22 ꕥ Yeay, I'm gay

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Seungkwan

Vernon war tot. Gestorben. Den Heldentod. Für mich. 

Mit zusammen gepressten Lippen nahm ich mein Handy wieder zu Hand. Ich schluckte leer und öffnete den Chat mit Joshua. Du hast Vernon getötet, schrieb ich ihm überflüssigerweise. Um den ganzen einen noch vorwurfsvolleren Ton zu verleihen unterstrich ich das ganze mit einem ':('

Joshua hatte sich tatsächlich genug von Hansol triggern lassen, dass er wirklich so weit gegangen war, den fetten Antagonisten Hansol und seinen hageren Handlanger Vernon in seine Geschichte hinzuzufügen. Buch-Hansol hatte Buch-Seungkwan entführt, um, wie angekündigt, Dinge mit ihm anzustellen. Buch-Vernons Mitleid sei Dank konnte Seungkwan zu seinem Jisoo zurück, aber Vernon wurde als Verräter gelyncht. 

Ich weiß nicht, ob das von Joshuas Seite aus einfach nur Plot war oder er ein paar Aggressionen abbauen musste. Vielleicht auch beides. Vielleicht war es auch eine Drohung. Manchmal war ich mir bei Joshua auch nicht so sicher. Auf jeden Fall war ich jetzt sehr traurig um den hageren Handlanger Vernon. Mein Handy blinkte und zeigte mir damit eine Nachricht von Joshua an. 

Sei nicht traurig, er ist den Heldentod gestorben. 

Ach, das sollte das mich trösten? Davon wurde der Buch-Vernon auch nicht wieder lebendig. Ich hatte mich gerade mit diesem Charakter angefreundet. Buchstäblich. Also ließ ich Joshua noch wissen, dass er ein Monster war (womit ich mir nur eine Menge Lach-Smilie einbrachte, Joshua hatte offensichtlich schlichte Freude daran Vernon zu töten) und ließ mich auf meinem Bett umkippen. Langsam wurde es Zeit ins Bett zu gehen. Meine erste Vorlesung war morgen schon um 8 Uhr. Dementsprechend wäre es vernünftig nur noch schnell Zähne zu putzen und sich dann schlafen zu legen. Wer sollte mich schon aufhalten? Was schiefgehen? Dass meine Pläne gecrasht wurden passiert mir doch nie!

Mein Plan wurde dadurch vereitelt, dass ich nicht allein auf den Flur trat. Mit mir zusammen trat auch Hansol aus seinem Zimmer. Ich musterte ihn einen kleinen Augenblick. Dann ging ich auf ihn zu, was er mit hochgezogener Augenbraue beobachtete, und bei ihm angekommen umfasste ich sein Gesicht. "Du bist tot", offenbarte ich ihm mit ausdrucksloser Miene. Kurz herrschte Stille. "Bist du okay, Seungkwan?", fragte er trocken. "Nein, bin ich nicht!", chauffierte ich mich und ließ von ihm ab. Dann machte ich eine abwägende Handbewegung. "Also, doch bin ich schon, dank dir, aber du bist es nicht, dank mir und ich finde das echt uncool." Ich verschränkte die Arme und schmollte. 

Er blinzelte. "Ach, sag bloß mein fettes Ich hat mitbekommen, was sein hagerer Handlanger so gemacht hat?" Offensichtlich konnte Hansol mir nun folgen. Er hatte die Geschichte inzwischen auch gelesen. Ich hatte in Absprache mit Joshua ihm alles geschickt, nach dem Hansol und Vernon in der Story aufgetaucht waren, und wie alle, die sie lesen durften, war auch Hansol ganz verknallt in das Buch. 

"Ja", antwortete ich, "du hast dich erhängt." Also Hansol Vernon, aber ja. Nein, wie schrecklich. Hansol legte sich eine Hand auf die Brust. "RIP, Vernon." Ich nickte bekümmert.  Dann musterte ich Hansol, der dafür, dass es Zeit war bald in die Kiste zu kriechen, ziemlich seltsam ausgerüstet war. Anstatt mit einer Zahnbürste oder dergleichen war er mit einer Plastiktüte bewaffnet, aus der Gemüse hing.

"Was hast du denn vor?", wollte ich neugierig wissen. Hansol hob den Beutel an und grinste. "Die Küche ist um die Uhrzeit frei", meinte er, "also gehe ich jetzt richtige Ramen kochen." Richtige Ramen? So richtig richtig? Mit frischen Gemüse? Und ordentlichen Nudeln? Ich bekam spontan Hunger. "Kein Instand?", fragte ich. Hansol schüttelte den Kopf. "Irgendwie bezweifele ich, dass du das kannst", meinte ich und Hansol lachte. Ehrlich, welcher Student konnte denn schon kochen, wir konnten doch alle nur Instand-Nudel und Müsli. Okay, nein, vielleicht war das auch nur ich. 

The Weed ThingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt