31 ꕥ Forgiven

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Seungkwan

Ich machte mich früh auf den Weg zurück zum Wohnheim, schließlich wollte ich Hansol abfangen, bevor wir in die Uni mussten. Dementsprechend stand ich 7 Uhr irgendwas vor Hansols Zimmer und rang mit mir endlich zu klopfen. Irgendwie packte mich eine gewisse Unsicherheit. Ob er noch sauer war? Ich hob die Hand erneut, um endlich an der Tür zu klopfen, nur damit ich sie wieder sinken ließ, nachdem mein innerer Pessimist mir alles, was darauf folgen würde, in den dunkelsten Farben ausmalte.

Doch bevor ich noch fünf Minuten darüber grübeln konnte, öffnete sich die Tür und Hansol lehnte sich in den Türrahmen. Ich blinzelte einen Moment erschrocken. Was fiel ihm ein? Ich war noch nicht so weit. Hansol grinste lässig, was mich ein wenig beruhigte. Er würde sicher nicht so süß grinsen, wenn er, getrieben von Rage, eigentlich plante mich zu erwürgen.

"Willst du noch länger hier draußen stehen?", fragte er und schnaubte amüsiert. Ich verschränkte die Arme und nickte erhaben, bereit mal wieder die Diva zu pullen. Das war mein bester social skill, was sollte ich machen?

"Ja, sonst hätte geklopft", erwiderte ich gespielt schnippisch und drückte die Tür einfach wieder zu. Dann klopfte ich. Hansol machte die Tür wieder auf, als wäre nie was gewesen. Er brachte es sogar ich überrascht anzuschauen, so als wäre ich der letzte, mit dem um diese Uhrzeit gerechnet hätte.

"Seungkwan, so eine Überraschung, mit dir hab ich gar nicht gerechnet!", äußerte er betont schockiert und ich kicherte leise. Was hatte ich gerade gedacht? Hansol schlag die Arme um mich, doch statt mich einfach nur zu umarmen, hob er mich an und verschleppte mich unter belustigten Prostest ins Zimmer und warf mich auf sein Bett.

Ich versuchte es mit milder Beschwerde, doch es hatte nicht wirklich einen Zweck und schließlich endete ich kichernd irgendwo zwischen Hansols Kissen. Er legte sich zu mir und ich schlang die Arme um ihn, so gut es eben ging, wenn man auf einem Bett lag.

"Bist du noch sauer?", fragte Hansol und musterte mich, worauf ich den Kopf schief legte. Das fragte er mich? Er hatte auch einen Grund sauer zu sein. Umso niedlicher war es irgendwie, dass er sich solche Gedanken um mich machte. Ich schüttelte also schnell den Kopf.

"Nein, ich verstehe es jetzt ja. Auch, wenn ich immer noch der Meinung bin, dass du es mir hättest sagen können. Gerade, wenn du bemerkst, dass ich es in den falschen Hals bekomme", meinte ich mit einem kleinen Seufzen. Es mir zu verschweigen hatte jetzt nicht so viel gebracht.

Nun wusste ich es ohnehin und wir mussten zusammen mit Jihoon überlegen, wie wir damit umgehen wollten. Hätte mir Hansol einfach gesagt, was Phase war, dann wären wir vielleicht schon zwei Schritte weiter und hätten das bereits gestern geklärt. Doch es brachte auch nichts mehr, sich darüber aufzuregen. Hansol zuckte ergeben mit den Schultern und strich mir ein paar Haare aus der Stirn.

"Ich wollte aber Jihoon auch nicht ans Messer liefern, nach dem er mit mir gesprochen hatte. Er hatte mich gebeten ihm Zeit zu geben, das mit dir zu klären. Er hatte nicht vor, dir noch lange zu verschweigen, dass er es war, der dich in die Scheiße reingeritten hatte und wollte sich entschuldigen", erklärte er mir, "doch er hatte auch Angst, dass du ihm das übler nimmst, als er sich das erhofft. Jihoon hängt wirklich sehr an dir Seungkwan und würde wahrscheinlich so ziemlich alles für dich tun. Ich mag ihn dafür, also habe ich ihm den Rücken freigehalten."

Ich nickte das Ganze ab, bevor nachdenklich die Luft aus meinen Lungen ausstieß. Das waren Erkenntnisse, die ich bereits erlangt hatte, aber es war irgendwie gut, es noch mal aus Hansols Mund zu hören. Es half das Ganze zu verarbeiten und dann abzuhaken. Wir hatten beide besseres zu tun, als uns ewig daran aufzuhalten.

"Schwamm drüber", sagte ich also und tätschelte Hansols Schulter, "es ist dumm gelaufen gestern, aber wir sind zum Glück erwachsene Menschen, die ihre Sachen klären." Hansol lachte erheitert. Er nickte mit einem kleinen Grinsen.

"Ja, das sind wir wohl", meinte er amüsiert. Ich ließ meinen Kopf auf seine Schulter sinken und kuschelt mich kurz an ihn. Im Gegensatz zu mir war er schon im Bad gewesen und roch gut. Random Boyfriend-Fanboi-Sidenote ende.

"Tja, dann bleibt nur noch eine Sache zu klären", warf ich den Raum und stützte mich auf, um ihn ansehen zu können. "Was willst du jetzt mit Jihoon machen?" Hansol blinzelte einen Moment verwirrt. Offensichtlich überraschte ihn die Frage, also schien für ihn die Antwort völlig klar zu sein und ich fragte mich, was seine Antwort wohl sein mochte.

"Na, gar nichts."

Oh. Nun, war ich es, der blinzelte. Irgendwie hatte ich das erwartet, aber irgendwie auch nicht. Eigentlich wäre es legitim, wenn Hansol von Jihoon verlangen würde, dass er für seine Taten selber grade stand und seinen Namen endgültig reinwusch. Aber irgendwie wunderte es mich auch nicht, das Hansol es vorzog meinen Freunden nicht an die Karre zu pissen, anstatt auf sein Recht zu bestehen. Ob nun mir zuliebe oder gar um Jihoons Willen, weil er ihn irgendwie mochte, sein dabei mal völlig dahin gestellt.

"Na, gut", meinte ich schließlich, "dann sollten wir mal mit ihm reden, damit er auch mit der Sache abschließen kann was?" Rein theoretisch stand ich zwar auch noch im Raum, weil ich schließlich einen triftigen Grund hatte, den wahren Täter zu finden, doch ich konnte und wollte Jihoon nicht ans Messer liefern, wenn er nur versucht hatte mir zu helfen - auch wenn er sich dabei blöd angestellt hatte.

Hansol hatte recht. Nun, wo wir beide mehr oder weniger offensichtlich ein Ding waren, würde mich ohnehin keiner mehr so wirklich verdächtigen und unsere Beziehung war wesentlich heißerer Tea, als dieses dumme Gras in Hansols Zimmer.

Was Jihoon getan hatte, war alles andere cool. Aber wahrscheinlich hatte er mit der Sache genauso viel Stress gehabt, wie wir, also war ich bereit ihm zu verzeihen und die Sache zu begraben. Alles in allen waren wir alle mit einem blauem Auge davon gekommen und ich ging davon aus, dass Jihoon seine Lektion gelernt hatte. Er würde so etwas sicher nie wieder machen.

"Ja, ich denke, das wird das Beste sein. Lassen wir es gut sein und schauen einfach nach vorne. Verzeihen wir Jihoon und niemand kann uns aufhalten", gab Hansol motiviert von sich und das war genau der Moment, in dem mein Handy vibrierte. Einem Gefühl folgend warf ich einen Blick auf mein Telefon.

Eine gute Eingebung, wie sich zeigte, denn es war eine Nachricht von Jihoon und was ich lass ließ mich leise fluchen. Verdammte Hacke, wie so ritt sich dieser Junge immer von einer Scheiße in die nächste. Ich seufzte und sah Hansol ernst an.

"Na ja, außer Jihoon vielleicht. Er hat mir grade geschrieben. Er ist auf dem Weg zum Dekan."

The Weed ThingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt