Ich sitze da und erstarre vollkommen. Mein Gehirn ist voll und leer zugleich. Mein Körper taub. Alles, was ich zu tun im Stande bin, ist, Annika und Jack anzustarren.
Ich weiß nicht, was ich getan habe.
Ich weiß nicht, wie ich das gemacht habe.
Ich weiß nicht, was ich jetzt unternehmen kann.
Ich weiß, dass ich das war.
Ich weiß, dass das meine Schuld ist.
Ich weiß, dass ich etwas gravierendes falsch gemacht habe.
Eine Hand legt sich auf meine Schulter. Augenblicklich springe ich auf und entferne mich einige Schritte von Jack, Annika und Terence. Meine Hände verschränke ich hinter meinem Rücken. „Fass mich nicht an!“, keuche ich panisch.
Terr kommt auf mich zu und hebt beruhigend die Hände, als versuche er, ein scheues Tier zu beruhigen. „Rox, ganz ruhig“, sagt er. „Du kannst mir nichts tun“, fährt er fort. Er hört sich an, als wolle er vor allem sich selbst davon überzeugen.
„Keinen Schritt weiter!“, brüllt jemand. Terence bleibt sofort stehen. Ich suche nach der Quelle der Stimme, bis ich Terences entgeisterten Blick sehe. Dann wird mir klar, dass es wieder passiert.
„Ganz richtig, Darling“, höre ich in meinem Kopf. „Ich bin wieder da.“
Nach Luft schnappend, stehe ich da. Presse meine Hände auf die Ohren. Ich atme immer schneller. Mir wird schwindlig. „Nein“, schreie ich stumm. „Nein nein nein NEIN!“ Meine Beine knicken ein. Hart schlagen meine Knie auf den Boden auf.
„Doch, Süße“, fährt das Miststück fort.
„Warum hast du das getan?!“, kreische ich stimmlos.
„Das war nicht ICH“, erwidert es ruhig. „DU warst das.“
„RAUS AUS MEINEM KOPF!!!“ Diesmal schreie ich den Satz laut heraus.
„Wenn ich nicht wäre, würde deine Freundin jetzt sterben!“, zischt die Stimme.
„Das tut sie doch schon“, schluchze ich. Meine Ohren halte ich immer noch zu, während ich mich vor und zurück wiege.
„Wenn du das tust, was ich sage, wird sie überleben“, teilt sie mir mit.
„Was soll ich tun?“, frage ich leise und hebe hoffnungsvoll den Blick.
„Terence muss Jack festhalten“, befiehlt mein zweites Ich mir. „Du musst Annika zu dem Baum rüber schleppen.“ Der Baum, den sie meint, befindet sich gute 10 Meter von Annika entfernt. Eine riesige alte Eiche.
„Was dann“, frage ich, jetzt wieder stumm.
„Erledige erst einmal das“, spricht Rox#2. Danach herrscht Stille in meinem Kopf.
Ich sehe Terence an. Den nervösen, fast schon ängstlichen Blick ignoriere ich. Ein Teil davon freut sich sogar darüber, dass er sich jetzt endlich von mir fernhalten wird.
Ich richte mich auf, straffe die Schultern und laufe auf Annika zu. Ohne ihn weiter anzusehen, sage ich zu Terr: „Du musst Jack festhalten. Was ich jetzt tun werde, wird ihm nicht gefallen.“ Ich knie mich neben Annika und merke, dass Terence zögert. Ich schaue ihn an und spreche noch einmal nachdrücklich: „JETZT.“
Langsam kommt er in Bewegung. Jack umklammert immer noch meine beste Freundin. Er wird es nicht zugeben, aber ihm laufen Tränen über die Wangen. Annika sieht viel schlechter aus, als vor wenigen Minuten. Die Augen weit aufgerissen und rot. Der Mund blau-lila angelaufen. Mir fällt auf, dass sie nur ein weißes Laken um den Körper geschlungen hat. Ich erinnere mich, dass sie in der Hütte nicht einmal das hatte.
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Die letzte Erbin
FantasySie dachte sie sei normal. Zumindest hoffte sie es. Tja, hätte Roxan ein Wort mitzureden gehabt, wäre sie es auch. Aber sie ist alles andere als normal - und das fürchten die Sklaventreiber. Rox ist die letzte Erbin, die Erbin der längst ausgestorbe...