einfach nicht sagen, ohne bescheuert zu klingen", brachte Hoseok nach ein paar Sekunden heraus. Mein Herz klopfe bis zum Anschlag, auf einmal drehten meine Gefühle fast durch. Er klang nicht so ablehnend wie erwartet, nein...

"Ich hab mich einfach von meinen Empfindungen mitziehen lassen. Manchmal gibst du mir echt das Gefühl, der bewundernswerteste Mensch der Welt zu sein. Wenn du mich so anschaust wie vorhin, oder wenn wir so viel lachen, und manchmal denke ich sogar, dass du das auch spürst. Ich wollte dich vorhin küssen, es tut mir leid, aber Yoongi, das alles ist so endlos kompliziert", stieß er aus. 

Er... Moment. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich ihn an. Was... was redete er denn da? War das ein Geständnis? War das echt? Verarschte er mich?  Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit. Überfordert wollte ich etwas erwidern, irgendetwas, aber Hoseok ließ mich nicht reden, haspelte weiter, als hätte er Angst vor meiner Antwort.

"Ich hab keine Ahnung was das ist, was ich spüre, aber du machst irgendwas mit mir. Ich will dir nah sein, Zeit mit dir verbringen. Und wie du mich manchmal anguckst, habe ich echt das Gefühl, dass du auch so für mich fühlst." 

In meinem Brustkorb ging ein Feuerwerk los, die verschiedensten Emotionen explodierten alle auf einmal. Er erwiderte meine Gefühle. Hoseok mochte mich auch. Mein Gehirn hatte keine Plan, was es mit dieser Information anstellen sollte, aber in mir breitete sich eine riesige Erleichterung und Euphorie aus. 

"Yoongi", stotterte Hoseok, strich sich unsicher die glänzenden Haare aus der Stirn, "Ich glaube, ich bin in dich verliebt. Es tut mir leid, wenn ich dich damit unwohl fühlen lasse... sag doch bitte was", murmelte er, klang beinahe verzweifelt.

Das Chaos in mir kam auf den finalen Höhepunkt, bevor es alles in sich zusammensackte, zu einem riesigen bunten Strudel wurde und ich endlich in der Lage war, etwas zu sagen.

"Ich... Hoseok, ich bin schon seit unserem ersten Treffen in dich verliebt", stieß ich endlich aus, der Satz, bei dem ich mir vorgenommen hatte, ihn nie zu sagen, um unsere Freundschaft zu schützen, verließ meine Lippen. 

Die Pupillen des Dunkelhaarigen weiteten sich, er sah mich für einen Moment beinahe ungläubig an, als wollte er sicher gehen, mich richtig verstanden zu haben.

𝙩𝙧𝙪𝙚 𝙗𝙚𝙖𝙪𝙩𝙮 | 𝙨𝙤𝙥𝙚Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt