9 ꕥ Ich ... was?

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Seungkwan

Vernon folgte mir mit den Augen und sah mich zweifelnd an. "Wieso? Willst du mir noch mehr ins Zimmer packen?", fragte er und ich verdrehte die Augen. "Auf jeden Fall, Schätzchen. Ich glaube nämlich fest daran, dass wenn ich dir nur genug von dem Zeug ins Zimmer packe beim nächsten THC Test was zu meinen Gunsten raus kommt", erwiderte ich sarkastisch.

Ich seuftze. Was glaubte er, was ich vor hatte? "Ich war das nicht verdammt. Also werde ich ihn suchen. Ich hab keinen Bock das auf mir sitzen zu lassen", meinte ich nur und schulterte meine Tasche. "Wen gehst du suchen?", wollte Vernon wissen. Ich blinzelte. War er schwer von Begriff? Warum redete ich überhaupt mit ihm darüber? "Den Weed-Menschen", antwortete ich nüchtern. War doch klar. Hatte ich irgendwann den Täter, dann hatte ich auch keine Probleme mehr.

"Was soll es dir bringen, den Verkäufer zu suchen?" Vernon packte seine Sachen ebenfalls zusammen. Praktisch, dann musste ich ihn nicht rausschmeißen. "Nicht den Verkäufer, den Käufer, du Trottel", meinte und sah ihn an. Ich lehnte mich an die Tür und wartete bis er zu mir aufschloss. Ich liess ihn durch die Tür und schloss sie dann hinter uns ab.

Ich dreht mich um und sah ihn ernst an. Im Grunde wollte ich ihn gar nicht wissen lassen, wie sehr mich das belastete, doch ich hatte vielleicht auch gar keine andere Wahl. Vernon würde sonst nie kapieren, dass ich zumindest in der Sache nicht sein Feind war.

"Ich bin ein guter Mensch und ich lass mich von dir sicher nicht so hinstellen", meinte ich geschafft. Doch dann setzte ich ein ironisches Lächeln auf. "Ich bin ein anständiges Mädchen." Ich erwartete nicht, dass er eine Anspielung auf My fair Lady verstand.

"Solange du nicht im selben Atmenzug Leuten die Schoki wegfrisst." Er verstand eine Anspielung auf My fair Lady. Ich war vielleicht ein ganz kleines Bisschen beeindruckt, dass er einen solchen Klassiker kannte. Das war eine Überraschung. Ich hätte das wirklich nicht von ihn erwartet.

Ich sammelte mich schnell wieder und schnaubte auf seine Antwort hin nur. "Wenn ich es beweisen muss, dann ist das so", beharrte ich. Vernon verschränkte die Arme und sah mich genervt an. "Mach nicht so einen Aufstand, ich glaube dir."

Ja, klar und Dekosand kommt immer von den schönsten Stränden der Welt.

Warum sollte er mir plötzlich glauben? Dass er es offensichtlich nicht getan hatte, war keine 10 Minuten her. "Du tust einen Scheiß", stellte ich fest und Vernon verwarf die Hände. "Ist das nicht scheißegal?", fragte er und wedelte nur ungeduldig mit der Hand. "Es geht hier nicht um dich", meinte ich genervt. "Gott, Seungkwan, was ist nur los mit dir?", entfuhr es ihm und ich stiess angestrengt die Luft aus meinen Lungen aus. "Ist das nicht scheißegal?", fragte ich gegen.

Vernon verschränkte die Arme nur wieder und musterte mich. "Na schön, was hast du jetzt bitte vor?", fragte er und ich runzelte misstrauisch die Stirn. "Ich sagte doch, ich geh Gras kaufen", erwiderte ich kühl. Vernon blinzelte. Scheinbar kam bei ihm endlich an, dass das mein ernst war. "Bist du irre?"

Ja. Das hiess offensichtlich nicht, dass er mich ernst nahm.

"Hab ich den, der es verkauft, habe ich auch den Käufer", erklärte ich. Das war doch logisch. Das würde zwar dauern und war jetzt sicher auch nicht nebenbei erledigt, doch irgendwie würde das schon werden. "So läuft das nicht, Seungkwan!", rief Vernon aus und ich fragte mich, warum ihn das überhaupt beschäftigte. "Das werden wir sehen", meinte ich nur und setzte mich in Bewegung. Überraschenderweise hielt Vernon mich auf. "Warte", fing er an, "lass das. Du hast keinen Plan was du tust. Du kannst nicht einfach Gras kaufen gehen."

War das sein verdammter Ernst? Das ging ihn doch überhaupt nichts mehr an. Seit wann bestimmte er über meine Freizeitbeschäftigungen? Wer war er? Der neue Ordnungsbeauftragte? Kinder, ess euer Gemüse auf. Trink Wasser! Und kauft kein Weed. Ich hatte keinen Bock mir von Kiffsol vorschreiben zu lassen, wie ich mein Weed zu kaufen hatte. Seine Attitüde triggerte mich und auch wenn ich gar nicht genau beziffern konnte, was genau sie triggerte und warum eigentlich.

"Warum nicht?", fragte ich spitzfindig. "Naja vielleicht goggle ich vorher, wo sich Dealer rumtreiben könnten, aber so schwer wird das schon nicht sein." Vernon sah für einen Moment so aus, also würde er seinen Kopf einmal gegen die Wand hauen wollen. Er presste die Lippen missbillig zusammen, bevor er sie etwas spitzte und mit der Zunge von innen gegen die Wange stieß, während er scheinbar einen inneren Monolog hielt. Wahrscheinlich darüber, wie dumm er mich fand, schätzte ich.

Hatte er es bald?

Schließlich sah er mich wieder an. "Okay, entweder stellst du dich gerade echt blöd ein, damit ich aufhöre zu glauben, dass du es gewesen bist oder du warst es nicht, aber gerade in dem Fall..." Er machte ein Kunstpause und schenkte mir ein betont freundliches Lächeln. "Lass es." Ich warf einen genervten Blick an die Decke. Möge irgendwer mir beistehen und mir helfen Vernon los zu werden. "Es wird schon nicht so schwer sein", wiederholte ich nur wieder. Vernon sah mich an und seufzte einmal kurz. Dann sah er tatsächlich so aus, also würde ihn eine Erleuchtung treffen, wenn auch irgenwie eine ungewollte, nervtötende Erleuchtung. Hatte er endlich Chemie verstanden oder was?

"Irgendwer muss auf dich aufpassen."

Ich hab mich ja wohl verhört.

"Ich ... was?", entkam es mit verdutzt. "Ich kann auf mich selber aufpassen!", regte ich mich auf. Hallo? Konnte ich Menschen werfen, die größer als ich waren oder er? "Offensichtlich", äußerte er sarkastisch. Er versenkte die Händen in den Hosentaschen und schenkte mir fast schon ein herausfordernden Blick. Er würde mir jetzt nicht wirklich folgen? "Ich kann Jut-Jutsu", verteidigte ich mich. "Idiot", meinte er nur unbeeindruckt. "Das ist mein Ernst", zischte ich und legte den Kopf schief. "Muss ich dich noch mal den Boden knutschen lassen?", fragte ich um meinen Standpunkt zu untermauern und reckte ein bisschen das Kinn.

"Schluss jetzt, ich komme mit." Hat er mir nicht zugehört? Ist Vernon etwa taub? Ich zischte unbegeistert und verwarf die Hände. Was sollte das überhaupt? Er sollte mir von der Pappel bleiben. Doch offensichtlich war das sein Ernst, denn als ich mich in Bewegung setzte folgte er mir. Dabei wusste ich nicht mal wo ich hin wollte. Dass er jetzt meinte meine Investigation beobachten zu müssen war mir unangenehm.

The Weed ThingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt