24. Kapitel

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Ich wache auf. Mir ist kalt bis auf die Knochen. Allerdings sind das im Moment meine einzigen Beschwerden. Zur Abwechslung.

Ich liege in einem harten Bett. Und doch fühlt es sich nach den Nächten im Wald an, wie eine Wolke. Mein Körper ist in eine Decke gehüllt, doch aus irgendeinem Grund wird mir einfach nicht warm.

Ich beschließe aufzustehen. Mir ist egal was mich da draußen erwartet. Mir ist egal was ich vorfinden werde, wenn ich die Tür öffne. Da ist eine Tür – nebenbei bemerkt. Der Raum ist klein und – wie bereits festgestellt – dunkel. Offensichtliche Dinge immer wieder zu wiederholen, hat etwas beruhigendes an sich.

Ich habe ein großes T-Shirt an. Und – zu meiner Erleichterung – Unterwäsche. Lustig, dass ich durch etwas so kleines Dankbarkeit empfinde. Ich würde es nie offen zugeben, aber ich hasse meinen Körper. Sex im Dunkeln? - Vorstellbar. Sex im Tageslicht? - Nur über meine Leiche.

Wahrscheinlich sollte ich mir eine neue Formulierung suchen“, denke ich müde. „Ist zu nah am Bereich des Möglichen.“

Mein Körper schleppt sich wie auf Autopilot zur Tür. Nicht weil ich Schmerzen habe oder krank bin. Mir fehlt einfach die Kraft. Ich will schlafen. Schlafen und beim Aufwachen über den Albtraum lachen, der sich mein Leben nennt.

Vielleicht ist es nur ein Traum.“ Beruhigender Gedanke.

Tür offen. Hellere Dunkelheit. Das Licht von Flammen. Kurz werde ich panisch. Ich biege um eine Ecke und stelle erfreut fest, dass es nur ein Kaminfeuer ist. Zwei Sessel sind ihm zugewendet. Darin liegen die Jungs. Beide Schlafen. Ein friedliches Bild. Gemütlich. Obwohl ihre Position sie beim Aufwachen definitiv umbringen wird. Ein schwaches Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen. Nicht weil sie morgen jammern werden – Naja, nicht nur.

Kurzer Blick durch den Raum: Kamin mir direkt gegenüber. Tür rechts neben dem Kamin. Links davon ein Tisch mit drei Stühlen. Ebenfalls links, genau neben mir, eine kleine Küchenzeile mit dem Nötigsten. - Soweit ich das erkennen kann. Die zwei Sessel stehen mitten im Raum. Vor dem Kaminfeuer liegt ein Bärenfell Teppich. Mit Kopf und allem Drum und Dran. Widerlich. Auch an den Wänden hängen ausgestopfte Tiere. Ich versuche nicht darauf zu achten. Es tut mir im Herzen weh.

Ich konzentriere mich auf die Dinge, die ich beim Bau und dem Einrichten der Hütte geändert hätte: Ein Teppich – egal welcher Art – sollte nicht so nah vor dem Feuer liegen. Der Kamin hätte nicht an die Außenwand gebaut werden sollen. Dadurch geht viel zu viel Wärme verloren. Die Tiere an den Holzwänden sind pietätlos. Außerdem gruselig.

Den Rest von dem kleinen Häuschen habe ich noch nicht gesehen, aber da ist sicher noch einiges, was hätte geändert werden sollen.

Hand aufs Herz. Ich schinde nur Zeit.

Unsere Sachen sind in ordentlichen Häufchen auf dem Boden verteilt. Perfekt. Ich habe einen guten Überblick über unser restliches Proviant.

Nachdem ich sicher bin, dass Terr und Jack schlafen (Annika liegt in dem zweiten Bett, dass in dem ersten Raum stand) mache ich mich an die Arbeit. Ich rechne durch, was ich ihnen da lasse und was ich mitnehme. Ich ziehe das T-Shirt aus und meine anderen (wärmeren) Sachen an. Das bisschen, was ich mitnehme, kommt in einen der Stoffsäcke. Alles möglichst leise. Alles auf Zehenspitzen. Alles, ohne darüber nachzudenken, was ich hier eigentlich tue.

Vor den Fenstern hängen tiefschwarze Vorhänge. Ich weiß nicht, ob es draußen hell oder dunkel, nass oder trocken ist. Fast bin ich wütend auf diese drei Vollidioten. Egal ob bei Nacht oder Tag. Ein Feuer erzeugt Rauch. Rauch steigt nach oben. Sie hätten gleich Schilder aufstellen können. Schilder wie: Wir sind hier, kommt und holt uns! Oder Wir sind leichtsinnig und lebensmüde, bitte Einer nach dem Anderen, jeder kann eine Scheibe von uns haben.

Die letzte ErbinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt