27 ꕥ Fighting the Dragon

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Seungkwan

Die Prinzessin schickte sich also an mit dem Drachen zu kämpfen.

In der Realität sah das so aus, dass ich Joshua halb umrannte und mich an ihn ranhing. Joshua ignoriere mich noch zwei Momente, denn er tippte irgendwas auf seinem Telefon. Ich wartete einfach geduldig. Joshua musste man die zwei Sekunden einfach in Ruhe lassen, wenn er was tippte. Ungeniert warf ich einen Blick auf das Handy. Offensichtlich schnulzte er grade Jisoo voll.

 Wer war ich, dass ich den Drachen dabei störte, wenn er süße Nichtigkeiten an die Person schrieb, die ihm den Bauch kraulte? Schließlich ließ er das Telefon in den Tiefen in seiner Hosentasche verschwinden und musterte mich. 

"Auf einer Skala von 1 bis 10, wie korrumpiert bist du?", wollte er wissen und ich lachte leise. 
"200", erwiderte ich locker und Joshuas Augen wurden schmal. Er seufzte leise und rieb sich bedeutsam die Nasenwurzel, als hätte ich ihm eröffnet, ich sei schwanger und er mein Vater. 

"Also brauchen wir einen Exorzismus."

Dieser Typ. So schlimm war Hansol nun auch wieder nicht. Ich schnaubte und griff nach seiner Hand. Dann zog ich Joshua einfach hinter mir her. Er ließ es sich gefallen, dass ich ihn direkt in den nächsten Coffee-Shop schliff und dort auf einem der Stühle platzierte. Dann besorgte ich uns etwas zu essen. Ich ging zum Tresen und bestellt für jeden von uns ein Chai Latte und ein Stück Torte. Vorsichtig platzierte ich die Opfergaben vor meinem Drachen. Joshua betrachtete mich misstrauisch. 

"So schlimm?", wollte er wissen und ich kicherte vergnügt. Entspannt nahm ich meine Kuchengabel zur Hand und gönnte mir ein bisschen von der Torte. Es war eine Haselnuss-Sahne-Torte und ich würde sie später ganz sicher bereuen. Aber nicht jetzt. Jetzt ließ ich mir den süßen, sahnigen Geschmack einfach auf der Zunge zergehen, während ich Joshua bedeutsam musterte. 

"Warum zickst du meinen Freund so an?", wollte ich schließlich wissen. "Was hast du noch gegen ihn?" Das war eine berechtigte Frage. Nicht, dass ich davon ausgehen würde, dass sie wirklich nötig wäre. Joshua war wie so ein Wachhund, aber wie viele Hunde wollte er nur spielen. Die Frage diente viel mehr dazu ihm unter die Nase zu reiben, wie es zwischen Hansol und mir nun stand. Ich grinste durchsichtig. 

"Dein...?", sprang Joshua auf den Zug auch gleich mit auf und tat schockiert. "Jesus, Maria im Himmel, wieso habt ihr mich verlassen?", fragte er und reckte die Hände gen Himmel. Er war manchmal so ein Idiot. Ich lachte nur wieder leise und hob seinen Kuchen noch ein bisschen näher an ihn. Er würde ihn offensichtlich brauchen. Was fixte Stress besser als eine ordentliche Portion Zucker? Okay, eine Menge, aber sahen wir mal drüber hinweg. Joshua für seinen Teil zog sich die Zitronentorte ran und begann zu essen. 

Ich musterte Joshua derweil und versuchte einzuschätzen, wie viele Bedenken er vielleicht doch noch haben mochte und inwieweit er einfach nur mal wieder die Drama Queen markierte. Sollte er es doch ernst meinen, dann würde er sich wohl oder übel damit abfinden müssen, doch davon ging ich nicht aus. Ein unentschlossenes Summen riss mich aus meinen Gedanken. 

"Ich bin einfach ein guter Wächter", antwortete Joshua schließlich auf meine Frage. Er wedelte unentschlossen mit seiner Gabel und seufzte. 
"Ich weiß, wie du drauf warst, als wir uns kennenlernten und das war nicht schön. Ich will nicht, dass dir wieder jemand weh tut, vor allem nicht, wenn sie es schon mal getan haben." Er seufzte und stützte den Kopf auf die Hand, bevor er mich musterte. Unzufrieden stützte er die Lippen. Das war schon wieder irgendwie niedlich, wie er so vor sich hin schmollte. 

Im Großen und Ganze verstand ich ihn ja. Er wollte mich beschützen und Gott weiß, wie sehr mir das schon geholfen hatte in den letzten fünf Jahren. Er war vorsichtig. Es war nicht, so als würde er Hansol und mich sabotieren, doch ich konnte Gift darauf nehmen, dass er mich im Auge hatte und sicher gehen würde, dass es mir gut ging. Ich würde ihn noch verklickern, dass er mir auch ein bisschen Vertrauen einräumen musste. Ich hatte das im Griff. Also nickte ich auf seine Aussage hin nur nachdenklich. 

"Du musst dir keine Sorgen machen", versicherte ich ihm schließlich, "wenn mir Hansol Probleme macht, dann verbuddel ich ihn selbst." Ich grinste schief und Joshua schnaubte amüsiert. 
"Das wollte ich hören", äußerte er entspannt und aß den Rest von seinem Kuchen. Er legte den Kopf schief und zog eine Augenbraue hoch. 

"Ist er eigentlich petzen gekommen?", fragte er gelassen. Diesmal war ich es, den das Amüsement erfasst. Ich stieß die Luft aus meinen Lungen aus und übte mich an einer abwägenden Handbewegung. Petzen konnte man es ja nicht wirklich nennen. Er hatte sich nicht bei mir beschwert, er hatte mich nur wissen lassen, dass Josua einen auf Anti-Amor zu machen schien. 

"Ich denke, wenn er dich ernst genommen hätte, dann hätte er mit dir darüber gesprochen, nicht mit mir", stellte ich fest. Joshua schnappte empört nach Luft. Ich lachte nur. Ja, wie konnte Hansol es wagen ihn nicht ernstzunehmen? Joshua hatte sicher Mühe gegeben auch richtig böse zu schauen, als er meinte, er soll die Finger von mir lassen. 

"Hat er bestanden?", fragte ich einfach weiter und ignorierte damit Joshuas Gehabe. Er stellte es auch ein und lachte stattdessen amüsiert. 
"Ich gebe zu, er amüsiert mich", meinte er und ich nickte leicht. Hansol war ein humorvoller Mensch, da biss die Maus keinen Faden ab. Eine der ersten Sachen, mit denen er mich auf seine Seite gezogen hatte und bei Joshua würde es nicht anders laufen. Ich konnte mir ein kleines, zufriedenes Grinsen nicht verkneifen. 

"Ich werde ihn trotzdem töten", eröffnete er trocken und ich zischte in einer Mischung aus 'was du nicht sagst' und 'haha'.  Ich konnte mir denken, wovon er redete. Joshua würde nie jemanden wirklich ein Haar krümmen, auch wenn er immer so tut. 
"Und was hat dein teuflisches Masterbrain vor?", wollte ich wissen und steckte mir das letzte Stück Torte in den Mund. Joshua schenkte mit ein undurchsichtiges Lächeln. 

"Er versucht sich mit dem eigentlich Antagonisten zusammenzutun. Er wird Informationen los, die uns echt in Schwierigkeiten bringen, doch kaum hat er dies getan, ist er nutzlos für den Antagonisten und er tötet ihn", erklärte er mir und ich schwieg ein paar Momente. 

"Alle werden ihn hassen", stellte ich gespielt bekümmert fest und schüttelte bedauernd den Kopf, "und froh sein, dass er tot ist." Joshua wurde darauf nur seine beste Bösewichtenlache los. Immer diese Autoren. Alle irgendwie ein bisschen bekloppt. Ich lächelte amüsiert und tätschelte seinen Unterarm damit er sich wieder beruhigte. Joshua räusperte sich gekünstelt. 
"Entschuldige, ich bin abgeschweift", meinte er  und ich nickte verständnisvoll. 

"Aber den echten Hansol lässt du in Ruhe, okay?",  forderte ich schließlich und Joshua schüttelte den Kopf. Er verdrehte die Augen und seufzte schwer. Na, was kam jetzt?
"Ich lass den am Arsch nicht in Ruhe, ich hänge mich an den Deppen ran", gab er an und zischte betont genervt. 

"Und dann freunde ich mich mit dem Vollhorst an, ist ja schließlich dein Freund."

The Weed ThingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt