3 ꕥ Was für ein Pisser

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Seungkwan

Ein bisschen unmotiviert machte ich mich schließlich über meine Sandwiches her und allgemein versank ich eher in meine Gedanken, als wirklich hundertprozentig mitzubekommen, was meine drei Jis so beredeten. Meine Gedanken waren noch immer bei dem Scheusal irgendwo schräg hinter mir.

Es ärgerte mich, dass er mir nicht mehr aus dem Kopf ging, seit dem ich ihn heute gesehen hatte. Es riss die alten Wunden viel stärker wieder auf, als ich es zugeben wollte. Ich versuchte mir die ganze Zeit vor Augen zuführen, dass ich ein erwachsender Mann war und über den Dingen stehen sollte, doch das Problem an der Sache war, dass wir hier nicht von verletzten Stolz durch ein geplatztes Date oder eine versauten Projektarbeit redeten.

Wir redeten davon, dass er mich vor einer Klasse schwulenfeindlicher Vollidioten geoutet hatte, weil ich ihm gesagt hatte, dass ich ihn mag.

Ja, ich hatte schon bessere Einfälle. Dieser war dann wohl der schlechteste meines Lebens gewesen. Halbstarke konnte so grausam sein, vor allem, wenn sie einen Grund gefunden hatten einen fertig machen. Dann war ich damals auch noch von eher schüchterner, zurückhaltender Natur gewesen. Heute könnte ich mich wahrscheinlich besser behaupten, aber damals war ich das gefundene Fressen.

Ich war froh um meine drei Jis. Gerade Joshua hatte mich aus meiner "Komfortzone" rausgedrängt und mir beigebracht, dass einen eben doch nicht alle Menschen automatisch was Böses wollten, ganz im Gegenteil, wenn man es nur geschickt anstellte, dann mochten sie einen sogar. Und wenn einem einer dumm kam, dann kam man ihm dumm zurück und komischerweise wurde man dafür nicht verprügelte. Wenn man die Klappe hielt, dann unter Umständen schon.

Wir Menschen waren schon komische Gewächse.

Ich spürte Jisoos Blick auf mir und wandte ihr meine Aufmerksamkeit zu. "Bist du dir sicher, dass alles in Ordnung ist, Seungkwan-ah?", fragte sie besorgt. Ich schenkte ihr ein unzufriedenes Lächeln, bevor ich mich fasste und nickte. "Mach dir keine Sorgen. Lies du besser das Kapitel, damit ich es auch bald haben kann", meinte ich, gewillt das Thema gleich zu Wechseln. "Hopp, hopp." Jisoo machte einen Matrosengruss. "Aye, Sir", antwortete sie und nahm ihm Handy zur Hand. Sie mochte jetzt vielleicht nachgeben, aber wahrscheinlich würde sie mich noch drei mal danach fragen.

Joshua hatte inzwischen wieder seinen Mini-PC aufgeklappt und tippe vor sich hin, während er versuchte Jihoon davon zu überzeugen, als Nekromant herzuhalten, damit er sterben konnte, was Jisoo wiederum ein bisschen nervös machte. Natürlich machte es sie nervös, denn "Jisoo" war aus mir völlig unerklärlichen Gründen ihr Liebling in der Geschichte.

Ich beobachte ihr Mienenspiel, während sie las. Das war tatsächlich ziemlich unterhaltsam. Und aufschlussreich. Vor allem, als sie sich mit völligen Entsetzen an ihren Freund wandte und ihn mit großen Rehaugen ansah. Sie starrte ihn an bis er es merkte und schon bald drehte er den Kopf und sah sie an. "Jagi?" Sie sag ihn vorwurfsvoll-enttäuscht an. "Du bist angeschossen worden?", fragte sie und es klang fast wie 'Wie konntest du mir das antun?!' Joshua machte erneut ein unschuldiges Gesicht. Jisoo blinzelte.

"Wenn du stirbst, bring ich dich um."

Offensichtlich hatten sie während des Lesens den Jungs doch nicht ganz so zugehört. "Das nehme ich eventuell in Kauf", meinte Joshua und wandte den Blick nachdenklich an die Decke. "Ich kastriere dich", machte meine Cousine weiter, doch das brachte Joshua nur zum Grinsen. "Das wäre nicht alleine mein Problem, Jisoo", meinte sanft, wie eine Blume und so freundlich, das mir fast entgangen wäre, was er meinte. "Liebesentzug", drohte Jisoo weiter und diesmal schnappte Joshua gespielt empört nach Luft und sah sie an. "Okay, jetzt wird es haarig", meinte er. "Ich könnte ja-" Weiter sprach er nicht, denn sein Blick fokussierte sich auf jemand hinter mir.

The Weed ThingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt