30 ꕥ Wtf, Jihoon

339 66 17
                                    

Seungkwan

Für ein paar Momente war Stille im Raum. Ich blinzelte meine Kartoffeln an. Dann sah ich zu Jihoon. Hatte er gerade wirklich ja gesagt? Ich hatte mich nicht verhört. Was sollte ich mit der Info jetzt anfangen??

"What the fuck, Jihoon!", entfuhr es mir schließlich, während Jihoon wieder die Mischung für die Pfannkuchen anrührte. Er seufzte und warf mir einen vorsichtigen Blick zu. Er sah so betreten aus, dass er mir schon fast leid tat, aber ... wtf?

"Ja, das denke ich mir inzwischen auch", meinte er niedergeschlagen. Er rührte in seiner Schüssel und es war deutlich, dass das mehr eine Übersprungshandlung war, als wirkliches Kochen. Er schien sich zu sammeln und ich ließ ihm die zwei Minuten.

"Hör zu es, tut mir leid", meinte er schließlich, "ich wollte es dir schon längst gesagt haben, aber ich wusste nicht wie." Er wischte sich fahrig die Hände an seiner Schürze an und rieb sich dann die Stirn.

"Vielleicht solltest du dich lieber bei Hansol entschuldigen, als bei mir", meinte ich gesetzt und stützte meinen Kopf auf die Hand auf. In erster Linie hatte er schließlich Hansol mit der Aktion geschadet, mich hatte ich selbst reingeritten, als ich meinte eine große Klappe haben zu müssen.

"Das habe ich schon", erwiderte Jihoon schnell, "ich habe mitbekommen, was ihr da treibt und als ich bemerkte, was Hansol so alles tut, um Antworten zu bekommen, habe ich beschlossen es, ihm zu sagen, damit er damit aufhört. Nicht, dass er sich so richtig in Schwierigkeiten bringt und noch mehr Gras in seinem Zimmer gefunden wird."

Also wusste es Hansol durch Jihoon selbst? War wohl doch was an dem Klischee, dass Dealer einfach nicht über ihre Kunden quatschen wollten. Ich rieb mir die Nasenwurzel und stieß einmal angestrengt die Luft aus meinen Lungen aus.

"Wann hast du es ihm gesagt?", wollte ich wissen. Jihoon brummte unzufrieden. Das Thema stresste ihn, doch da musste er jetzt durch. Wer Scheiße baut, sollte sich nicht beschweren, wenn er dann Rede und Antwort stehen musste.

"Vorgestern." Hansol wusste es also schon seit zwei Tagen? Ich wusste nicht ganz wie ich mich damit fühlen sollte. Ich musste das erst einmal durchdenken. Hätte ich auch nichts gesagt, wenn ich an seiner Stelle gestanden hätte? Ich war mir nicht sicher. Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.

"Ich hab ihn auch gebeten, dir nichts zu sagen, falls du dich das fragst. Es ist nicht seine Schuld. Ich wollte dir das irgendwie selbst beibringen, aber ich wusste nicht wie", erklärte Jihoon mir und lehnte sich an die Küchenplatte, an der er eben noch zugange gewesen war. Das war dann wohl noch ein Punkt für Hansol. Mir nichts zusagen war eine Sache, Jihoon Zeit einzuräumen eine andere.

"Wieso?", wollte ich als Nächstes wissen, denn mal ehrlich, was hatte er sich dabei gedacht. Ich mochte Hansol am Anfang des Semesters nicht, schön und gut, und wir hatten eine unschöne Vergangenheit, doch das war doch kein Grund für eine derart verspätete Vendetta. Jihoon schien aufzugeben und setzte sich zu mir.

"Weil ich ihm eins auswischen wollte, natürlich", meinte er und wirkte ehrlich bedauernd. "Ich hab mir auch nicht viel dabei gedacht. Ich wollte ihn nur erschrecken. Er kann ja einen THC Test machen und wenn der clean ist, dann ist die Sache durch und er hatte eben ein bisschen Stress und wenn er nicht sauber ist, ja, mein Gott, dann wäre es auch nicht schade um ihn gesehen, wäre er von der Uni geflogen und er wäre nicht mehr in deiner Nähe uns würde dich in so ein verärgertes, gestresstes Bündel verwandeln." Verzweifelt verwarf er die Arme und stieß die Luft aus seinen Lungen aus.

"Ich konnte doch nicht ahnen, dass du auch mit der Idee um die Ecke kommen würdest und sie in einem vollen Raum äußerst", erklärte er weiter, "und noch weniger konnte ich ahnen, dass ihr plötzlich anfangen euch gegenseitig totzuflirten." Er seufzte gestresst und zog die Beine an.

Das ganze musste ihn ziemlich unter Druck gesetzt haben, gerade, weil Hansol und ich angefangen hatten uns zu verstehen, während er versucht hatte Hansol für mich metaphorisch in die Eier zu treten. Es war abzusehen, dass das vielleicht irgendwann zwischen und allen stehen würde, also war es wohl gut, dass die Katze jetzt aus dem Sack war.

"Ich weiß, dass das alles andere als cool war", meinte Jihoon schließlich, "und ich lasse auch sicher nicht zu, dass es auf deinem Konto lastet, also rede ich auch noch mit der Fakultät. Und lasse mich rausschmeißen, schätze ich?" Er zuckte hilflos mit den Schultern.

"Es ist nur so, dass ich echt gerne mit euch auf eine Uni gehe, deswegen habe ich es noch rausgezögert. Ich dachte mir, wenn die Testergebnisse da sind, dann kann ich auch immer noch die Bombe platzen lassen, bevor irgendwer ernsthaft dich verdächtigt. Ich wollte noch ein bisschen Zeit."

Jihoon wurde immer kleiner auf seinen Stuhl und langsam tat er mir leid. Er hatte Scheiße gebaut, das stand völlig außer Frage, aber irgendwie konnte ich seinen Gedankengang nachvollziehen. Ich war fast selbst ein bisschen überfordert mit der Sache. Was sollten wir jetzt tun? Ich für meinen Teil konnte unmöglich eines meiner Ji's ans Messer liefern. Doch was ist mit Hansol? Er hatte einiges durchmachen müssen, also wer sollte ihm verübeln, wenn er Jihoon zur Rechenschaft ziehen wollte?

Ich saß jetzt ganz furchtbar zwischen den Stühlen.

Überfordert raufte ich mir die Haare. Am besten ließen wir das erst einmal sacken. Ich musste mir Hansol sprechen, einfach schauen, wie er in der Sache so drauf war und vielleicht war es das aller vernünftigste, wenn wir uns einfach zu dritt hinsetzten und darüber sprechen, bevor irgendwer irgendwas überstürzte. Doch nicht mehr heute. Heute wollte ich einfach nur ein paar Pfannkuchen und irgendeinen dummen Film.

"Weißt du, Jihoon. Du bist ein Vollidiot", schalt ich ihn. Ich pattete sein Knie und schenkte ihm ein vorsichtiges Lächeln. "Doch darum kümmern wir uns nicht mehr heute. Das war jetzt genug Stress für einen Tag, meinst du nicht auch. Wir reden noch mal mit Hansol und dann schauen wir weiter, klingt das nach einem Plan?" Jihoon nickte geschafft. Dann stand er wieder auf und widmete sich wieder seinen Pfannkuchen.

"Es tut mir ehrlich leid", murmelte er betrübt und ich nickte leicht.
"Ich weiß", ließ ich ihn wissen, "wir klären das. Alles wird gut. Doch bis dahin machen wir uns einen entspannten Abend." Wieder nickte Jihoon und noch immer wirkte er ein bisschen verzweifelt. Ich würde ihn wieder aufheben, dafür waren Freunde da.

Doch vorher würde ich Hansol wenigstens noch mal schreiben.

Ich hatte ihn stehen lassen, weil ich zu sauer war, also konnte ich mich auch gefälligst melden, wenn ich mich abgeregt hatte. Die letzten Stunden hatte ich mein Telefon einfach komplett ignoriert und dementsprechend bekam ich grade Nachrichten von allen möglichen Seiten, doch Sachen wie Memes oder Gruppenabsprachen für Arbeiten in vier Wochen erlaubte ich mir für den Moment weiter linksliegen zu lassen und ging in den Chat mit Hansol.

Passenderweise hatte er mir schon geschrieben und wollte wissen, ob ich okay war und wir reden konnte. Ich seufzte leise. Ich brauchte mich echt nicht über meinen Freund zu beschweren. Er könnte auch die Drama Queen pullen, weil ich die Drama Queen gepullt hatte, doch hier war er und fragte mich, ob alles okay war. Ich schrieb ihm, dass wir morgen reden würden und wünschte ihm eine gute Nacht und zurück bekam ich ein Herz. Was sagte ich? Das würde schon werden. 

The Weed ThingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt