Seungkwan
Es war das sanfte Klingeln von Glöckchen, dann mich einfach auf meinen Schlaf riss. Mit einem kleinen Knurren tastete ich nach meinem Handy. Ich brauchte ein paar Sekunden um du begreifen, dass das gar nicht mein Weckton war. Wieso klingelt mein Handy? Und warum in aller Welt hatte ich nicht wie sonst den Ton aus? Mir ging auf, dass ich das Handy nicht wieder stumm geschaltet hatte, da dieser Penner von Studiengang-Vertreter sich immer noch nicht gemeldet hatte. Dabei hatte ich extra den Ton angemacht, um seinen Anruf nicht zu verpassen.
Dass er mich jetzt anrief schloss ich spontan aus, denn es war mitten in der Nacht, wie mit ein müder Blick auf den Wecker offenbarte. Ich sah auf mein Handy und siehe da: Es war Hansol. "Ist das die Rache?", fragte ich kaum, dass ich den Hörer abgenommen hatte ohne eine Begrüßung und ich konnte Hansol am anderen Ende der Leitung seufzen hören. "Nein, ich...." Er klang irgendwie ziemlich fertig. In mir regte sich Sorge. Was war los mit ihm? Er rief doch nicht nicht umsonst an? Irgendwas schien ihn zu bedrücken. Eigentlich sollte es sich komisch anfühlen, dass er dann ausgerechnet meine Nummer wählte, aber das tat es nicht einmal mehr.
"Was hast du?", wollte ich wissen. Ich konnte die Anspannung am anderen Ende förmlich spüren. Stirnrunzelnd machte ich mit meine Nachttischlampe an. Musste ich ihm erst rüber kommen? "Hansol?" Er seufzte wieder. Ergebener diesmal. "Es ist nichts", ließ er vernehmen, "es tut mir Leid." Und damit legte er auf. Was zu Geier? Ich überlegte einen Moment, ob er mich einfach nur ärgern wollte und ich daher einfach den Ton ausmachen und mich wieder hinlegen sollte, doch das war irgendwie auch nicht Hansol. Also rief einfach zurück. "Yah, willst du mich rollen?", fragte ich, als er abnahm. "Legt noch mal auf und ich komme rüber und mache Geschnetzeltes aus dir." Ich konnte ihn schnauben hören. "Es tut mir wirklich Leid, Seungkwan", meinte er nur wieder, "es ist nichts, es war dumm von mir anzurufen."
Ich zupfte meine Bettdecke zurecht und schwieg einen Augenblick nachdenklich. "Wenn nichts wäre, dann hättest du nicht angerufen", meinte ich schließlich und lauschte auf die angestrengte Stille auf den anderen Seite der Leitung. "Also, was ist los?" Hansol schnaubte. Ob über mich oder sich selbst konnte ich nicht genau festmachen. "Es ist dumm, ich hab nur schlecht geträumt und ich sollte deswegen echt nicht andere Leute wecken", meinte er unwirsch. "Ja, vor allem keine, die dich gar nicht leiden können", zog ich ihn auf, doch es anders als sonst erntete ich keinen flotten Spruch, sondern nur Schweigen.
"Das war ein Scherz, Hansol", fügte ich sanft hinzu. Dieser Typ. Was hatte er nur geträumt? "Ich komm mal rüber", sagte ich und legte einfach auf. Offensichtlich brauchte mein Freind ein bisschen Liebe, was? Ich schlüpfte in meine Hasenpantoffel und verließ mein Zimmer. Ich schlappte nach neben an und klopfte kurz. "Hol die Hände unter der Decke hervor, ich komm jetzt rein", ließ ich verlauten und hoffte nicht noch zusätzlich andere Leute zu wecken. Dann ging ich in Hansols Zimmer. Obwohl es baugleich zu meinem war, war es doch ganz anders als mein Zimmer, allein schon weil Hansol die Möbel einfach verrückt hatte. Der Schrank stand einfach in den Raum reingestellt, so dass er als Raumtrenner zwischen Bett und Schreibtisch fungierte. Warum war ich da nicht drauf gekommen?
"Gemütlich", urteilte ich und setzte mich ohne Umschweife auf sein Bett. Hansol blinzelte mir müde entgegen. "Das ist wirklich nicht nötig", meinte er leise und ich puffte mir seine Decke zusammen zog sie ein ganzes Stück zu mir. Hansol lachte leise. "Warum bist du eigentlich immer so adorable annoying?", fragte er und ich grinste süffisant. "Das ist mein Special Skill", meinte ich und er lachte leise. "Das hast du jetzt davon, wenn du mich weckst", fügte ich hinzu. Mit einem Brummen nickte Hansol nur und musterte mich.
"Ich hab einfach nur schlecht geträumt, das ist alles", meinte er ein bisschen verlegen. Trotzdem fragte ich mich warum er dann grade mich angerufen hatte. "War ich auch mit im dem Traum?", wollte ich wissen. Hansol fuhr sich durch die Haare. "Ja und nein", meinte er vage. Er seufzte gestresst. "Also wir beide waren zusammen irgendwie Heißluftballon fliegen", meinte er und ich legte den Kopf schief. "Heißluftballon?", fragte ich und er nickte. "So richtig romantisch, Seungkwan", meinte er ironisch und ich schnaubte amüsiert. "Ich würde ja nie in so ein Ding steigen, aber gut, fahre fort", erwiderte ich. Hansol nickte. "Im meinem Traum warst du aber voll dabei, also sind wir mit diesem Scheißding geflogen immer höher und höher", erzählte er und ich brauchte das nur hören und das Bild im meinem Kopf ließ meinen Magen flau werden. Ich hatte keine Höhenangst per se, aber bei sowas unsicherem wie einem Heißluftballon hörte der Spaß eben auf.
"Irgendwann waren wir einfach mega weit oben und zunächst war auch alles cool und wir haben irgendwelche Scheiße entdeckt und waren so 'Owwww schau mal da' bla bla bla, doch dann kam da irgendwann ein Punkt an dem ich wieder auf irgendetwas zeigte und dann kam einfach keine Antwort mehr." Ich sagte einfach nichts und beobachte, wie er sich durch die Haare wuschelte. Er schien nervös. Was auch kam, es war sicher kein schöner Traum gewesen. "Ich drehte mich um und war plötzlich alleine in dem Korb. Du warst einfach weg. Verschwunden." Ich stütze meinen Kopf auf die Hand und sah ihn an. "Und was hast du gemacht?", fragte ich und er schnaubte. "Panik geschoben natürlich", sagte er und rieb sich mit den Händen übers Gesicht.
"Man kann ja nicht einfach so aus einem Heißluftballon verschwinden, es sei denn man macht einen Abgang", meinte er, "also hatte ich Angst du bist raus gefallen und traute mich auch nicht mehr nach unten zu sehen." Ich beugte mich nach vor und tätschelte sein Knie. "War sicher ein Prank, weil ich ein Arsch bin. Ich hatte einen Fallschirm dabei", meinte ich tröstend. Jetzt mochte der Traum vielleicht ein bisschen albern klingen, aber ich verstand, was mit ihm los war. Auch kapierte ich, warum er mich angerufen hatte. Im Halbschlaf hatte er wohl erst mal abchecken müssen, ob ich auch wirklich okay war. Das war irgendwie süß. Wann war er so geworden?
"Hattest du Angst um mich?", fragte ich ihn betont liebenswürdig und er stieß die Luft aus seinen Lungen aus. "Natürlich nicht, ich hatte nur Angst, dass man mir einen Mord anhängt, wenn ich ohne dich wieder lande." Ja, na sicher. Hansol grummelte etwas unverständliches und rieb sich die Nasenwurzel. "Ich bin froh.... dass es nur ein dummer Traum war", meinte er dann und sah mich an, "ich würde nicht wollen das du einfach so verschwindest." Ich blinzelte einen Augenblick und konnte mich dagegen wehren, dass seine Worte mein Inneres ein bisschen wärmer werden ließ. Stop, Seungkwan, reiß dich zusammen, atme, krieg dein Herz in den griff und ignoriere das Flattern deines Magens.
Für einen Moment überlegte ich das mir einem Spruch abzutun, doch irgendwie konnte ich mich dazu nicht durchringen. "Ich würde auch nicht wollen das du einfach so verschwindest", sagte ich stattdessen und verdammt wir würde klar, wie viel Wahrheit in den Worten lag, in dem Moment, wo ich sie aussprach. "Komisch, oder?", meinte ich. Hansol lachte leise und nickte. "Ich finde das in Ordnung", meinte er, "unerwartet, aber in Ordnung." Ich nickte das still ab.
Bisher hatte ich gedacht, dass ich mich irgendwie an Hansol gewöhnt hätte, doch mir wurde klar, dass ich ihn inzwischen trotz allem, was in der Mittelschule zwischen uns vorgefallen war, mochte. Ich mochte, wie er jetzt war, als Erwachsener. Vielleicht war ein irgendwie dumm von mir, aber inzwischen war es mit egal. Sollte ich Hansol für immer vorhalten, was er als Halbstarker verbrochen hatte, obwohl er ganz offensichtlich nicht mehr mit seinem jüngeren Ich vergleichbar war? Nein. Andere würden das vielleicht tun, doch ich beschloss die Sache zu begraben. Also hielt ich ihm den kleinen Finger hin. "Freunde?" Hansol sah auf meine Hand und lachte. "Du bist so ein Spinner", meinte er ergeben, doch er verhakte seinen kleinen Finger mit meinem.
"Freunde."
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The Weed Thing
FanfictionIn der Mittel Schule hatte es Seungkwan nicht leicht und wenn ihn jemand fragen würde, wem er dafür die Hauptschuld gibt, dann würde genau ein Name fallen: Vernon Chwe. Dem entsprechend unbegeistert ist er, als er Jahre später sein Pharmaziestudium...