Seungkwan
Halleluja. Die nächsten zwei Tage waren gezeichnet von Ruhe und das kam mir nur gelegen. Ich konnte die Ruhe gebrauchen. Einfach mal keine Vorlesungen, also auch kein Vernon, keine Profs, keine neuen Aufgaben und keine Wege zur Uni in völlig überfüllten Bahnen, in denen man zu einer Sardine wurde.
Trotzdem war ich nicht schlau genug gewesen mich in meinem Zimmer zu verschanzen und eine Runde Netflix zu zelebrieren und mal nichts zu tun, denn Jihoons Hilferuf hatte mich aus dem Bett gelockt und nun standen wir auf den Fluren eines gängigen, großen Klamottenladens und suchten ihm Klamotten zusammen, die ihm passten, auch wenn sie kein kekseessendes Monster auf der Brust hatten.
Manchmal hing ihm trotzdem eins von der Sorte hin. Nur um ihn zu ärgern.
Eigentlich war es gar nicht so schwer, so klein war der Gute dann doch wieder nicht, doch Jihoon hatte nicht die Geduld ordentlich Ausschau zuhalten, also hatte er immer Jisoo oder mich dabei. Wir hatten beide ein gutes Gespür für Stil und fanden die richtigen Teile.
Ich drückte Jihoon einen schwarzen Sweater, eine passende Jeans und noch zwei T-shirts in die Arme und schob ihn eine der Kabinen. Er liess es sich ergeben gefallen, schliesslich war das der Grund, warum er mich mitgenommen hatte. Ich schlenderte zurück in die Gänge und sah mich weiter um. Jihoon einzukleiden war leider nur halb so lustig, wie für Joshua Klamotten zusammenzusuchen, denn Jihoon hatte einen ganz simplen Geschmack und dem war er auch treu. Ich brauchte ihn gar nicht erst mir was bunten zu kommen. Joshua da gegen probierte einfach jedes Teil aus, was ich ihm hinhing, weil er offen für alles war.
Ich zog ein dunkelblaues Oberteil vom Ständer und musterte es kritisch, bevor ich es mir über den Arm hing. Mehr gab der Ständer nicht her, also brachte ich es Jihoon und hängte es ihm in die Kabine. Dann wandte ich mich wieder dem Verkaufsraum zu. Dabei entdeckte ich etwas, was meine Laune ein bisschen sinken liess:
Vernon. Mit einen kotzgelben Pulli in der Hand.
Ich konnte nicht mal sagen was mich mehr störte - Vernon oder dieser furchtbare Pullover - doch ich tendierte tatsächlich eher zu dieser kotzefarbenden Katastrophe, die er da musterte. Wir liefen uns ohnehin andauernd über den Weg, an seinen Anblick hatte ich mich inzwischen gewöhnt, aber wenn er jetzt auch noch in dem Ding vor meiner Nase rumtanzte bekam ich endgültig Aggressionen.
Ich zögerte noch kurz, doch dann machte ich mich auf den Weg zu ihm rüber. "Wenn du den kaufst bring ich dich um, ich seh mir dieses Elend sicher nicht mit an", meinte ich ohne Einleitung. Er sah mich an und zog eine Augenbraue hoch. Doch sein Ausdruck wurde weder unfreundlich, noch genervt und ich war noch nicht mal überrascht darüber, denn wir hingen in letzter Zeit doch oft genug zusammen rum, so dass ich wusste, dass er "flapsig" super abkonnte. Viel besser auf jeden Fall als ein awkwardes 'Hallo'.
Er hielt sich den Pulli vor den Körper. "Denkst du ein paar rote Akzente machen es besser?", fragte er ironisch und ich nahm ihm das Ding ab. "Diese Farbe rettet gar nichts mehr", erwiderte ich und hängte es wieder zurück. "Aber ich mag gelb", widersprach er und ich sah ihn ein paar Augenblick an. "Das ist schön, Vernon, aber stell dir vor es gibt auch schöne Gelbs, bei denen man nicht erstmal denkt jemand hat sich auf deinen kompletten Sweater übergeben", erwiderte ich und Vernon setzte mit einem kleinem 'Ah' ein Gesicht auf, als wäre ihm ein Licht aufgegangen.
Ich suchte den Ständer nach was passenden für ihn ab, doch ein Vernon lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich in dem er fragte: "Und was ist damit?" Ich sah zu ihm und musste mitansehen, wie er diesmal nach einer Cordhose in der Farbe 'Durchfall' gegriffen hatte.
"Also entweder willst du mich ärgern - und davon gehe ich aus - oder du hast ligit so viel Stil, wie eine verdammte Seegurke", meinte ich scharf und Vernon hängte die Hose mit einem amüsierten Grinsen zurück. Penner. Er soll nicht meine Konzentration stören, wenn ich Sachen für ihn raussuchte. Ich drückte ihm einen Pullover in die Hand. Er war gelb, doch deutlich leuchtender, als die Variante, die er in der Hand gehabt hatte. Eine Farbe, die man sich trauen musste, doch sie würde ihm stehen, dessen war ich mir sicher. Er musterte den Pullover kritisch. "Der sagt aber 'Hallo' und das schon vom Weiten", meinte er und sah mich über den Ständer hinweg an. "Dann wirst du immer hin nicht überfahren", erwiderte ich.
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The Weed Thing
Hayran KurguIn der Mittel Schule hatte es Seungkwan nicht leicht und wenn ihn jemand fragen würde, wem er dafür die Hauptschuld gibt, dann würde genau ein Name fallen: Vernon Chwe. Dem entsprechend unbegeistert ist er, als er Jahre später sein Pharmaziestudium...