Das Miststück in mir hebt den Kopf. „Ohhhhh, Zickenkrieg auf zwölf Uhr!“
Ich versuche mein Grinsen zu unterdrücken. Dem Husten links neben mir zufolge hat Annika ebenfalls Probleme mit dem gleichmäßigem Atmen.
„Jetzt bloß nicht zu ihr herübersehen! Nicht herübersehen! Ach verdammt.“
Unsere Blicke treffen sich. Und schon prusten wir los. Dieser Junge ist so eine ZICKE!!! Es ist schon fast peinlich. Nein ok, mal ehrlich: Es ist peinlich.
Auch Jack muss grinsen. Seine Augen glitzern schelmisch. „Mir stehen sie aber viel besser als dir.“
Kaum hat er den Satz beendet, greift Terence nach dem Kragen von Jacks/seinem T-Shirt. Annika, ich und mein inneres Miststück beobachten das Spektakel amüsiert. Ich mache mir keine Sorgen um Jack. Er kann sich sicher gegen Terence behaupten. Wenn nicht, schreiten Annika und ich uns früh genug ein. Erst genießen wir noch ein bisschen die Show.
„Du vorlauter, kleiner Dreckskerl! Entweder du hältst jetzt den Mund oder ich stopfe ihn dir!“, ruft Terr kurz vor dem Siedepunkt.
Jack gibt sich davon unbeeindruckt. Er tätschelt seine Hand und löst sie vorsichtig von seinem/Terences T-Shirt. „Na na, wir wollen doch nicht, dass der Stoff knittert.“ Er klingt wie eine tadelnde Großmutter.
„Wenn es dir lieber ist, kann er sich ja wieder ausziehen. Ich hätte nichts dagegen einzuwenden.“ Das war meine Stimme, aber ich habe nicht gesprochen. Mein inneres Miststück hat wieder die Kontrolle übernommen und sagt Dinge, von dem wir beide wissen, dass es die Situation nicht bessern wird.
Terence reißt den Kopf herum. Wenn Blicke töten könnten...
„Lass den Mist! Du machst alles nur schlimmer!“, zische ich stumm Rox#2 an.
„Ganz genau“, entgegnet sie selbstzufrieden.
Mit angehaltenem Atem warte ich auf Terrs Reaktion. Seine Augen sind zu Schlitzen verengt. Er wirkt wie eine Raubkatze, die gleich jemanden tötet. Ich muss zugeben, dass es mir Spaß macht, ihn zu provozieren. Unglaublich viel Spaß! Aber im Moment bin ich mehr darum bemüht, ihn nicht zu reizen.
„Du bist so ein notgeiles Flittchen“, knurrt er wütend und eiskalt.
Jetzt muss mein zweites Ich nicht einschreiten, die Wut in mir koch von selbst hoch. Niemand, absolut niemand nennt mich ein Flittchen! Und schon gar nicht ER! „Wer von uns vögelt alles was nicht bei Drei auf den Bäumen ist?“, zische ich zurück.
„Naja, nicht ganz!“, wirft Annika unbescholten ein. „Dem Handabdruck auf seiner Wange zu folgen, hat er nicht bei jeder Erfolg...“ Sie grinst hämisch bevor sie mich gespielt interessiert fragt: „Aber ich dachte immer du bist schnell im klettern... wieso musst du auf solch drastische Maßnahmen zurückgreifen?“
Normalerweise würde ich ihr jetzt lachend ein High-Five geben, aber ich sehe immer noch Terence an. Auf einmal tut mir die Ohrfeige nicht mehr leid. Am liebsten würde ich mein Meisterwerk vollenden und die eine Seite auf die andere abstimmen.
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Die letzte Erbin
FantastikSie dachte sie sei normal. Zumindest hoffte sie es. Tja, hätte Roxan ein Wort mitzureden gehabt, wäre sie es auch. Aber sie ist alles andere als normal - und das fürchten die Sklaventreiber. Rox ist die letzte Erbin, die Erbin der längst ausgestorbe...